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#EndlichwiederProWein

Weniger Aussteller und Besucher, Rohstoffmangel, Klimawandel. Aber auch: Große Freude über endlich wieder persönlichen Austausch und Live-Tastings, ein sehr hohes Qualitätsniveau, bunte, kreative Messestände. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Zwangspause fand die ProWein vom 15. bis 17. Mai auf der Messe Düsseldorf statt.

Nach zweijähriger pandemiebedingter Zwangspause fand die ProWein vom 15. bis 17. Mai auf der Messe Düsseldorf statt. Bild: Messe Düsseldorf/ ctillmann
Von Johanna Wies | Fotos: Messe Düsseldorf/ ctillmann, Johanna Wies

Für die Messe Düsseldorf war es ein erfolgreicher Re-Start der ProWein: Rund 5.700 Ausstellende aus 62 Ländern, über 38.000 Besucher aus 145 Ländern, zahlreiche gute Geschäftsabschlüsse und durchweg positive Stimmung in den 13 Messehallen während der drei Messetage. Allerdings sind dies im Vergleich zu 2019 knapp 1.400 Aussteller und 23.500 Besucher weniger, wo sich zuvor die Weinexperten tummelten, gab es nun reichlich Luft auf den Gängen.

Doch es habe sich mehr als deutlich gezeigt, dass das Präsenzformat mit dem persönlichen Austausch, den Live-Verkostungen und einem umfangreichen fachlichen Rahmenprogramm nicht zu toppen sei. Vor allem die ausgesprochen hohe Internationalität auf Angebots- und Nachfrageseite ist das Alleinstellungsmerkmal der ProWein. „Die ProWein ist die einzige internationale Fachmesse, die den kompletten Weltmarkt abdeckt. Dementsprechend international sind auch die Besucherinnen und Besucher. Zwei Drittel der über 38.000 Profis aus Fachhandel, LEH und HoReCa, die zur ProWein nach Düsseldorf gereist sind, kommt aus dem Ausland“, unterstreicht Michael Degen, Executive Director Messe Düsseldorf.

Wie wichtig das Präsenzformat ist, betont auch das Deutsche Weininstitut als ideeller Träger der ProWein: „Die deutschen Aussteller waren froh, nach der dreijährigen Auszeit auf der ProWein wieder persönliche Gespräche mit ihren Kunden führen zu können. Im Fokus der Präsentationen standen naturgemäß die 2021er Weißweine, die mit ihrer Frische und Spritzigkeit bei den deutschen und internationalen Weinfachleuten sehr gut ankamen“, führt Monika Reule, Geschäftsführerin des DWI, aus.

Eine positive Bilanz zieht auch der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP): „Nach zwei Jahren der Pandemie sind es zwar weniger, dafür interessierte und vor allem qualitativ gut selektierte Fachbesucherinnen und Besucher auf der Messe, sodass es mehr Platz zum Atmen und mehr Zeit für intensive Gespräche gibt. Was am Ende jedoch bleibt, ist, dass trotz viel Veränderung und erforderlicher Kreativität für neue Konzepte, der persönliche Kontakt unersetzlich ist und das Wiedersehen der VDP Winzerinnen und Winzer mit internationalen Freunden auf deutschem Boden im Mittelpunkt steht“, bringt es Theresa Olkus, Geschäftsführung VDP, auf den Punkt.

Bunter, kreativer, stylischer

Dass die Stände dieses Jahr viel bunter sind, bemerkte Alexandra Demuth, Geschäftsführerin Katlenburger Kellerei: „Ich beobachte, dass viele Aussteller sich immer kreativer, jünger und stylisher präsentieren. Eine positive Entwicklung, wie ich finde. Es ist spannend und inspirierend, über die Messe zu laufen und sich die aufwändig gestalteten Präsentationen anzuschauen. Davon profitieren am Ende alle. Es macht so eine Messe ja auch attraktiver, wenn sich die Aussteller kreativ präsentieren. Vor ein paar Jahren war das noch anders, etwas cleaner und gesetzter, da ist man mit einem ausgefallenen Stand sehr hervorgestochen. Auch Demuth erlebte das geringere Publikum: „Wir konnten viel internationales Publikum am Stand begrüßen. Für uns spannend, da wir ja weltweit exportieren und viele gute Gespräche führen konnten.“

Ganz neu bei Katlenburger ist die Tropica-Dose in der Sorte Sex on the beach. Tropica hat die Kellerei zwar schon seit 1989, doch dem beliebten Getränk in der Dose und generell der Wunsch nach ready-to-drink stieg immer mehr, so dass es seit kurzem in den Regalen steht. Neu vorgestellt hat Katlenburger den Alc. Ice Tea in der Sorte Granatapfel, die Fruchtwein-Schorle in der Sorte Maracuja und den Alm Spritz, ein Secco in der Lizenzpartnerschaft mit Almdudler.

 

Ein Wein von Frauen für Frauen

Die Lauffener Weingärtner haben den „Brigitte“ Wein präsentiert, der in Kooperation mit der gleichnamigen Frauenzeitschrift in zwei Weißwein-Varianten entstanden ist. „Auf Basis der hervorragenden Weißweinqualität des 21er Jahrgangs haben wir uns mit der Redaktion der Brigitte zusammengetan und diese innovativen Weine – die ersten Weine von Frauen für Frauen – entwickelt“, so Marian Kopp, Geschäftsführender Vorstand der Lauffener Weingärtner eG.

„Von Frauen für Frauen“ heißt dabei, dass Weingärtnerinnen der traditionsreichen Genossenschaft aus der Hölderlinstadt Lauffen am Neckar im Weinberg und im Keller das Jahr im Weinberg über angepackt haben und die Weine zusammen mit dem Team der Brigitte-Redaktion in Hamburg komponiert und den Markenauftritt vorbereitet haben. Echte Frauenpower in der Flasche ist dabei entstanden. Einen Erfolg gibt es bereits zu verzeichnen: BRIGITTE® Wein ist Gewinner des All Beverage Award 2022.

Immer weniger Alkohol

Der Riesen-Trend Alkoholfrei war auch auf der ProWein omnipräsent, egal ob bei Wein oder Spirituosen. Kolonne Null aus Berlin entwickelt unter dem Motto „Nüchtern ist das neue cool“ gemeinsam mit prämierten Familienweingütern Weine und prickelnde Varianten ohne Alkohol. Da aber Kolonne Null Gründer Moritz Zyrewitz immer öfter nach alkoholreduziertem Wein gefragt wurde, startete er ein weiteres Projekt: Gentle Wine, leichter Wein mit 6 %. „Die Idee ist, dass man einen Teil von Wein komplett entalkoholisiert, und den Null-Prozent Wein mit dem Ursprungswein wieder vermischt. Daraus entstehen die sechs Prozent“, erklärte Max Ventker aus dem Team.

Mit Nassau Free kommt eine hochwertige Whisky-Alternative ohne Alkohol auf den Markt – produziert von der traditionsreichen deutschen Destillerie & Brennerei „Heinrich Habbel“. In der Trendshow „same but different“ spielt Alkoholfrei schon seit 2018 eine große Rolle. Vor allem Trendsetter Siegfried Rheinland Dry Gin hat seit 2018 mit seinem „Wonderleaf“ für Schlagzeilen gesorgt. Das Spektrum vergleichbarer Produkte ist seitdem rasant gestiegen. So hat beispielsweise die Dr. Jaglas GmbH aus Berlin mit ihrem alkoholfreien Hibiskus Aperitif für Aufsehen gesorgt.

Die Heimat Distillers aus Schwaigern bieten neben ihrem Dry Gin und einer Ingwerspirituose alkoholfreie Alternativen, wie zum Beispiel den vogelfrei Sugar Cane mit dem Geschmacksprofil von Rum. „Unser Ramero Rum lagert in einem der größten Rumfasslager Deutschlands. Wir nutzen die Zuckerrohr Melasse aus Guyana, sie ist als Destillat schon fertig im eigenen Blend. Wir veredeln sie dann in eigenen Wein- und Whiskeyfässern aus der Region beziehungsweise national. Der Vorteil darin liegt, dass wir frische Fässer bekommen, die noch nicht ausgetrocknet sind und im besten Fall noch einen Liter Rum oder Whisky enthalten. Uns ist es wichtig, einen Teil der Heimat mit einfließen zu lassen,“ erklärt Marcel Eßlinger, einer der drei Gründer von Heimat Destillers. Das Start-up kommt aus Schweigern bei Heilbronn, ist seit fünf Jahren am Markt und haben letztes Jahr mit dem Thema deutschem Rum begonnen, den sie jetzt vorantreiben wollen. 

Hanneke Schönhals, Winzerin vom Weingut Schönhals und Mitgründerin Zukunftsweine, freut sich, dass darauf geschaut wird, dass der Alkohol nicht zu mächtig ist. Hier ist ihr der 21er-Jahrgang entgegengekommen, da er ein wenig leichter war und weniger Sonneneinstrahlung hatte, und dadurch auch weniger Alkoholgehalt.

Die Fragen werden kritischer

Seit der letzten ProWein haben viele Erzeuger in der Welt des Weines begonnen, ernsthaft in die Anpassung ihrer Weinberge an den Klimawandel zu investieren. Auch die Verbraucher stellen immer kritischere Fragen, so Hanneke Schönhals: „Die Leute haben immer mehr Interesse an dem Thema Nachhaltigkeit. Sie fragen nicht nur nach den Reben und ob der Wein ökologisch produziert wurde, sondern auch nach den Flaschen, ob sie recycelbar sind oder ob wir Mehrweg haben. Es wird immer mehr über das Ganzheitliche nachgedacht und nachgefragt. Unsere Flaschen sind 80 Prozent möglichst leichtes Glas, aber noch kein recyceltes Glas.“ Daher hat sie sich auf der Messe umgeschaut, es habe auch Gespräche darüber gegeben, ob man nicht branchenübergreifend ein Mehrwegsystem einführen kann, doch es sei sehr schwer, sich auf eine Flasche zu einigen. „Aber fast 50 Prozent unseres CO² Abdruckes wird durch unsere Flaschen erzeugt, da muss man sich schon mit auseinandersetzen, Weinbau macht 20 Prozent aus.“

Auf der Suche nach Alternativen

Viele Hersteller haben sich auf der Messe nach alternativen Weinverpackungen umgeschaut. „Unsere Flaschen bestehen zu 80 Prozent aus möglichst leichtem Glas, es ist aber noch kein recyceltes Glas,“ so Schönhals. Daher hat sie sich auf der Messe informiert, es habe auch erste Gespräche darüber gegeben, branchenübergreifend ein Mehrwegsystem einzuführen, doch es sei sehr schwer, sich auf eine Flasche zu einigen. „Aber fast 50 Prozent unseres CO₂-Abdrucks werden durch unsere Flaschen erzeugt, da muss man sich schon mit auseinandersetzen.“

Auch Alexandra Demuth hat sich auf der ProWein umgesehen: „Verfügbarkeit und Preisentwicklung im Bereich der Flaschen sind für uns ein großes Thema. Zum einen belasten steigende Energiepreise die Hersteller, und zum anderen haben tatsächlich manche Werke ihren Sitz in der Ukraine oder in Russland. Dies führt im Bereich der Glasflaschen zu einer schlechteren Verfügbarkeit sowie zu Preissteigerungen. Mit einer Ausnahme kommen alle unsere Produkte in Glasflaschen daher. Natürlich beobachten wir, wie auch viele Wettbewerber, die Entwicklung am Glasmarkt demnach mit Sorge. Auch im Bereich der Kartonagen und Verschlüsse spitzt sich die Lage zu. Wir müssen mit sehr langen Lieferzeiten planen und sind deutlich weniger flexibel als gewohnt. Wenn man auf einen gewissen Produktionsprozess eingestellt ist, lässt sich dies natürlich auch nicht von heute auf morgen umstellen. Wir schauen dennoch zuversichtlich nach vorn, beobachten die Entwicklung und versuchen, schnell auf Veränderungen zu reagieren.“

Vereinzelt gibt es bereits alternative Verpackungen. So wird die aus Spanien importierte Pulpoloco Sangria in einer aseptischen Papierdose vermarket. Diese Papierdose sieht aus wie eine herkömmliche Getränkedose, verbraucht dabei aber 30 Prozent weniger Material als Aluminium oder PET, die üblichen Materialien von Getränkedosen.

Weine mit weniger Säure

In den letzten Jahren fragen die Kunden immer öfter nach säurearmen Wein, das berichtet unter anderem Sonja Sachweh vom Weingut Heinemann: „Gründe dafür sind zum einen die Verträglichkeit bei den Menschen, die sich zu ändern scheint und zum anderen auch der Wunsch nach Weinen, die sich weicher und runder ohne Ecken und Kanten präsentieren. Der Gutedel bringt diese Eigenschaft von Natur aus mit. Er ist bekömmlich und hat wenig Alkohol. Auch diesem zunehmenden Bedürfnis nach wenig Restzucker und moderaten Alkoholwerten wird der Gutedel gerecht. Inzwischen stellen wir aus allen Ecken Deutschlands und selbst aus dem europäischen Ausland eine verstärkte Nachfrage fest. Die Rückmeldung aus der Gastronomie, mit der wir sehr viel zusammenarbeiten bestätigt diesen Trend.“

Naturweine – intensiver Charakter & erklärungsbedürftig

An sehr vielen Ständen wurde zudem der Trend von Naturweinen sichtbar. Sie seien zwar nicht etwas für alle Weinfreunde, aber bei Kennern erfreuen sie sich immer größerer Beliebtheit. „Naturweine sind ein bisschen erklärungsbedürftig. Sie haben einen sehr intensiven Charakter, dadurch, dass sie auch herbere Noten hereinbringen. Jemand, der sich mit Naturwein auskennt, liebt genau diese Aromatik, die ein bisschen erdig und tiefgründig ist und ein bisschen aneckt. Gerade in der Gastronomie ist dies sehr spannend. Ich glaube, das ist auch sehr inspirierend für Köche in Menus mal in einem Gang einen Naturwein einzubinden. Oder es gibt Naturwein Bars, da weiß man, was einen erwartet“, erklärt Hanneke Schönhals. Zum Beispiel ihr Wein „Swing“ lohne sich als Einstiegsnaturwein, da er sehr leicht ist und keine oxidativen Noten oder Gerbstoffnoten hat.

Bei Edeka Ueltzhöfer/ Univinum sind Naturweine bereits seit längerer Zeit im Sortiment. "Ich habe vor circa fünf Jahren angefangen, ein Sortiment mit Weinen aus diesem Bereich aufzubauen. Die Weine sind in der Tat sehr beliebt, vor allem bei jungen Kunden und ebenso bei Kunden, die ihre Weintipps in der Social Media Welt suchen und auch finden. Natürlich reden wir hier nicht von großen Mengen, das wird aus meiner Sicht auch nie der Fall sein, weder hier noch dort, allerdings sehe ich diese Art von Weinen als spannende Ergänzung für das Weinsortiment. Aber immer unter der Prämisse, dass die Weine mit Sinn und Verstand ausgewählt und auch trink – und handelbar sind", erklärt Thomas Krause, Sommelier und Weineinkäufer Edeka Ueltzhöfer. 

Die nächste ProWein findet wieder zum traditionellen Märztermin statt, konkret: 19. bis 21. März 2023.

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