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Goldgruben-Geschäft

Mit Hinblick auf die Marktführerschaft als Nahversorger, setzt Spar Österreich auf Hochfrequenzstandorte in Bahnhöfen. In Salzburg lockerten die erzkonservativen Stadthüter sogar die Sonntagsöffnung.

Von Linda Schuppan

Auf Gleis 2 fährt ein Zug aus München ein. Die Rolltreppe füllt sich mit Bahnreisenden. Unten angekommen, biegt ein Drittel von ihnen in die Glasfassade von Spar ein. So geht das tagein tagaus. Sieben Tage die Woche – bis 23 Uhr. Auch an Feiertagen ist geöffnet.


Bis zu 35000 Reisende am Tag
Mit dem 270 Millionen-Euro-Projekt „Umbau Hauptbahnhof Salzburg“ hat sich die Spar in ein lukratives Nest gesetzt. Im Schnitt frequentieren rund 25?000 Kunden den Bahnhof. Nach Fertigstellung der Ladenpassage Ende 2013 rechnen die Verantwortlichen mit bis zu 35?000 Kunden am Tag. „Ein Goldgruben-Geschäft“, sagt ein vorbeigehender ÖBB-Kollege. Salzburg zählt mit 2,2 Millionen Touristen im Jahr zu den europäischen Spitzenmetropolen. Spar hat dieses Potenzial erkannt.
Die 890 Quadratmeter große Verkaufsfläche ist durchweg auf Convenience und Impulsgeschäft ausgelegt. Die Breite der Gänge wurde auf zwei Meter angepasst, damit Platz für Koffer bleibt. Gleich am Eingang spielt der Linksläufer das Thema Convenience mit einer heißen Theke samt angeschlossener Bäckerei groß aus.
Ein Schild verweist hier auf den gastronomischen Teil der Fläche – so verlangen es die gesetzlichen Auflagen der konservativen Regionalobrigkeiten. Die Frischetheken setzt Spar als Marktplatz-Quader in Szene. Ein psychologisch durchdachter Schachzug, da der Kunde so automatisch emotional abgeholt wird.
Bei Obst und Gemüse fährt das Team ein Basissortiment – der Fokus liegt woanders. Auf Getränken etwa. Die Bestseller stehen in der Zweitplatzierung, Margenträger im Kühlraum.


Waschmittel ist sonntags tabu
Einen Sieg hat Spar bei der Sonntagsöffnung errungen. Für den Standort gilt eine Sondergenehmigung. Nur Waschmittel und Toilettenpapier darf am heiligen Sonntag nicht verkauft werden und bleibt hinter einem Rollo versteckt. Bei allem anderen drückt der liebe Gott ein Auge zu.

 

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