Erinnern Sie sich noch daran, als im Kühlregal nur ein paar Flaschen frisch gepresster Orangensaft und einige Becher Cappuccino standen? Heute bietet der Blick ins Regal eine nahezu unüberschaubare Anzahl an frischen Produkten unterschiedlicher Warengruppen – quasi ein Rundgang durch das Sortiment. Die Anforderungen der Shopper sind deutlich gestiegen.
Chilled Food ist ein impulsgetriebenes Sortiment. Gefragt sind schneller Einkauf, kurze Wegstrecken und aktuelle Sortimente, ist Oliver Frielingsdorf, Leitung Marketing bei Pastahersteller Steinhaus, überzeugt. „Aus unserer Sicht geht es dabei nicht um den sofortigen Kaltverzehr, sondern um eine Bedarfsdeckung von morgens bis abends.“
Dazu sollten Verbraucher fertig zubereiteten Salat, ein frisches Fertiggericht und ein kühles Getränk allerdings auch an derselben Stelle finden. Frielingsdorf glaubt, dass die Kategorie weiter wachsen wird. Denn Verbraucher suchen bequeme und hochwertige Lösungen für den Alltag.
Im Vertriebskanal Verbrauchermärkte wuchs die Kategorie Chilled Food nach Angaben des Marktforschungsinstituts Nielsen im ersten Halbjahr 2016 um 5,2 Prozent auf knapp 346 Millionen Euro (1. Halbjahr 2015: gut 328 Mio. Euro). Im Lebensmittelhandel (> 100 m2) legte er im gleichen Zeitraum um 5,8 Prozent auf 953 Millionen Euro zu (1. Halbjahr 2015: 900 Mio. Euro) und bei den Discountern um sieben Prozent auf 510 Millionen Euro (2015: knapp 477 Mio. Euro).
Wohin geht der Trend?
Aldi Süd hat im vergangenen Dezember in ausgewählten Filialen frische Fertiggerichte eingeführt – zwei Mahlzeiten, täglich wechselnd. Das Sortiment umfasst 52 Gerichte. Zum Angebot gehören etwa Grünkohleintopf oder Sauerbratengulasch. Auch bei Aldi Süd beobachtet man einen Trend zu Convenience- Food. „Die Ursachen sind aus unserer Sicht unter anderem in gesellschaftlichen Veränderungen zu suchen – etwa dem wachsenden Anteil berufstätiger Frauen, einer Zunahme der Single-Haushalte, Zeitmangel sowie dem steigenden Durchschnittsalter“, heißt es bei Aldi Süd.
Discounter Netto führt seit Mitte 2016 frische gekühlte Fertiggerichte im Sortiment. Seit März dieses Jahres bietet die Edeka-Tochter täglich zwei Mahlzeiten an, die das Unternehmen über verschiedene Lieferanten bezieht. Ausrichtung: gutbürgerlich – gleichzeitig aber schonend gegart: „Wie selbst gekocht“, so der Anspruch.
Auch Fleischwarenhersteller Wolf beobachtet, dass Verbraucher neben Bequemlichkeit verstärkt auf Inhaltsstoffe achten. Unter der Marke Forster hat Wolf schon 2008 alle Rezepturen nach Clean-Label-Vorgaben überarbeitet. Die Gerichte sind seitdem frei von künstlichen Geschmacksverstärkern, Hefeextrakt, Farbstoffen und gentechnisch veränderten Zusatzstoffen.
„Die Ernährungsgewohnheiten diff erenzieren sich immer mehr“, sagt Christian Wolf, Geschäftsführer der Wolf-Firmengruppe. „Hier können die Hersteller ansetzen und bei der Produktentwicklung auch an Konsumenten denken, die zum Beispiel durch Unverträglichkeiten oder aus religiösen Gründen bestimmte Zutaten vermeiden.“