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Hygienepapiere: Neue Herausforderungen

Von Hamsterkäufen spricht die Branche nicht mehr. Jetzt stehen steigende Kosten und Co. auf der Agenda. Zugleich gilt es, auf verändertes Konsumverhalten zu reagieren und nachhaltige Lösungen anzubieten.

Foto: Adobe Stock/Africa Studio
Von Sibylle Menzel | Fotos: Adobe Stock/Africa Studio

Papierwaren, analysiert der GfK Consumer Index für April 2022, haben Corona überwunden. Die Einbrüche, die auf die Hamsterkäufe folgten, scheinen also passé, nahezu alle Kategorien konnten wachsen, vor allem Papiertaschentücher (+ 34,7 %, YTD April).

Andere Kategorien wurden mit einstelligen, aber respektablen Zuwächsen registriert, wie etwa Baby-Reinigungstücher (+ 9,3 %) und Toilettenpapier (+ 6 %), leichte Umsatzeinbußen musste nur feuchtes Toilettenpapier (– 0,2 %) hinnehmen. Fazit der GfK-Experten: ein Umsatzplus von 9,7 Prozent (YTD April); das Wachstum sei auch in weiterhin schwierigen Zeiten stabil.

Schwierige Zeiten, das bedeutet wie für viele Industriezweige auch für die Hersteller von Hygienepapieren vor allem enorme Steigerungen der Energiekosten. „Aufgrund der Energiepreissituation kann es dazu kommen, dass die Produktion zeitweise nicht mehr wirtschaftlich ist", berichtet beispielsweise die Wepa-Gruppe, Hygienepapierspezialist für Handelsmarken. Produktpreisanpassungen sind die Folge.

Die Folgen einer Drosselung der Erdgasversorgung würde die Papierproduktion sogar weitestgehend lahmlegen, wie der Verband Die Papierindustrie Anfang Juni nach einer Mitgliederumfrage erklärt ‒ käme es zu einem Gas-Stopp, könnten nur noch etwa zwölf Prozent der sonst üblichen Menge an Papier, Karton und Pappe für Hygiene, Ernährung und Co. hergestellt werden.

Unterbrochene Lieferketten und die daraus resultierende Verknappung von Rohstoffen, Waren und Frachtraum treiben die Hersteller zusätzlich um. Albaad hält daher seine Produktionsplanung an allen europäischen Standorten so flexibel wie möglich, um auf eventuelle Ausfälle reagieren zu können. Gleichzeitig profitiert der Feuchttuchhersteller wo immer möglich von lokaler Rohwaren-
beschaffung. Auch Hakle begreift es angesichts der Herausforderungen als wichtigste Aufgabe, etwa durch den Einsatz neuer regionaler Rohstoffe wie Gras im Papier, Innovationen voranzutreiben. 

Maxi-Lösungen bevorzugt

Insgesamt beobachten die Hersteller ein verändertes Konsumverhalten. Im Zuge steigender Kosten rückt der Preis wieder in den Vordergrund ‒ Handelsmarken gewinnen wieder an Attraktivität, das gilt auch für Discounter als Einkaufsstätte.

Ein bezeichnendes Umsatzplus von 50 Prozent für Hygieneartikel/-papiere bestätigen die Marktforscher von IRI etwa für März (KW 11), von der positiven Entwicklung profitierten mit einem Plus von 25 Prozent insbesondere die Handelsmarken. Getrieben wurde die Kategorie von Damenhygiene (+ 28 % im März vs. Vorjahr), allerdings lässt sich davon ausgehen, dass hierbei etwa Spendenkäufe im Rahmen des Ukrainekrieges zu Buche schlagen.

Seit der Pandemie unverändert führen Verbraucher aber ihre Gewohnheit fort, seltener, dafür mehr einzukaufen, so die weitere Beobachtung. Entsprechend finden Maxi-Formate für Küchentücher und andere Varianten bei dieser Zielgruppe aktuell besonderen Anklang, fasst Petra Ahlendorf, Geschäftsführerin von Kimberly-Clark, zusammen.

Das neue Normal

„Nachhaltigkeit“, heißt es aus dem Hause Wepa, „wird das neue Normal.“ Nachhaltige Produktlösungen sieht die Branche generell weiter im Verbraucherfokus. „Produkte wie das erste Zewa-Toilettenpapier mit Stroh oder Tempo Bamboo Eco mit 25 Prozent schnell nachwachsendem Bambus helfen den Verbrauchern, ihren eigenen CO2-Abdruck zu verkleinern“, erklärt beispielsweise Essity seine Lancierungen. 

Ebenso intensiv wird an den Verpackungen gearbeitet. Essity setzt überwiegend FSC-zertifiziertes Material ein; auf Verpackungen und Plastik, deren Einsatz als unnötig identifiziert wurde, wird verzichtet. Auch Hakle positioniert sich mit einer umweltfreundlichen Umverpackung, die aus 100 Prozent recyceltem Folienmaterial besteht. Sie schützt Hakle Naturel, das erste Toilettenpapier des Hauses mit Grasanteil. 


INFO

Touchpoint PoS 

Welche Trends lassen sich am PoS erkennen? Hygienepapiere der Zukunft sind nachhaltig und convenient, heißt es von Wepa: „Sie sind hochwertig in Qualität sowie Design, bestehen aus Recyclingfasern und anderen alternativen nachhaltigen Faserkonzepten.“

Auch bei der Herstellung von Werbemitteln werde das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger, beobachtet Essity. Für die Tempo-Travelpacks wurde daher ein Dispenser aus Graspapier entwickelt. 

Für Kimberly-Clark spielt außerdem Digitalisierung am PoS eine immer größere Rolle. Das Unternehmen setzt neben Couponing am Regal zunehmend digitale Couponing-Anwendungen ein. 


 

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