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Flotte Flosse Thunfisch!

Thunfisch ist eines der weltweit meistgehandelten Lebensmittel. Industrielle Fangmethoden reduzierten die Bestände drastisch. Umso wichtiger sind vielen Verbrauchern Siegel wie MSC und Dolphin Safe, deren Ziel die Sicherung der Fischbestände ist.

Von Roswitha Knye | Fotos: Adobe Stock/HLPhoto

Gegrillt, gebraten, im Salat oder ganz schlicht als Pizzabelag: Thunfisch zählt zu den beliebtesten Fischen, die in Deutschland regelmäßig verzehrt werden, denn er ist nicht nur gesund, sondern auch schmackhaft. Seine fleischartige Konsistenz macht ihn selbst für Verbraucher attraktiv, die Fischsorten mit weichem Fleisch meiden.

Der Absatz ist in den letzten drei Jahren kontinuierlich gestiegen, und mittlerweile rangiert er auf Platz zwei der Rangliste des Fisch-Informationszentrum, nur Lachs liegt in der Gunst noch etwas weiter vorne und belegt den ersten Platz des Rankings. Knapp 14 Kilogramm Fisch isst jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr, davon etwa 2,3 Kilogramm Thunfisch. Der Pro-Kopf-Konsum verzeichnet seit 2017 jährlich ein durchschnittliches Plus von 0,3 Prozent. Im vergangenen Jahr belief sich das Umsatzvolumen bei Fisch und Meeresfrüchten im Einzelhandel in Deutschland auf 3,6 Milliarden Euro.

Die hohe Nachfrage sowie industrielle Fischerei verbunden mit Beifang führten in der Vergangenheit jedoch zu einem starken Rückgang der Bestände. Nachhaltigkeit, bei der eine Überfischung vermieden wird, ist für zahlreiche Konsumenten daher ein zentrales Thema, bei dem Herkunft und Fangmethode mit entscheidend sind. Rund 65 Prozent der Thunfischprodukte auf dem deutschen Markt stammen von Beständen aus dem Pazifik, rund 17 Prozent aus dem Indischen Ozean.

Fischbestände sichern

Im Jahr 2021 trugen 41 Prozent des im deutschen Lebensmittelhandel verkauften Thunfischs das MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei (Quelle: Statista). Der Marine Stewardship Council (MSC) garantiert mit seinem Siegel die Einhaltung internationaler Standards, die Erhaltung von Ökosystemen durch Minimierung des Beifangs sowie keine Überfischung und Erholungsphasen für überfischte Bestände.

Das langfristige Ziel besteht in der Sicherung von Fischbeständen für die Zukunft durch ein weltweites Kontroll- und Zertifizierungssystem in der Meeresfischerei. Das heisst, Thunfisch kann nachhaltig gefangen werden, wenn die Fischerei die strengen Vorgaben und Kriterien zu Beständen und Beifang erfüllt. Die Bedeutung der Siegel nimmt man auch im Handel wahr. Werner Klahn, stellvertretender Marktleiter bei Edeka Jens in Lübeck, bewertet die Siegel äußerst positiv: „Generell liegt Nachhaltigkeit bei unseren Kunden ganz klar im Trend, daher sind Zertifizierungen, die den Bestand schützen und dem Verbraucher beim Kauf ein gutes Gefühl vermitteln, ausgesprochen wichtig.“ 

Bei Followfood setzt man beim Thunfisch auf die Sorte Skipjack, die für ihr relativ schnelles Wachstum und Reproduktionspotenzial bekannt ist. Auch die Fangmethode spielt eine Rolle, so Wiebke Schöning: „Meistens wird Skipjack mit Ringwaden gefangen, was zu kritischem Beifang von bedrohten Tierarten wie Haien und Rochen führen kann. Daher beziehen wir ausschließlich Skipjack, der mit Hand geangelt wurde. Dies ermöglicht eine hohe Selektivität und vermeidet kritischen Beifang.“

Die Dose liegt vorne

Qualität, Nachhaltigkeit und Transparenz sind auch bei der Deutschen See das große Thema beim Thunfisch. Die Kette vom Fang über die Verarbeitung bis zur Lieferung liegt komplett in eigener Hand. Tammo Schäfer, Senior-Produktmanager Deutsche See: „Wir bedienen jedes einzelne Glied der Kette selbst. Und alles beginnt mit dem Fang von MSC-zertifiziertem Thunfisch durch die eigene Flotte.“

Am liebsten wird in Deutschland zu Thunfisch aus der Konserve gegriffen, rund 70 Prozent der verkauften Gesamtmenge besteht im Dosenanteil, in denen fast immer Echter Bonito verarbeitet wird. Echter Bonito ist weltweit die meistgefangene Art und die meistverzehrte in Deutschland. Dem gegenüber stehen Frischfisch und Tiefkühlware, meist Gelbflossenthun, die prozentual einen weit geringeren Anteil am Gesamtvolumen haben als die beliebten Dosenprodukte, jedoch steigt der Absatz stetig (Quelle: Thunfischbericht MSC).

Pflanzliche Alternativen

Vegetarier und Veganer müssen dank pflanzlicher Alternativen nicht auf den Geschmack von Thunfisch verzichten. Binnen zwei Jahren hat sich der Umsatz mit pflanzlichen Fischalternativen in Deutschland laut Nielsen mehr als versechsfacht. Experten sagen der Kategorie ein enormes Wachstum voraus. Für die nächsten zehn Jahre prognostiziert das internationale Marktforschungsunternehmen Fact MR ein durchschnittliches Wachstum von 28 Prozent pro Jahr.

Pflanzliche Alternativen, besonders wenn diese auf Soja- oder Erbsenprotein basieren, können eine gute Eiweißquelle sein. Der Vorteil in der Klima-, Wasser- und Flächenbilanz ist hier jedoch nicht so eindeutig wie etwa bei Rindfleischalternativen. Wiebke Schöning ergänzt: „Der Fußabdruck von Thunfisch, vor allem mit Hand gefangen, ist sehr gering, und durch den Wildfang werden keine Wasserressourcen oder landwirtschaftliche Fläche genutzt. Nachhaltig sind pflanzliche Alternativen aus unserer Sicht nur, wenn die Rohstoffe aus ökologischem Anbau kommen und beim Soja abholzungsfreie Lieferketten sichergestellt sind.“

Was punktet im Handel besonders? Werner Klahn von Edeka Jens meint: „Ob aus der Dose oder frisch, echter Thunfisch oder eine pflanzliche Alternative – dem Konsumenten muss es vor allem schmecken. Mit neuen Sorten und Marketing, wie etwa saisonalen Rezeptideen oder klassischen PoS-Aktionen, werden Kaufanreize geschaffen, die sich direkt auf den Absatz auswirken.“ Damit die Zukunft des Thunfisch weiterhin positiv aussieht, wäre es demnach wünschenswert, dass das Nachhaltigkeitsdefizit bei unzertifiziertem Dosenthunfisch im unteren Preissegment bald der Vergangenheit angehört.


INTERVIEW

Welche Sorten dominieren den Markt? 

Ganz klar die Klassiker, die einen Marktanteil von 80 Prozent erreichen. Weit vorne ist Tunfisch in Aufguss, dann folgt Thunfisch in Öl. 

Welche Rolle spielen Herkunft, Bestand und Nachhaltigkeit?

Alles beginnt mit dem Fang von MSC-zertifiziertem Thunfisch. Denn bei Thunfisch ist Nachhaltigkeit den Verbrauchern enorm wichtig.

Was liegt derzeit bei Convenience-Produkten im Trend?

Bei Convenience insgesamt liegen Grillprodukte im Trend, wie etwa fix und fertig marinierter Fisch, der direkt auf den Grill gelegt werden kann. Wichtig ist es immer, neue Verzehranlässe zu schaffen, etwa durch moderne Rezepte. Thunfisch ist ein wahres Allroundtalent und funktioniert sowohl in der Simple Kitchen als auch bei Low Carb und ist für viele Zielgruppen interessant.


 


MSC Thunfisch-Bericht

Mehr zu Thunfischarten, Fangmethoden, Nachhaltigkeitsaspekten und dem Thunfischangebot im LEH gibt es im MSC Thunfisch-Bericht:

https://www.msc.org/de/presse/thunfisch-pressekit-fuer-journalisten

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