Das Büro von Reinhard Schneider gleicht einer Trophäensammlung, mittendrin der Deutsche Umweltpreis, den er aus den Händen des Bundespräsidenten bekommen hat. Wer sichtbare Beweise für die Innovationskraft seines Unternehmens Werner & Mertz braucht, findet sie hier, aufgereiht auf einem Sideboard. Schneider hat sich dem Kampf gegen Plastik und Verpackungsmüll verschrieben – ausgerechnet als Hersteller von Wasch- und Spülmitteln, die ohne diese Schutzhülle nicht auskommen. Seine Verpackungen bestehen bereits aus 100 Prozent Rezyklat, doch das reicht ihm nicht. Er möchte die ganze Branche davon überzeugen mitzumachen. Die Marke seines Unternehmens kennen und vertrauen die meisten Deutschen: Frosch.
Eine Portion Zuversicht
„In diesen anstrengenden Zeiten verkaufen wir eine Portion begründete Zuversicht“, sagt Schneider in seinem Büro in Mainz, mit Blick auf die Produktionsanlagen und den Rhein. Aus seiner Sicht gehören drei Dinge zur Frosch-Erfolgsformel: Die Qualität der Produkte, die Lebensfreude, die die Marke ausstrahlt, sowie das Angebot an die Konsumenten, eine nachhaltige und gleichzeitig verzichtfreie Wahl am Regal treffen zu können.
Neue Produkte oder die Ausweitung in neue Kategorien sind bei Frosch nur dann möglich, wenn sie einen echten Mehrwert für die Umwelt bieten – denn sie sollen auch stets auf das Glaubwürdigkeitskonto der Marke einzahlen. Eine hohe Hürde und gleichzeitig ein Ansporn, der laut Schneider die Kreativität nicht ausbremst, sondern vielmehr befördert. Er zeigt den Trigger einer Sprühflasche, der vollständig aus recyceltem Kunststoff besteht – eine Innovation, alles andere als einfach zu bewerkstelligen, erreicht in Zusammenarbeit mit einem Verpackungsanbieter.
Gegen “Promotionitis”
Greenwashing und zweifelhafte Umweltversprechen kann der Frosch-Chef nicht ausstehen. Im Gespräch kritisiert er auch das, was er „Promotionitis“ nennt: „Hohe Promotionsanteile im LEH führen dauerhaft zur Erosion des Markenvertrauens“, ist er überzeugt. Nun wird Frosch erstmals bei einem Discounter angeboten – Lidl. Das hat jedoch keine Auswirkung auf die Souveränität der Marke, betont Schneider. Das Markenversprechen wird gehalten, es handelt sich zudem um eine Festlistung und keine kurzzeitige Aktion.
2024 war das umsatzstärkste Jahr der Geschichte für das Mainzer Unternehmen. Trotzdem macht sich Schneider Sorgen, und zwar um die abnehmende Recyclingquote
in Deutschland sowie die Untätigkeit der EU und der Bundesregierung in Sachen Kreislaufwirtschaft. Hier müsse Tempo gemacht werden, stattdessen werde vielfach die Entwicklung hin zu nachhaltigen Verpackungslösungen verhindert.
Solide Kommunikation
"Wir kommunizieren über das Erreichte und machen keine großspurigen Ankündigungen“, betont Schneider. Der solide Mittelständler zeigt höchstens in der Freizeit
einen Hang zum Abenteurer: Nach Windsurfing hat er das E-Foiling für sich entdeckt.
Dabei „schwebt“ man auf einem Surfboard mit moderner Technik über dem Wasser – umweltfreundlich durch einen elektrischen Motor angetrieben.