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Kettern: „Wasgau bleibt Wasgau“

Bei der Bilanzpressekonferenz der Wasgau waren es weniger die Zahlen, die im Vordergrund standen. Die Meldungen rund um die Neuordnung der Aktionärsstruktur des mittelständischen Handelsunternehmens hatte in den vergangenen Tagen für Spekulationen gesorgt. Branchenexperten vermuten dahinter eine schleichende Übernahme der Rewe. Die Gerüchteküche wollte Wasgau-Chef Alois Kettern (Foto) denn auch eindeutig ausräumen und betonte: „Wasgau bleibt Wasgau.“

Erst gestern hatte die Wasgau den Antrag zum Anteilserwerb durch die Rewe beim Bundeskartellamt vorgelegt. Nun werden die Wettbewerbshüter über den Fall zu entscheiden haben. Spätestens Ende Juli werden die Bonner ihr Urteil sprechen. Experten sehen einer Zustimmung kritisch entgegen. Bundeskartellamts-Chef Andreas Mundt sieht in dem Bestreben die Gefahr einer Ausdehnung der oligopolistischen Strukturen des deutschen Lebensmittelhandels. Eine Ansicht, die der Vorstandsvorsitzende der Wasgau vehement zurückweist: „Wenn Herr Mundt es bereits im Vorfeld als bedenklich sieht, das Verfahren einzuleiten, frage ich mich, warum die Verantwortlichen es in der Vergangenheit zugelassen haben, dass sich 85 Prozent des gesamten Marktes im deutschen Lebensmittelhandel auf vier Player konzentrieren.“ Kettern betonte zugleich, dass es sich bei der geplanten Neuordnung nicht um eine Übernahme der Wasgau durch die Rewe handelt: „Wir wollen mit diesem Schritt lediglich die Eigenständigkeit der Wasgau für die Zukunft sichern.“ Im Fokus des internen Gesellschafterwechsel und dem bereits bestehenden Kooperationsvertrag mit der Rewe sieht Kettern lediglich das Warengeschäft für die 89 Verbrauchermärkte und sieben C&C-Märkte gesichert.

Eine Namensveränderung oder eine etwaige Verlagerung von Logistikstandorten – wie in den vergangenen Tagen vielfach kolportiert – sei ausgeschlossen, betonte Kettern. So würde – stimmt das Bundeskartellamt den Plänen zu – die Rewe in Zukunft zwar 51 Prozent am Gesellschafterkapital an der Wasgau Food Beteiligungsgesellschaft übernehmen. Anders sei die Lage hingegen bei der Stimmrechtsgewichtung. Hier habe die Familie Hornbach – allen voran Otmar Hornbach – im Vorfeld juristisch dafür Sorge getragen, dass die Gesellschafteranteile und das Stimmrecht nicht gleich gewichtet werden. Kurzum: Dadurch sei eine Einflussnahme des neuen Gesellschafters Rewe ins operative und strategische Geschäft der Wasgau langfristig ausgehebelt. Die Vorteile der Rewe an der Beteiligung dürften maßgeblich in der Erschließung der mit rund 100 Märkte eher spärlich besetzten Region Saarland und Pfalz (Nielsen 3a) liegen. Sollte das Bundeskartellamt den Antrag ablehnen, wollen die Pirmasenser Berufung in Düsseldorf einlegen.

Das Geschäftsjahr 2012 hat die Wasgau mit einem Netto-Umsatzplus von ein Prozent abgeschlossen (ca. 487 Mio. Euro / 2011: 482 Millionen Euro). Davon entfallen rund 334 Milionen Euro auf den Einzelhandel und rund 152 Millionen Euro auf den Großhandel. Das Ergebnis vor Steuern beläuft sich auf 4,5 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich 2012 im Vergleich zu 2011 von 70,2 auf 71,5 Prozent. Nach der Schließung von drei Märkten zu Beginn des Jahres plant die Wasgau im Herbst drei Neueröffnungen. Für 2014 habe man sich bereits zwei Mietverträge gesichert. Die Anzahl der Verbrauchermärkte liegt derzeit bei 89. Hinzu kommen sieben Cash & Carry Märkte. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 4000 in 2011 auf 3900 in 2012 zurückgegangen.

 

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