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Koelnmesse mit Umsatzeinbruch und Verlust / Anuga als Hybrid-Messe geplant

Für 2020 meldet die Koelnmesse pandemiebedingt einen Umsatzeinbruch und einen hohen Verlust. Die Veranstaltungen ab September 2021, darunter auch die Anuga (9.-13. Oktober), sollen als hybride Formate durchgeführt werden.

Von Mirko Jeschke | Fotos: Koelnmesse

Die Koelnmesse hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 94,3 Millionen Euro und einen Jahresfehlbetrag von 109,6 Millionen Euro erwirtschaftet. Dies geht aus dem nun vorgelegten Geschäftsbericht 2020 hervor. Im Rekordjahr 2019 hatte die Koelnmesse noch 413 Millionen Euro umgesetzt und mehr als 30 Millionen Euro Gewinn gemacht. Nach den Worten von Finanz-Geschäftsführer Herbert Marner wurde das überdurchschnittlich hohe Eigenkapital von mehr als 250 Millionen Euro von Beginn 2020 bis zum Jahresende fast zur Hälfte aufgebraucht. Es reiche aber aus, um auch die bisher bekannten und eventuell weitere Ausfälle in 2021 zu tragen. Dies gelte bis auf Weiteres auch für die Liquidität. „Bei weiter andauernden Messeverboten werden wir in 2022 gegebenenfalls weiteren Finanzierungsbedarf haben. Alle Prognosen“, so Marner weiter, „hängen natürlich ebenfalls von der weiteren Corona-Politik ab. Stand heute planen wir – einen Re-Start im Laufe des zweiten Halbjahrs vorausgesetzt – für 2021 mit einem Umsatz deutlich unter200 Millionen Euro.“ Für 2021 rechnet das Unternehmen außerdem mit weiteren signifikanten Verlusten.

Laut Koelnmesse seien die wirtschaftlichen Einbußen infolge der Pandemie gravierend, Durchhaltewillen und der Glaube an die Zukunft aber ungebrochen. „Die Krise treibt uns an“, sagt Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse. „Sie hat unsere Kreativität befeuert, uns zu neuen Ideen motiviert und digitale Entwicklungen beschleunigt.“ Aber: „Sie führt uns auch an unsere finanziellen Grenzen.“

„Unsere Aussteller brauchen zeitlichen Planungsvorlauf. Nur mit konkreten und belastbaren Öffnungsszenarien der politisch Verantwortlichen in Deutschland kann es uns gelingen, unsere Kunden zu motivieren und den Betrieb wieder aufzunehmen. Ansonsten läuft der Messeplatz Deutschland Gefahr, den weltweiten Anschluss zu verlieren“, so Böse weiter. Die jüngsten Nachrichten aus dem NRW-Wirtschaftsministerium, Messen bei nachhaltiger Inzidenz unter 50 wieder zuzulassen, seien ein Schritt in die richtige Richtung, der „unseren Herbstmessen ein Stück weit Planungssicherheit bietet.“ Die aktuelle Coronaschutzverordnung des Landes sieht wie frühere Bestimmungen wieder Vorgaben von sieben Quadratmetern Ausstellungsfläche pro Person vor. „Damit können wir unsere Vorbereitungen fortsetzen. Die Politik hat uns wieder auf dem Schirm.“

Ready for Re-Start: Neue Formate und Leistungen

Nach eigenen Angaben hat die Messegesellschaft, die seit März 2020 keine Eigenveranstaltungen in Köln mehr durchführt, im Verlauf der Pandemie in kürzester Zeit digitale Messekonzepte und Geschäftsmodelle generiert und umgesetzt, hybride Formate und Ganzjahreskonzepte entwickelt. Ihr Sicherheitskonzept #B-SAFE4business stelle sicher, dass Messen auch in Zeiten der Pandemie möglich seien. Sie biete ihren Kunden in Zukunft auf dem Gelände wie im Netz neue digitale Leistungen und habe die digitale Fitness des Koelnmesse-Teams kontinuierlich verbessert. Mit Unterstützung der Gesellschafter werde das Investitionsprogramm Koelnmesse 3.0 weiter vorangetrieben.

„Digitale Veranstaltungen haben Maßstäbe gesetzt“

Oliver Frese, in der Geschäftsführung als COO für die Portfolioentwicklung der Koelnmesse verantwortlich, sieht wesentliche Veränderungen in der Struktur der Veranstaltungen: „Wir haben uns in den vergangenen Monaten noch stärker als zuvor der Entwicklung hybrider und digitaler Messeerlebnisse bis hin zur ganzjährigen Online-Präsenz unserer Messemarken gewidmet. Unsere digitalen Veranstaltungen wie die gamescom, aber auch die interzum @home, die DMEXCO @homeund die h+h cologne @home, haben Maßstäbe in ihren jeweiligen Industrien gesetzt und machen uns zum digitalen Vorreiter der Messebranche. Noch bleiben die Umsätze der digitalen Komponenten aber hinter denen physischer Messen zurück.

Aber wir arbeiten aktiv daran, zukünftig noch mehr Gewinn bringende digitale Leistungen für unsere Kunden zu entwickeln.“ Die Veranstaltungen ab September, darunter Kind + Jugend, IDS und Anuga, sind als hybride Formate geplant. Frese: „Auch wenn die ersten Messen vor Ort wahrscheinlich nicht auf Anhieb die Dimension und die globale Internationalität wie früher haben: Hauptsache, wir sind schnellstmöglich zurück! Unsere digitalen Angebote werden an Reichweite vieles kompensieren.“

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