Artikel

Konsum Dresden zieht sich aus dem Westen zurück

Nach fünf Jahren zieht sich die Konsumgenossenschaft Dresden aus Franken zurück. Seit 2007 hatten die Dresdner versucht, mit ihrem Regionalkonzept in Erlangen und Nürnberg Fuß zu fassen. Letztlich hatten es die vier Frida-Filialen nicht geschafft, schwarze Zahlen zu schreiben – zu groß war der Druck auf das Kerngeschäft in Dresden geworden.

So hatte Konsum Dresden-Chef Roger Ulke bereits im Juni ein Schreiben an die Dividendenberechtigten der Konsumgenossenschaft verschickt, in dem er über die Entscheidung, das Unternehmen aus Franken zurückzuziehen, informierte. Ein Konsum-Mitglied wurde auf den Fall aufmerksam und machte den Fall öffentlich. Die Medien-Lawine kam unvermittelt und in völlig falscher Reihenfolge, hatte der Vorstand doch zuerst die Dividendenberechtigten informiert – und nicht die Banken.

Mit einem Gesamtumsatz von rund 110 Millionen Euro in 2011 und einem Bilanzgewinn von rund 400.000 Euro, bleibt den Dresdner nicht viel Spielraum für Risiken. Erst im Juni hatten die Konsumgenossenschaften einen herben Rückschlag einstecken müssen: Das Unternehmen hatte seine Filiale in der Dresdner Centrum-Galerie – einer Art Premium-Mall mitten in der City – geschlossen. Als Grund gab der Vorstand an, die technisch ungenügenden Rahmenbedingungen wären der Anlass gewesen, so dass ein weiterer Betrieb im Sinne der Kunden nicht mehr möglich gewesen sei. Der Centrums-Betreiber hielt dagegen – und bekam am Ende Recht. Nun müssen die Dresdner Forderungen in Höhe von rund 290.000 Euro nachkommen – eine Summe, die die Konsumgenossen hart trifft.

Die Zeichen einer misslichen Gesamtwirtschaftslage der Konsumgenossen verdichten sich auch vor diesem Hintergrund: Bereits im vergangenen Jahr hatte der Vorstand eine Überprüfung des Sortiments angeordnet und dieses sukzessive bereinigt. Mit der Bereinigung dürfte sich Konsum Dresden zwar etwas Luft geschaffen haben, nimmt sich im selben Zuge aber einen wichtigen Wettbewerbsvorteil. So klagen viele Mitarbeiter seitdem über mangelnde Flexibilität in der Order von Innovationen – die fehlten am Ende entweder gänzlich in den Regalen oder würden viel zu spät geliefert.

Auf Mitarbeiterseite haben die jüngsten Vorfälle große Verunsicherung zur Folge. Man habe Angst, dass nach der Veräußerung der Standorte in Franken nun auch die Stammregion betroffen sein könnte. Die Vorzeichen für das Jahr 2012 hatte Roge Ulke bereits Ende 2011 angedeutet. Man stehe vor einem schwierigen Jahr, hatte er geäußert.

Insgesamt agiert Konsum Dresden in der Metropolregion der sächsischen Hauptstadt in einem hart umkämpften Markt. Der Discountanteil beträgt zum Teil bis zu 70 Prozent – Neueröffnung sind vor dem Hintergrund der Flächensättigung geradezu ausgeschlossen. Auf Vollsortimentsseite besetzt Kaufland wichtige Schlüsselstandorte. Die Nahversorgerrolle teilen sich Netto, Aldi, Lidl und Penny. Für Konsum Dresden mit seinen Vertriebsschienen Frida und Konsum bleibt der Premium-Sektor – entsprechende Standorte in kaufkräftigen Gebieten besetzt das Unternehmen.Standorte, die wiederum für Marktteilnehmer wie Edeka und Rewe interessant sind.

Für seine Filialen in Franken sucht Konsum Dresden nun Abnehmer. Eine Filiale ist bereits geschlossen – ein Getränkefachhändler hat die Fläche in Nürnberg-Erlenstegen übernommen. Die restlichen drei Märkte stehen zur Disposition. Auf RUNDSCHAU-Anfrage teilt die Rewe Group mit, dass Rewe "zu keinem Zeitpunkt Interesse an einer möglichen Übernahme hatte". Anders sieht die Interessenslage in Dresden selbst aus. Sollten sich Opportunitäten im Markt bieten, werde man diese genau überprüfen, heißt es. Stärkeres Interesse bekundet die Edeka-Region Nordbayern-Sachsen-Thüringen: Grundsätzlich seien alle Standorte in der Metropolregion Nürnberg, insbesondere in den Städten von Interesse. Stellenabbau, so verlautet es aus Dresden, hätte der Rückzug aus Franken nicht zur Folge. Das Halten qualifizierter Mitarbeiter habe oberste Priorität.

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise