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Orte der Innovation: Milch neu gedreht

Das Milk Innovation Center im niedersächsischen Zeven ist eines von zwei Forschungszentren in Deutschland, in denen der Molkereiriese DMK neue Verfahren und Produkte entwickelt. Konsumtrends prägen die Arbeit, aber auch die Möglichkeiten, die die Verarbeitung des komplexen Lebensmittels Milch bietet.

Im Milk Innovation Center (MIC) von DMK berichten Sven-Rainer Döring, Leiter Verfahrensentwicklung bei DMK (r.) und Michael Hahn, Senior Produktentwickler, über ihre Arbeit.
Von Martina Kausch | Fotos: Kausch/RUNDSCHAU

Es steht an prominentem Platz gleich neben den riesigen Produktionsanlagen: Das Milk Innovation Center (MIC) in Zeven. Hier ist DMK Trends auf der Spur. Es ist eine Molkerei im Kleinen, dazu Labor, Küche, Kühlräume – und modernste Technik. Denn bei Neuerungen im Bereich der Milchprodukte geht es immer auch um hochkomplexe Analyse- und Filtrationsvorgänge, abgesehen von den bekannteren Erhitzungsanlagen. Erst dann können die Produkte entstehen, die der Kunde mag: Mit spezieller Energiedichte, angemessener Viskosität und dem richtigen Volumen. Schon ist man mittendrin in den Erläuterungen von Sven-Rainer Döring, der zusammen mit seinem Kollegen Michael Hahn der RUNDSCHAU vor Ort über den Alltag der Ideenfinder berichtet. Innovation bedeutet hier auch, dass etwa bei der Produktion von Grießbrei oder Porridge die Anlage nicht verstopft. Auch das ist schließlich schon passiert.

Knobi und Chili als Innovation

Im MIC in Zeven werden neue Produkte von Milram entwickelt, jener Marke, die die Weiße Linie bei DMK zusammenfasst. Doch was ist Innovation bei einem Flaggschiff wie dem Frühlingsquark? Neue Geschmacksrichtungen und eine hippe Aufmachung in Sondereditionen „made by“ Digital-Foodies beispielsweise. Seit dem Frühjahr 2025 ist Knobi & Chili-Quark in den Regalen und auf der bewährten Quarkpackung strahlt in Pink und Gelb Influencerin Jessie Bluegrey.
Ein bisschen staunen die Technik-Profis über den Protein-Trend, aktuell ist der körnige Frischkäse am Markt besonders gefragt – wegen seines Proteingehalts stellen gerade besonders viele Influencer dieses Produkt vor. Doch manche Ideen scheitern schlicht an der Produktionskapazität: Körniger Frischkäse mit Kräutern? Unmöglich, die Werke laufen bereits am Limit, man musste bereits Angebots-Aktionen mit Handelsunternehmen absagen. Neu gemischt werden manche internen Karten angesichts der Fusion von DMK und dem dänischen Molkereiriesen Arla. Es entsteht gerade Europas größte Molkereigenossenschaft, sie wird den Namen Arla Foods tragen. Im Frühjahr 2026 soll die Fusion abgeschlossen sein – auch eine Innovation für DMK.

Käse mit Design

Die Frage, wie man jüngere Zielgruppen zum Käsekauf animiert, beantwortet Milram aktuell zusammen mit drei Künstlern, die Verpackungen entworfen haben. Seit August gibt es Käsescheiben in dieser limitierten Designlinie, im Kühlregal unübersehbar.
Am besten aber ist Innovation, wenn sie mit dem Nachhaltigkeitsgedanken einhergeht. Ein ganz wichtiges Thema ist in Molkereien die Frage, wie man die Teile der Milch weiterverarbeitet, die bei der Produktion von Joghurt, Quark und Co. entstehen – aber eben nicht „übrigbleiben“: „Es sind Lebensmittel!“, betont Sven-Rainer Döring im Gespräch mit Nachdruck. Im Fachjargon heißen Molke oder Milchfett Nebenströme, aber Molke etwa hat wegen ihres Proteinreichtums eine besondere Bedeutung. Weil das erfrischende Getränk bei Konsumenten enorm beliebt geworden ist, während der Käsekonsum zurückgeht, gilt vielleicht zukünftig immer mehr: Molke statt Käse? Aus Sauermilchmolke hat DMK ein bei Landwirten mittlerweile erfolgreiches Futtermittel entwickelt.

Zwölf Wochen für eine Verpackung

Wie lange dauert es durchschnittlich, bis beispielsweise ein neuer Milram-Buttermilch-Drink auf den Markt kommt? Rund neun Monate – mindestens, allein für die
Verpackungsentwicklung gehen schon mal zwölf Wochen ins Land. Neue Geschmacksrichten sind beliebt, weil der Entwicklungsaufwand überschaubar ist. Buttermilch- und Kefir-Drinks haben in neuen Beeren- und Sauerkirschsorten 2025 im Regal jedenfalls eingeschlagen

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