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OTG-Chefin Annemarie Leniger: Frische Brise fürs Teehaus

Tradition und Innovation. Diese Welten bringt Annemarie Leniger als Geschäftsführerin der Ostfriesischen Tee Gesellschaft (OTG) zusammen. Was sie dabei besonders schätzt: die Nähe zu den Familienunternehmern.

Von Nilofar Eschborn | Fotos: Jörg Brockstedt

Erzählt Annemarie Leniger von ihrer Vita, scheinen es ihr zwei Attribute in Unternehmen besonders anzutun: Familie und FMCG. So wecken sowohl das persönliche Verhältnis zu Unternehmenserfolgen als auch die Nähe zum Verbraucher und dessen Bedürfnissen ihren Enthusiasmus.

Von Kaffee bis Tee

Die studierte Betriebswirtin aus Ostwestfalen-Lippe startete ihre Karriere zunächst bei Tchibo. „Wie kommst du denn zum Kaffee?“, fragte der Onkel der begeisterten Teetrinkerin schon damals verwundert. Es ging also weiter: von Stationen bei Mars über Kraft Foods bis zu Nordmilch, heute bekannt als DMK, bevor schließlich 2009 der Wechsel in die Geschäftsführung der OTG folgte, hinter der die familiengeführte Laurens-Spethmann-Holding (LSH) steht. „Ich wurde Mutter, die Position war inhaltlich spannend, und das Wertegefühl des Unternehmens stimmte einfach mit meinem überein.“ Wegen des Mutterdaseins kürzer treten? Das muss nicht sein, wenn man zu Hause als Team funktioniert, weiß die 55-Jährige. Heute ist Leniger bei der OTG verantwortlich für das Marketing, den Tee-Einkauf und damit einhergehend die Qualitätssicherung sowie auch für den Bereich Forschung und Entwicklung. Nachhaltigkeit steht dabei ganz oben auf der Agenda. Insbesondere die Rohwarenbeschaffung für Kräuter- und Früchtetees hat es in diesem Kontext in sich: „Die Rohwaren kommen aus fast 100 Ländern, zur Verfügung stehen wiederum über 50 verschiedene Rohwaren. Da entsteht eine wahnsinnig große Spannbreite“, erzählt Leniger und zeigt auf die Teesorten, die sich über die gesamte Rückwand im Meßmer Momentum erstrecken.

Innovation ist gefragt

Eine weitere Herausforderung: ständig neue Innovationen zu schaffen bei einem traditionellen Getränk. „Es ist wichtig, nah an den Verbrauchern dran zu sein. Immer wieder etwas zu finden, was sie triggert, das Produkt zu kaufen.“ Klar, die OTG habe ihre Wurzeln in der Tradition. „Marketing ist wie Tankerfahren. Vor allem bei einer so großen Marke wie Meßmer“, so Leniger. Aber es tue sich etwas: Das Regal wurde neu strukturiert und mit dem Werbespot zum überarbeiteten Verpackungsdesign habe man bewiesen, dass man auch laut und edgy sein kann. „Man muss eben nicht nur die Käufer-, sondern auch die Eroberungszielgruppe ansprechen.“ Leniger ist bewusst, dass der Trend unter jungen Konsumenten wiederum weg von etablierten Marken geht. „Deshalb bringen wir im September mit Yasashi eine komplett neue Marke in den Handel, mit der wir eine jüngere Zielgruppe ansprechen möchten.“

Frauenpower im Management

Doch wie viel Innovation lässt ein traditionell geführtes Familienunternehmen zu? Leniger erklärt: „Die Türen zur LSH sind immer offen. Wir sind das größte Unternehmen der Holding. Da ist das Interesse groß, sich über neue Ideen auszutauschen.“ Was Leniger dabei auch wahrnimmt: Frauen sind auf Managementebene oft unterrepräsentiert. Deshalb sei es wichtig, dass Frauen sich gegenseitig helfen und sich für Erfolge loben. „Ich unterstütze mein Team generell gerne dabei, Ideen nach vorne zu treiben. Männer bezeichnen sich in der Geschäftsführung häufig gern als Manager. Ich sehe mich vielmehr als Enabler.“

Zur Person

Annemarie Leniger ist seit 2009 Geschäftsführerin der Ostfriesischen Tee Gesellschaft und verantwortlich für Meßmer sowie alle weiteren Teemarken des Hauses.

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