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Paprika-Markt: Bewegung im Spiel

Die Discounter haben den deutschen Paprika-Markt fest im Griff. Die schwindenden Margen sind ein Dorn im Auge von Produzenten und Handel. Die blasen mit neuen Konzepten zum leisen Angriff.

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Von Linda Schuppan

Manchmal liegen Fluch und Segen nah beieinander. Der Paprika-Markt ist so ein Fall. Mehr als 60 Prozent läuft über Aldi, Lidl und Co. Das Preisdiktat lässt wenig Spielraum zu. Immerhin liegt Paprika bei den Haushaltsausgaben der Deutschen hinter Tomaten auf Platz zwei. Das lässt hoffen.

„Ich plädiere seit langem dafür, dass wir unabhängiger vom deutschen Markt werden“, sagt Gerrit Jan Kornet vom Verband niederländischer Paprika-Erzeuger P8, der 92 Prozent des Erzeugermarktes ausmacht. Mehr als ein Drittel seiner Paprika-Produktion liefern die Niederlande nach Deutschland, doch das Hauptexportland wird margenmäßig immer uninteressanter. Um das abzufangen, investiert P8 unter dem Motto „Colourfultaste“ seit Jahren in eine Imagekampagne. Seit 2009 habe man mehr als 16 Millionen Verbraucher erreicht. Höhere Preise erzielen die Erzeuger in anderen Märkten wie England und den USA. Mit Marks & Spencer haben die Holländer ­einen potenten Exklusivpartner für Snackpaprika ohne Samen gefunden. „Durch die geringen Erntemengen müssen wir höhere Preise erzielen“, sagt Kornet. Mit Marks & Spencer sei das möglich.

Zu starke Preisspreizung

Snackpaprika ist ein Trend mit interessantem Wertschöpfungspotenzial. „Für den Massenmarkt sind die Mengen noch zu klein“, erläutert Kornet. Derzeit müsse der Verbraucher dreimal mehr für Snack­paprika bezahlen, als für herkömmlichen. Das verstehe kaum ein Kunde. Erst recht nicht auf dem deutschen Markt. „Ich verstehe nicht, warum sich Edeka und Rewe nicht stärker preislich ­gegen den Discount positionieren“, moniert Kornet. Am Beispiel Mix-Paprika im Flowpack wird die Preisspreizung deutlich: Aldi Süd bietet die 500-Gramm-Packung mit grün, gelb und rot Klasse I für 85 Cent an – Edeka geht beim Äquivalent in der Spitze auf 1,59 Euro, Rewe auf 1,49 Euro, Kaufland liegt in der Spitze bei 1,29 – verkauft den 3er-Mix aber nur als Klasse II (siehe S. 30). Dieser Preisvolatilität kehren viele Kunden den Rücken, was Aldi in die Hände spielt. 
Als Abgrenzung zum Discount rät Kornet zum Verkauf von 4er-Packungen mit grün, gelb, rot und orange. So ließen sich zum einen höhere Preise erzielen. Zum anderen ließe sich so auch orange Paprika, die bei Geschmackstests am besten abschneidet und am wenigsten Allergien hervorruft, beim Verbraucher etablieren.

Wertschöpfungsansatz lose Ware

Dass es auch ohne Preisdumping und Wertevernichtung geht, zeigt dieses Beispiel: Edeka Kirchner in Alzenau. In der neu ­gestalteten Obst- und Gemüseabteilung hat Kirchner ein Gewächshaus ­simuliert  und platziert darin vor allem lose Ware und die Edeka-Südwest-Regionalmarke „Unsere Heimat“. Seitdem steigt der Absatz von loser Paprika. 
Seit diesem Jahr baut Edeka Südwest auf der Insel Reichenau eigenen Paprika an. Auf 11 Hektar Glashausfläche beträgt die Ernte rund 3,1 Millionen Kilogramm – der Kilopreis beträgt 3,99 Euro. 
Ein Insider berichtet: Man liege bei 60 Prozent Umsatzplus, bereinigt durch Verluste bei verpackter Ware blieben rund 20 Prozent. Wertschöpfung pur. Selbst die Klasse II verkauft Edeka für 3,99 Euro. „Wir sind überrascht über die Resonanz“, sagt Johannes Bliestle, Geschäftsführer Reichenau-Gemüse. Das nächste Edeka-Projekt ist in Planung – mit Bio-Gurken.

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