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Real steht kurz vor Verkauf <br> des Auslandsgeschäftes

Metro treibt die Sanierung seiner Tochter Real mit voller Kraft voran – und setzt die Schrumpfkur des SB-Warenhauses fort. Wie die RUNDSCHAU erfuhr, steht Real offenbar kurz vor dem Verkauf seiner zwölf Märkte in der Türkei. Ende letzter Woche wurde zudem bekannt, dass das Unternehmen 750 Arbeitsplätze in diesem und dem kommenden Jahr streichen will. // Jens Kemle, Linda Schuppan

 

Die zwölf Häuser in der Türkei sind das letzte Überbleibsel des ehemaligen Auslandsgeschäftes, das zu Spitzenzeiten mehr als 100 Warenhäuser außerhalb Deutschlands umfasste. Derzeit liefen noch die Verhandlungen, ein Abschluss der Transaktion könne aber bereits in den nächsten Tagen erfolgen, hieß es. Ein Unternehmenssprecher wollte sich dazu nicht äußern.

Im November 2012 hatte die Metro-Tochter bereits insgesamt 91 Warenhäuser in Russland, Rumänien, der Ukraine und Polen an den französischen Konkurrenten Auchan verkauft. Der Verkaufspreis von 1,1 Mrd. Euro floss damals nicht in die Kasse von Real, sondern diente zur Schuldentilgung bei der ebenfalls angeschlagenen Konzernmutter Metro. Real hat in Osteuropa mehr als 2,6 Mrd. Euro (2011) umgesetzt und rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigt. „Die Entscheidung das Auslandsgeschäft zu verkaufen, war richtig und wichtig“, sagt Didier Fleury, Vorsitzender der Geschäftsführung von Real im Interview mit der RUNDSCHAU (Ausg. 7/2014 erscheint am 1. Juli).

Zusammen mit dem Osteuropageschäft hätten die Mönchengladbacher Ende 2012 am liebsten auch gleich das verbliebene Türkeigeschäft verkauft, verlautete aus Kreisen. Allein ein Käufer fand sich aufgrund der unsicheren politischen Zustände nicht. Im letzten Jahr hatte der Umsatz in der Türkei rund 300 Mio. Euro betragen.

Um das SB-Warenhaus wieder auf Kurs zu bringen, verkauft die Metro derzeit aber nicht nur Unternehmenseinheiten von Real, sondern tritt zusätzlich auf die Kostenbremse. „Real wird in diesem und dem nächsten Jahr rund 750 Mitarbeiter entlassen“, sagt Rainer Kuschewski, Verdi-Gewerkschaftssekretär für SB-Warenhäuser. Der Abbau solle in zwei Schritten erfolgen. In jedem der 310 Real-Standorte würden etwa zweieinhalb Stellen wegfallen, ausschließlich im Wareneingang, so Kuschewski weiter. Demnächst sollen die Verhandlungen zwischen Gesamtbetriebsrat und Geschäftsführung über einen Sozialplan beginnen.

Real bestätigte den geplanten Stellenabbau und begründet ihn mit einer „Optimierung der Belieferung“. Aufgrund einer höheren Zentrallieferquote würde die Zahl der Rampenkontakte deutlich sinken. „Wir werden versuchen, möglichst viele der bis zu 750 Stellen über eine natürliche Fluktuation abzubauen“, so ein Sprecher.

Nach Gewerkschaftsangaben könnten insgesamt bis zu 2.900 Arbeitsplätze von dem Sanierungskurs betroffen sein. Bis zu 2.100 Mitarbeiter würden ihren Job verlieren, wenn die zwölf, von der Schließung betroffenen SB-Warenhäuser, nicht von anderen Betreibern fortgeführt werden sollten.

Real leidet unter einem hohen Investitionsstau und einem veralteten Flächenkonzept. In diesem Jahr wurden die ersten 30 von mehr als 300 SB-Warenhäusern auf ein neues Konzept umgestellt. Weitere 20 Häuser werden bis September umgeflaggt, 2015 weitere 60.

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