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Rügenwalder Mühle-CEO Michael Hähnel: Der Markenfetischist

In den letzten zwei Jahren hat Michael Hähnel den notwendigen Ausbau der Kapazitäten bei der Rügenwalder Mühle deutlich vorangetrieben. Seine eigene Triebfeder ist dabei seine große Affinität zu Marken.

Von Mirko Jeschke | Fotos: Sven Matthes

Wenn sich Michael Hähnel über eines nicht beschweren kann, dann ist es Wachstum. Dass er in diesem Zusammenhang sogar von Schmerzen spricht, sagt vieles. „Das tut auch weh, denn wir müssen die gesamte Infrastruktur mitziehen, Strukturen und Prozesse anpassen. Gleichzeitig wollen wir sehr nah am Markt und am Verbraucher sein.“

Massiver Stellenaufbau

Um mit der dynamischen Entwicklung Schritt zu halten – pflanzliche Ersatzprodukte wuchsen 2020 um über 70 Prozent – hat Hähnel die Belegschaft deutlich aufgestockt. Alleine in den vergangenen neun Monaten sind 140 Mitarbeiter hinzugekommen, insgesamt 880 Menschen arbeiten nun für den Lebensmittelhersteller aus Bad Zwischenahn. Zwar geht der 55-jährige Manager im Bereich der Fleischalternativen in diesem Jahr nicht mehr von so exorbitanten Wachstumsraten aus. Dennoch erwartet er für das Unternehmen insgesamt ein zweistelliges Umsatzplus.

Als CEO baut Hähnel auf mehrere Säulen, die den Traditionsbetrieb künftig stützen sollen. Zunächst soll der Standort effizienter und produktiver werden, etwa über neue Schichtmodelle. Zudem setzt Hähnel auf den Zukauf von Ressourcen und die Übernahme von Standorten. Schließlich sind auch eigene Baumaßnahmen Teil der Wachstumsstrategie.

Wettbewerb belebt das Geschäft

Dass die Rügenwalder Mühle zunächst keine ernsthaften Konkurrenten bei Fleischalternativen hatte, sieht der studierte Betriebswirt nicht nur positiv: „Wir begrüßen den Wettbewerb in diesem Bereich, er hält uns wach. Wir hatten jahrelang gar keinen. Das hat uns auch ein Stück weit träge und satt gemacht.“ Dabei weiß der gebürtige Göttinger genau um die Markenstärke seines Unternehmens: „Wir haben die rote Mühle, das haben wir den anderen voraus. Unsere Marke ist außergewöhnlich und einzigartig in der Positionierung, denn wir holen sowohl Veganer und Vegetarier als auch Fleischesser und Flexitarier ab.“

Seinen Hang zur Perfektion zeigt sich in seiner akribischen Vorbereitung: „Ich will mich nicht um die vielen Dinge kümmern, die gut laufen, sondern um das eine Prozent, das nicht gut läuft.“ Das Motto des ehemaligen Tennis- und Basketballspielers: „Entschuldigen kannst du dich später.“ ☐

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