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Täglich bis 23 Uhr geöffnet

In Bayern müssen Händler regulär um 20 Uhr zumachen. Bei Edeka Ernst im Münchener Hauptbahnhof greift eine Ausnahmeregelung. Die Kleinfläche schließt damit eine politische Nische in der Nahversorgung.

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Von Dominique Snjka

Die letzte Dose Ravioli ist verbraucht, die Milch leer und der Kühlschrank auch: Feiertags und am späten Abend gibt es Lebensmittel meistens nur an der Tankstelle. Die Edeka-Filiale im Zwischengeschoss des Münchener Hauptbahnhofs kommt deshalb einer kleinen Revolution gleich: Dort finden sich auch außerhalb der gängigen Ladenöffnungszeiten Getränke und Süßwaren, Obst und Gemüse, Molkereiprodukte und frische Salate.

Geöffnet ist die Filiale von Edeka-Kauffrau Christina Ernst werktags von 7 bis 23 Uhr, samstags und sonntags von 8 bis 23 Uhr. Wegen seiner Lage im Hauptbahnhof fällt der Markt nicht unter die gesetzlichen Ladenöffnungszeiten. Wie bei Tankstellen und Flughäfen gelten im Bahnhof Ausnahmeregelungen. Reisende sollen die Gelegenheit haben, sich mit Getränken und Snacks zu versorgen.

Mehr als ein Zwischenstopp

Die Filiale ist allerdings weit mehr als ein kurzer Zwischenstopp für Reisende: Auf 592 Quadratmetern finden sich etwa 8.000 Artikel. Wer durch die Tür geht, vergisst, dass er sich mitten im quirligen Hauptbahnhof befindet: Vom Eingang läuft der Shopper geradewegs in die Obst- und Gemüseabteilung, die auch frisch gepressten Orangensaft und eine breite Auswahl an Exoten bietet. 14 Prozent des Umsatzes entfallen auf Obst und Gemüse. Eine große Säule an der Wand wird mit frischen Kräutern geschickt verdeckt.

Gleich daneben: eine Salatbar, für die vier Mitarbeiter in der Schnippelküche frische Salate zubereiten. Bezahlt wird direkt nebenan – entweder an den normalen Kassen oder an einer der vier Self-Checkout-Kassen. Eine Treppe mit angebautem Aufzug verbindet den unteren mit dem oberen Teil des Marktes. Vorher waren hier zwei kleinere Shops und ein Lager der Brauerei Augustiner Bräu, die zusammengeführt werden mussten. Anfangs hatte der Markt auch einen Backshop. Doch angesichts der Konkurrenz in unmittelbarer Nähe verzichtete Ernst auf Backwaren zugunsten einer Vergrößerung der Süßwarenabteilung. Damit erwirtschaftet sie 16 Prozent Umsatzanteil. Etwa 80 Prozent der Kunden sind Touristen, die bei Ernst gerne Mitbringsel kaufen. Der Durchschnittsbon liegt bei 6,89 Euro.

Regionale Spezialitäten

Der Markt verfügt auch über einen begehbaren Kühlraum. 18 Prozent des Umsatzes entfallen auf Getränke. Dazu gehören etwa regionale Spezialitäten wie Bier der Privatbrauerei Ayinger, aber auch Champagner. Die langen Öffnungszeiten finden nicht nur Touristen praktisch – es kommt schon mal vor, dass Promis hier ihren Schampus kaufen.

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