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Tönnies übernimmt rund 6.000 Mitarbeiter

Der Tönnies-Konzern hat beschlossen, bis zum Jahresende rund 6.000 Mitarbeiter aus den Bereichen Schlachtung und Zerlegung, die bislang bei Dienstleistern beschäftigt waren, in seine Stammbelegschaft zu überführen.

Von Mirko Jeschke | Fotos: Unternehmen

Der Fleischkonzern Tönnies stellt nach eigenen Angaben bis zum Jahresende rund 6.000 Mitarbeiter direkt in der Stammbelegschaft ein und übernimmt damit alle Mitarbeiter in den Kernbereichen der Schlachtung und Zerlegung von den bisherigen Dienstleistern. „Wir halten Wort“, sagt Clemens Tönnies, geschäftsführender Gesellschafter der Tönnies Unternehmensgruppe. „Die angekündigten Veränderungen in unserem Unternehmen sind im vollen Gange.“

Laut dem Konzern werden alleine zum Monatswechsel rund 1.800 Angestellte vom Werkvertrag direkt in die Unternehmensgruppe wechseln. Diese Prozesse stünden allerdings formell unter Vorbehalt des Kartellamts. Weitere 3.200 Mitarbeiter würden zum November direkt angestellt. „Bis zum 1. Januar 2021 wird der Prozess abgeschlossen sein, sodass wir dann auf rund 6.000 Direkteinstellung kommen“, so Tönnies-Personalleiter Martin Bocklage. Dies gelte für die Standorte Rheda-Wiedenbrück, Sögel, Weißenfels, Kellinghusen Kempten, Legden, Badbergen und Wilhelmshaven.

Forderung nach allgemeinverbindlichem Tarifvertrag

Neben der Direkteinstellung der Mitarbeiter sucht das Unternehmen nach eigener Aussage das Gespräch mit der Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten (NGG), um einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag zu schließen. „Wir zahlen schon heute in unseren vier Entlohnungsgruppen in der Produktion Löhne weit über dem Mindestlohn. Lediglich bei den Hilfstätigkeiten wird noch der gesetzliche Mindestlohn plus Zulage für die Rüstzeiten gezahlt. Unser Ziel ist es, in der gesamten Fleischbranche in Deutschland einen ordentlichen tariflichen Mindeststandard zu schaffen. Damit bekommen wir Wettbewerbsgleichheit, zumindest im deutschen Markt.“

Die kurze Frist der Direkteinstellung bis Ende des Jahres sei eine organisatorische Herkulesaufgabe. Schließlich könne nicht bei allen bisherigen Dienstleistern ein Betriebsübergang der Mitarbeiter realisiert werden. „Wir sprechen dann mit jedem einzelnen Mitarbeiter, schließen einen Arbeitsvertrag, der ihm mindestens die gleichen Voraussetzungen bietet, wie zuvor“, sagt Bocklage. „Durch die Direkteinstellung fängt kein Mitarbeiter wieder bei null an. Sozialleistungen, Betriebszugehörigkeit, etc. werden übernommen. Da es sich in den meisten Fällen um einen Betriebsübergang handelt, gibt es keine neue Probezeit oder Befristung der Verträge.“

Integration der Beschäftigten

Neben der arbeitsrechtlichen Situation stellt die Integration, die Frage des Wohnraums und der Fluktuation die größten Herausforderungen für das Unternehmen dar. „Wir sind in zahlreichen Gesprächen mit kommunalen Vertretern, aber auch sehr konkret einzelnen Haus- und Grundstücksbesitzern, um neuen zusätzlichen Wohnraum zu schaffen“, sagt Bocklage. „Zahlreiche Mitarbeiter sind bereit, langfristig bei uns zu arbeiten. Dies wollen wir ihnen ermöglichen und sie langfristig binden. Andere wollen jedoch nur für einige Monate Geld verdienen.“ Personalvorstand Bocklage ist sich daher der Herkulesaufgabe bewusst: „Mit der Direkteinstellung gehen wir einen ersten wichtigen Schritt.“

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