Artikel

Umfrage: Mehrheit spricht sich für Altersgrenze bei Energydrinks aus

Nach den Ergebnissen einer Verian-Umfrage im Auftrag von Foodwatch befürworten 90 Prozent der Deutschen eine gesetzliche Altersbeschränkung für den Verkauf von Energydrinks. Die Bundesregierung lehnt dies jedoch ab.

Von Mirko Jeschke | Fotos: Adobe Stock/vectorwin

Eine deutliche Mehrheit der Bürger fordert eine gesetzliche Altersbeschränkung für den Verkauf von Energydrinks. Laut einer repräsentativen Umfrage von Verian (ehemals Kantar/Emnid) im Auftrag von Foodwatch halten 92 Prozent der Befragten das Trinken von Energydrinks für Kinder und Jugendliche für gesundheitsschädlich. 90 Prozent befürworten ein gesetzliches Mindestalter für den Verkauf. Mehr als die Hälfte von ihnen sprach sich für ein Mindestalter von 16 Jahren aus, knapp ein Drittel von 18 Jahren. Foodwatch forderte die Bundesregierung auf, die Gesundheit junger Menschen zu schützen, eine gesetzliche Altersbeschränkung sei überfällig.

„Nicht nur Experten, sondern auch eine klare Mehrheit der Bevölkerung fordert eine Altersgrenze für Energydrinks. Die Bundesregierung muss die klaren Umfrageergebnisse als Auftrag verstehen und den Verkauf der süßen Wachmacher an Minderjährige gesetzlich verbieten“, forderte Luise Molling von Foodwatch. Polen, Lettland, Litauen und Rumänien hätten bereits Altersgrenzen für die umstrittenen Getränke eingeführt. Auch der Bürgerrat Ernährung hatte dem Deutschen Bundestag im Februar ein Verbot von Energydrinks für Jugendliche unter 16 Jahren vorgeschlagen.

Wie Test-Käufe von Foodwatch in Berliner Lidl-Filialen gezeigt haben, können schon elfjährige Kinder problemlos an Energydrinks kommen. Laut der aktuellen Verian-Umfrage sehen die Bürger auch die Handelsketten in der Pflicht, Minderjährige zu schützen: 79 Prozent der Befragten halten es für falsch, dass Lidl, Rewe & Co. Energydrinks an Kinder und Jugendliche verkaufen. In Ländern wie Großbritannien, Dänemark und Schweden habe Lidl freiwillig Altersgrenzen für den Verkauf der aufputschenden Getränke eingeführt – und sei damit einer gesetzlichen Regelung in den jeweiligen Ländern zuvorgekommen. Foodwatch forderte den Discounter auf, auch in Deutschland voranzugehen und den Verkauf an Kinder und Jugendliche zu stoppen.

Gesundheitliche Folgen von Energydrinks

Gesundheitsexperten warnen indes seit Jahren vor den gesundheitlichen Folgen für Kinder und Jugendliche. Das in den Getränken in hohen Mengen enthaltene Koffein sei eine Substanz, die „lebensgefährliche und tödliche Herzrhythmusstörung auslösen“ könne, sagte der Kinderkardiologe Dr. med. Martin Hulpke-Wette. Dieser Effekt werde erwiesenermaßen „verstärkt“, wenn zusätzlich Taurin, eine weitere Zutat von Energydrinks, aufgenommen werde. Auch Krampfanfälle und Angstzustände werden mit den aufputschenden Getränken in Verbindung gebracht. Die Bundesregierung lehnt die Einführung einer gesetzlichen Altersbeschränkung jedoch ab, heißt es.

Der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge greifen 68 Prozent der Zehn- bis Achtzehnjährigen in der EU zu Energydrinks. Seit 2018 ist ihr Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland um 66 Prozent gestiegen, so Foodwatch.

Artikel teilen

Immer gut informiert