Artikel

Unendliche Weiten

Produkte mit Zusatznutzen: für viele Konsumenten heute Teil ihrer Ernährung – und damit Teil ihres Einkaufsverhaltens. Was bislang fehlt, ist eine entsprechende Antwort in Supermärkten. Das Potenzial ist jedenfalls da.

Proteine, Clean Eating, proteins, gesund, Ernährungstrends, Ernährung, Trends, Tipps, Sortiment, Rundschau, Medialog
zur Bilderstrecke, 9 Bilder
Von Sven Krause

Gesundes Essen nimmt immer mehr Raum im Leben der Konsumenten ein. Bio, vegane, gluten- oder laktosefreie Produkte haben einen festen Platz im Sortiment. Doch das Produktuniversum neuer Ernährungsstile wird immer größer, der LEH bekommt ständig die Möglichkeit, sein Sortiment „gesünder“ zu gestalten. Einer, der mit seiner Familie seit drei Generationen auf Produkte in Demeter-Qualität setzt, ist Bio-Koch Simon Tress. Für ihn ist Bio ein Lebensgefühl.

Qualität verpflichtet

Anders als etwa in vielen Lifestyle-Magazinen verkündet, geht für Simon Tress und seine Brüder der Trend zur Wertschätzung hochwertiger Lebensmittel und deren Integration in den Alltag immer weiter. Da viele Kunden, bedingt durch eine enorme Arbeitsverdichtung, immer länger arbeiten, hat die Familie die Convenience-Produktlinien „Rose“ und „Küchenbrüder“ ins Leben gerufen, die sowohl an Bio-Fachmärkte als auch an den LEH geliefert werden. Und das mit wachsendem Erfolg.

Simon Tress erläutert sein Erfolgsrezept so: „Qualität ist unser Versprechen. Hochwertige Produkte sind die Grundlagen unserer Suppen, Eintöpfe oder Salate. Dazu haben wir eine achtköpfige Crew an Köchen, die sich immer neue Rezepte überlegen, um ganz eng am Lifestyle zu sein.“ Aus diesem Kompetenzzentrum kommen etwa ein Linsen-Dal mit Feigen oder eine Kichererbsen-Kokossuppe. Produziert werden die Gerichte in der Tradition von Großvater Johannes Tress, der den Bauernhof, die Keimzelle des kulinarischen Familienunternehmens, bereits 1950 als einer der Ersten in Deutschland nach biologischdynamischen Demeter-Richtlinien gründete.

Alte Technik, neuer Trend

Alte Herstellungstechniken – wie etwa Dörren oder Trocknen – sind wieder zurück und begeisterten nicht nur die Jury beim RUNDSCHAU- Branchenpreis SWEETIE. Start-ups wie Dörrwerk aus Berlin zeigen in diesem Bereich, was geht und ankommt beim Kunden. Damit greifen sie einen weiteren Trend auf. „Pur“ soll es sein. Ohne irgendwelche Zusätze, den natürlichen Geschmack des Produktes so intensiv wie möglich darstellen. Neben den immer beliebter werdenden „Free from“-Formen wie Gluten-, Zucker- oder auch Laktosefrei setzen die Anhänger des puren Geschmackserlebnisses auf eine hohe Qualität.

Ein weiterer Trendsetter sitzt in Grammerdorf (Mecklenburg-Vorpommern). Olaf Schnelle, Lebensmittelproduzent, setzt auf „Fermentiertes“ und hat damit vor allem in Berlin und dem angrenzenden Umland einen großen Erfolg. Er liefert Sauerkraut, Karotten mit orientalischer Würzung oder Wassermelone mit Sternanis an den LEH und Fachgeschäfte.

Es gibt kaum etwas, was hier nicht ins Glas wandert. Rohes, fermentiertes Gemüse ist dabei lebendige Nahrung, die natürliche Enzyme und aktive Milchsäurebakterien enthält, die wiederum die Darmflora und damit die Abwehrkräfte stärken. Der angenehme Nebeneffekt beim Verzehr fermentierter Lebensmittel: Sie reduzieren, etwa bei Diäten, den Heißhunger.

In der Süßware haben sich die Branchengrößen Katjes und Haribo als Vorreiter hervorgetan. Während Katjes sein komplettes Sortiment auf Vegan umgestellt hat, setzt Haribo mit seiner Fruitmania-Range auf vegetarische Produkte und bedient damit ebenfalls eine immer größer werdende Kundengruppe. So stieg die Nachfrage in diesem Bereich im vergangenen Jahr um 32 Prozent.

Aus der Gastro-Küche ins Regal

Doch nicht nur beim Essen halten der Trend und die Nachfrage nach hochwertigen, gesunden Lebensmitteln an. Immer mehr ist auch das alkoholfreie Getränkesortiment davon betroffen. Das hat Food-Blogger Jan-Peter Wulf aus Berlin zunächst in der Sternegastronomie der Hauptstadt beobachtet und findet diesen Trend nun auch immer häufiger in den Regalen des LEH wieder. „Vorreiter waren für mich die Macher im Sternerestaurant Einsunternull. Sie haben Getränke auf Essigbasis entwickelt, um auch im alkoholfreien Bereich neue, intensiv schmeckende Alternativen anbieten zu können. Diese Idee haben Start-ups aufgegriff en und der Handel hat sogar relativ schnell reagiert.“

Vorreiter in diesem Bereich waren die Macher von Cucumis um die Geschäft sführer Vasco Emmanuel Kulke und Till Fischer- Bergst. Mit ihren Limonadekreationen wie Gurke, Lavendel oder Basilikum haben sie eine Lücke im Sortiment clever besetzt und verdienten sich 2016 den Newcomer-Award auf der Internorga. Fischer-Bergst sagt: „Wir wollten anders sein, füllen etwa auf der nachaltigsten Abfüllanlage der Welt ab und haben unseren Geschmacksnerven und unserer Kreativität freien Lauf gelassen. Und der Erfolg hat uns fast überrollt.“

„Protein“-Bewegung im Mopro-Regal

Eiweißreiche Produkte mit einem hohen Anteil an Protein gehören für viele Menschen mittlerweile zum täglichen Ernährungsritual dazu. Erkannt hat das, als Erster in seiner Warengruppe, Arla – und launchte mit Skyr einen völlig neues Segment im Mopro-Regal. Arla hat mit Skyr inzwischen drei Prozent Marktanteil im Quarksegment erobert.

Auch Loose hat mit seinem „Quäse“ diese Entwicklung für sich erkannt. Die Produkte haben einen hohen Eiweißanteil bei sehr geringem Fettanteil. Da Eiweiß bei einem aktiven Lebenswandel die Fettverbrennung unterstützt, ist es für viele Konsumenten bereits unverzichtbar geworden. Relativ leicht gelang diesen Unternehmen dementsprechend auch die Listung im umkämpft en Mopro-Sortiment. Durch neue Produkte wie den Skyr-Drink oder den milden „Quäse“ bekommt der Handel die Chance, diesem Sortimentsteil noch mehr Vielfalt zu verleihen.

Sportlernahrung meets Lifestyle

Den Sprung raus aus den Fitnessstudios haben seit zwei Jahren die Proteinriegel, -pulver und -drinks mit einem hohen Eiweißanteil geschaff t. Für Jens Kaiser, Marketing-Koordinator von Cytosport, hat diese Entwicklung zwei Treiber: Durch den Lifestyle-Aspekt, den diese Produkte bekommen haben, sei die Zielgruppe enorm gewachsen und habe die kleine Gruppe der Sportler und Bodybuilder längst verlassen. Dazu passten auch die Wachstumszahlen, die dem Proteinsektor in verschiedenen Studien prognostiziert werden.

Kaiser erläutert: „Die Proteinbranche gehört zu den Sortimentsbereichen mit den höchsten Wachstums- und damit auch Gewinnzahlen. Mehrere Studien haben uns bestätigt, dass dieser Trend weiterhin ungebrochen anhalten wird. Es geht um Zahlen im zweistelligen Prozentbereich.“

Angesichts dieses Potenzials haben auch Produzenten wie Isostar ihre Range erweitert. Viele verbinden mit Isostar die isotonischen Getränke, die vor rund 30 Jahren eine Vorreiterrolle übernommen haben. Inzwischen haben sich dazu Proteinpulver und -riegel in verschiedenen Geschmacksvariationen gesellt, die nicht nur viel Eiweiß enthalten, sondern sogar noch „schmecken“.

INFO

Stichwort Protein
Immer mehr Menschen entdecken die Vorzüge einer eiweißbetonten Ernährung. Sie fördert nicht nur den Muskelaufbau, sondern unterstützt auch Abnehmversuche. Ein guter Schuss Protein in jeder Mahlzeit macht für jeden Sinn, daher der Siegeszug von Eiweiß-Brot, -Nudeln oder sogar -Müsli. Ganz vorne dabei: Arla und sein Skyr. Nicht nur die Nachahmer bei den Handelsmarken zeigen: Proteinreiche Nahrung, in welcher Form auch immer, gehört in jedes Sortiment im LEH.

3 FRAGEN an Jens Kaiser, Cytosport

Was sind die nächsten Listungsziele?
Primäres Ziel ist eine nationale Listung bei der Rewe und in den Edeka-Regionen. Auch wollen wir verstärkt im Convenience-Segment platziert werden. Daher nehmen wir an den Lekkerland-Messen teil. Und bei Real.

Was macht eine Listung im LEH für Sie aktuell noch so schwierig?
Die Ansprechpartner. Je nach Platzierung spricht man mit dem Einkäufer für Drogerie oder mit dem Zuständigen der Frische. Die Zielgruppe ist größer, als oft vom Handel argumentiert wird. Lifestyle, gesunde Ernährung, ein aktives Leben, das passt immer.

Wo sollte Ihrer Meinung nach die Platzierung von Proteinen erfolgen?
Ein Proteinshake sollte als „grab'n'go“-Artikel platziert sein. Proteine können nicht gespeichert werden und müssen zugeführt werden. Das Snackangebot im Handel ist hierauf aber noch nicht eingestellt.

DATEN & FAKTEN

Clean Eating
Die Anhänger dieses Ernährungsstils ernähren sich ganz bewusst nur von unverarbeiteten und biologisch reinen Nahrungsmitteln. Im LEH ist dieser Trend noch nicht angekommen, doch im Internet ist er auf Plattformen wie „Jarmino“ bereits zu einem kommerziellen Erfolg geworden. Im Clean Eating bündeln sich Trends wie Glutenfrei, Bio, Vegan und Laktosefrei. Passend dazu bietet „Jarmino“ Suppen, Knochenbrühen, Eintöpfe und Desserts, die für ernährungsbewusste Kunden eine Alternative zum Selberkochen darstellen.

Fotos: Thinkstock.com/DesignSolutionsInteractive; Unternehmen

Proteine, Clean Eating, proteins, gesund, Ernährungstrends, Ernährung, Trends, Tipps, Sortiment, Rundschau, Medialog
Als Zweitplatzierung eignet sich dieses Display von Cytosport.
Proteine, Clean Eating, proteins, gesund, Ernährungstrends, Ernährung, Trends, Tipps, Sortiment, Rundschau, Medialog
Nahrungsergänzungsmittel als Zeitgeist: Edeka Stenger bündelt sein Proteinsortiment im Block.
Proteine, Clean Eating, proteins, gesund, Ernährungstrends, Ernährung, Trends, Tipps, Sortiment, Rundschau, Medialog
Nahrungsergänzungsmittel als Zeitgeist: Edeka Stenger bündelt sein Proteinsortiment im Block.
Proteine, Clean Eating, proteins, gesund, Ernährungstrends, Ernährung, Trends, Tipps, Sortiment, Rundschau, Medialog
Die gedörrten Tomatenchips von Dörrwerk stehen für „Clean Eating.“
Proteine, Clean Eating, proteins, gesund, Ernährungstrends, Ernährung, Trends, Tipps, Sortiment, Rundschau, Medialog
Die gedörrten Tomatenchips von Dörrwerk stehen für „Clean Eating.“
Jens Kaiser, Cytosport, Proteine, Clean Eating, proteins, gesund, Ernährungstrends, Ernährung, Trends, Tipps, Sortiment, Rundschau, Medialog
Jens Kaiser, Cytosport, Proteine, Clean Eating, proteins, gesund, Ernährungstrends, Ernährung, Trends, Tipps, Sortiment, Rundschau, Medialog

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise