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VdF: Orangensaft-Krise verschärft sich

Nach Angaben des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) verschärft sich derzeit die Orangensaft-Krise. Die Folge: Orangensaft bleibt teuer und wird sich voraussichtlich weiter verteuern.

Von Mirko Jeschke | Fotos: USDA, Rabobank 2024

Die aktuellen Prognosen aus Brasilien, dem weltweit größten Produzenten von Orangensaft und mit 80 Prozent Weltmarktanteil auch der wichtigste EU-Lieferant, deuten auf einen erheblichen Rückgang der Orangenernte für die Saison 2024/2025 hin. Wie der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) mitteilte, hat der kontinuierliche Rückgang der brasilianischen Orangenproduktion in den vergangenen Jahren die Lagerbestände auf null sinken lassen und die Verfügbarkeit von Orangensaftkonzentrat massiv eingeschränkt. Die jüngst von Fundecitrus, dem Gesamtverband der brasilianischen Citruswirtschaft, prognostizierte Menge für die Saison 2024/2025 stellt nochmals einen erheblichen Rückgang von rund 25 Prozent gegenüber der letzten Ernte dar, die ebenfalls bereits unterdurchschnittlich abgeschlossen wurde. Im Vergleich zur jährlichen Produktion von sieben Milliarden Litern Orangensaft ergeben die 25 Prozent einen Rückgang von rund 1,7 Milliarden Litern. Dies würde bedeuten, dass pro EU-Bürger etwa vier Liter weniger Orangensaft zur Verfügung stehen. Zum Vergleich: Der Pro-Kopf-Verbrauch von Orangensaft in Deutschland lag 2023 bei 6,8 Litern.

Sollte sich die aktuelle Produktionsprognose bewahrheiten, wäre dies die niedrigste Ernte seit 1988/1989. Ursächlich für den fortschreitenden Rückgang ist der Klimawandel. Seit Jahren ist der brasilianische Citrusgürtel vom El-Niño-Phänomen betroffen. In der aktuellen Saison führte die Kombination aus hohen Temperaturen und einem starken Wassermangel während der entscheidenden Blütezeit zu einer wesentlich geringen Anzahl von Früchten pro Baum. Insgesamt sind die Ernten seit 2020 rückläufig und liegen unter dem Zehn-Jahres-Schnitt.

Hinzu kommt das Citrus Greening, eine Krankheit, die zum Absterben der Bäume führt und damit ganze Orangenplantagen vernichtet. Zwischen 40 und 80 Prozent der Orangenbäume im brasilianischen Citrusgürtel sind bereits befallen. Zusätzlich ist die weltweite Nachfrage nach Orangensaft bislang unverändert hoch. Die Kombination aus einer geringeren Ernte bei gleichbleibender Nachfrage führt zu einem starken Anstieg der Rohstoffpreise. Diese Entwicklung hat direkte Auswirkungen auf den deutschen Markt: Die Verfügbarkeit von Orangensaftkonzentrat bleibt kritisch und wird voraussichtlich zu weiteren Kostensteigerungen führen. An den Rohstoffbörsen wird Orangensaft derzeit im Vergleich zu Anfang 2022 mit bis zu 150 Prozent Aufpreis gehandelt. Eine Entspannung der Situation ist die nächsten Jahre nicht zu erwarten. An der Gesamtsituation wird sich kurzfristig nichts ändern, da der notwendige Umbau der brasilianischen Citruswirtschaft sowohl Zeit als auch erhebliche finanzielle Investitionen erfordert, heißt es.

Trotz dieser zahlreichen Herausforderungen sei es das Ziel der Fruchtsafthersteller in Deutschland, durch Innovation und Anpassungsfähigkeit den Verbrauchern auch weiterhin ein breites Angebot an hochwertigen und vielfältigen Produkten anzubieten. Angesichts des nachhaltigen Umbaus der Landwirtschaft, der erheblichen Kostensteigerungen bei Rohwaren und in der Logistik, die nicht nur die Fruchtsaftbranche betreffen, werde man auch in Deutschland jedoch zukünftig mit der Realität höherer Preise leben müssen. Orangensaft bleibe teuer und werde sich voraussichtlich weiter verteuern.

Die zum Teil exponentiellen Kostensteigerungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette könnten von der Fruchtsaftbranche nicht allein getragen werden. Sie müssten daher in Form von Preiserhöhungen an den Lebensmittelhandel und damit an den Endverbraucher weitergegeben werden. Eine weitere Möglichkeit stelle die Anpassung des Produktsortiments dar, indem beispielsweise durch die Reduzierung des Fruchtsaftanteils die Produktauswahl um günstigere Alternativen erweitert werde.

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