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„Wachsamkeit ist angesagt“

Innovationsfreude steckt bei Pizzahersteller Nestlé Wagner in der DNA. Geschäftsführer Thomas Göbel erklärt, warum Ideenreichtum manchmal auch viel Mut erfordert.

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Wagner-Geschäftsführer Thomas Göbel sieht soziale Medien als eine Chance für mehr Transparenz. >< Foto: Foto Studio Schäfer
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Von Dominique Snjka

Herr Göbel, Wagner ist immer wieder für innovative Produkte ausgezeichnet worden, zuletzt von uns mit dem INNOVATION AWARD. Wovon hängt der Erfolg eines solchen Produkts ab?
Göbel:
Der Schlüssel liegt darin, die Bedürfnisse des Verbrauchers richtig einzuschätzen. Damit steigt die Chance, ein Produkt zu entwickeln, das den Erwartungen des Konsumenten entspricht. Diese Strategie ist zum Beispiel bei unserem Ofenbrot Rustipani aufgegangen. Das Produkt wurde zu einer Zeit entwickelt, als der Markt für Tiefkühlsnacks rückläufig war.

Wie viel Mut erfordert ein solches Projekt?
Göbel:
Sehr viel Mut – angefangen von der Konzeptentwicklung bis zur endgültigen Umsetzung. Das Wichtigste ist, Produkte nach ihrer Einführung nachhaltig im Markt zu etablieren. Dazu gehört auch ein gutes Kommunikationskonzept.

Auf Instagram posten Hunderte Fans Fotos von ihrer Tiefkühlpizza ...
Göbel:
Die digitale Welt hat die Art verändert, wie wir verschiedene Zielgruppen ansprechen können. Das geschieht heute viel individueller, quasi personalisiert.

Auch wenn die Fotos sich stark ähneln, klicken viele den „Gefällt mir“-Button ...
Göbel:
Solche User wollen sich nicht nur uns, sondern einem größeren Publikum mitteilen. Uns freut, wenn sich jemand für unser Produkt begeistert und Bilder postet. Die Kommunikation erfolgt inzwischen nicht mehr nur in eine Richtung. Heute stehen wir viel stärker mit den Konsumenten im Austausch. Was wir früher vor allem über Kundenhotlines erfahren haben, wird heute durch soziale Medien viel präsenter.

Sie betrachten soziale Medien als Chance?
Göbel:
Ich finde es hoch spannend, was man durch die digitale Welt alles erreichen kann. Wir können in unseren Werken nur begrenzt Besucher empfangen. Das Internet bietet uns die Möglichkeit, mehr Menschen zu zeigen, wie wir hier im Saarland Pizza herstellen.

Sie sehen das also auch als Möglichkeit, mehr Transparenz zu schaffen?
Göbel:
Ja, sicher. Wir haben nichts zu verstecken, und das kann man auch auf Facebook sehen. Wir zeigen dort zum Beispiel in Filmen unsere Produktion oder wie wir Rohstoffe einkaufen. Über das Internet lässt sich heute auch einfacher verfolgen, was andere tun. Ein Start-up hat kürzlich handgemachte Steinofenpizza in den LEH eingeführt und wird auf Facebook gehypt.

Verfolgen Sie solche Entwicklungen?
Göbel:
Natürlich. Wir schauen uns an, was an solchen Ideen gut ist – und was nicht gut ist. Wagner ist genau so entstanden: Jemand hatte eine Idee und hat mit vielleicht 50 Pizzen pro Tag angefangen, irgendwann waren es 1.000 und heute sind es noch viel mehr.

Und gute Ideen können schließlich auch eine Inspirationsquelle sein ...
Göbel:
Auch wenn es sich bei einem Produkt noch um eine Nische handelt, müssen wir uns ernsthaft damit befassen. Flammkuchen war ursprünglich ein regionales Produkt, heute wird er in ganz Deutschland verkauft. Insofern ist bei neuen Entwicklungen sicherlich Wachsamkeit angesagt.

Wie experimentierfreudig sind Verbraucher überhaupt, wenn es um wirklich neue Produkte geht?
Göbel:
Da lassen sich zwischen den einzelnen Zielgruppen durchaus Unterschiede feststellen: Zum einen gibt es Konsumenten, die sehr traditionell sind und Artikel bevorzugen, die sie gewohnt sind. Sie stehen Innovationen weniger offen gegenüber. Umgekehrt haben wir es auch mit Verbrauchern zu tun, die genau solche Produkte nachfragen. Die Herausforderung besteht am Ende darin, mit einem Produktportfolio beiden Bedürfnissen gerecht zu werden.

Wie hat sich die Übernahme durch Nestlé 2012 denn auf die Produktentwicklung bei Wagner ausgewirkt?
Göbel:
Für uns ist es natürlich hilfreich, auf die Erkenntnisse von Nestlé in der Ernährungsforschung zurückgreifen zu können. Die Nestlé-Studien stellen eine gute Basis dar für unsere eigene Marktforschung. So können wir Innovationen noch besser vorbereiten. In der Ernährungsforschung gehören die Schweizer zu den Vorreitern.

Hat Nestlé die Unternehmenskultur von Wagner beeinflusst?
Göbel:
Man kann schon sagen, dass die Nestlé-Kultur hier Einzug gehalten hat. Dazu gehört zum Beispiel, zur Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten beizutragen. Wir verbinden die Leitgedanken Nutrition und Health mit der Unternehmenskultur von Wagner.

Seit Kurzem haben Sie glutenfreie Pizza in Ihrem Sortiment. Wie sehr müssen sich Hersteller an Trends orientieren?
Göbel:
Wer innovativ sein möchte, muss sich diesen Entwicklungen auch stellen. Den Trend zu glutenfreien Produkten beobachten wir nun schon seit Längerem. Mit unseren beiden neuen Produkten können wir gleich zwei Zielgruppen bedienen: Zöliakie- Patienten und Verbraucher, die sich für eine gewisse Zeit oder vielleicht auch nur ab und zu glutenfrei ernähren möchten.

Was wird für Wagner die größte Herausforderung in diesem Jahr?
Göbel:
Auf jeden Fall die hohen Käsepreise. Käse ist ein wichtiger wertgebender Bestandteil unserer Produkte. Mit dem Wunsch nach Convenience, dem Trend zu authentischen Lebensmitteln und unserem Anspruch, Produkte ernährungsphysiologisch zu verbessern, bewegen wir uns in einem Spannungsfeld. Gleichzeitig haben wir weiterhin viele Ideen und blicken positiv in die Zukunft.

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