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Store-Check: Edeka Gerdes, Moers - Ein Markt zum Strahlen

Superlative als Statement: Gegenüber der Zentrale der Edeka Rhein-Ruhr in Moers hat sich die Kaufmannsfamilie Gerdes ein Denkmal gesetzt. Gestaltung und Sortiment beeindrucken – die Zahlen ebenfalls.

Überblicke ins Maximum: Modern, hell, großzügig und mit aufregendem Design ist der Gerdes-Markt ein Erlebnis (Foto: Guido Leifhelm).
Von Martina Kausch | Fotos: Edeka Gerdes / Guido Leifhelm, Angelina Wefers

Es blitzt, es strahlt, es verkauft – so schlagwortartig kann man die Eindrücke  vom komplett neu gebauten Edeka Frische Center Gerdes formulieren. Ein bisschen kommt man sich vor wie am Königshof der Edeka Rhein-Ruhr: Am repräsentativen Edekaplatz in Moers ist nicht nur die neue Verwaltung entstanden – Familie Gerdes hat sich hier bereits jetzt ein Markt-Denkmal gesetzt.

Über dem großen Parkplatz in der Mitte des U-förmigen Gebäudekomplexes prangt mittig der Eingang zu Gerdes’ Meisterstück. Nachdem man das Gebäude betreten hat, ist der erste Eindruck respekteinflößend. Weitläufig und hoch erstreckt sich der Raum – so großzügig, dass die Orientierung zum Markteingang etwas Suchen erfordert. Schließlich steht man sofort vor dem Gastro- und dem Sitzbereich, der einladend neben einem echten Olivenbaum eingerichtet ist – sollte man hier nicht vielleicht erst einmal einen Kaffee probieren?

Dann aber öffnet sich hinter den Schwingtüren ein Lebensmittelland, das in Sortiment und vor allem auch Gestaltung schwer zu toppen ist. Fast ein wenig surreal spiegeln die weiß-grau melierten Bodenkacheln, glänzen Obst und Gemüse aufgereiht in den Regalen, leuchten die großdimensionierten Lichtrahmen mit Beschriftungen von den Wänden. Und angesichts dieser Weitläufigkeit kann man als Kunde nur den Eindruck gewinnen: Hier gibt es alles. Größe dominiert.

Üppige Obst- und Gemüseabteilung

Gleich hinter der imposant präsentierten Obst- und Gemüseabteilung mit üppig in Terrassen angeordneten Schalen mit Exoten und Nüssen ist in einem übersichtlichen Bereich die Käsetheke platziert. Freundliches Fachpersonal beantwortet motiviert auch speziellere Fragen zum Sortiment. Pascal Gerdes fährt hier zweigleisig: Es gibt ein großes offenes Kühlregal mit Prepack-Käse und außerdem die Theke, in der das Angebot vom Gouda bis zum Schoko-Blues mit St. Agur reicht. Alles wirkt einladend und supersauber – das ist in Pandemiezeiten bekanntlich von den Kunden mehr denn je gefordert.

So praktisch wie emotional 

Das Konzept des Marktes ist das Nebeneinander von in Regalen schmucklos präsentiertem Praktisch-Einkauf und emotionalen Präsentationen. Da gibt es in den im Wechsel anthrazit- und holzfarbigen Regalen das Trockensortiment in Masse mit einem breiten Unverpackt-Angebot, dazwischen aber dekorative Gestaltungsinseln, die das Sortiment sichtbarer machen. Nichts ist dem Zufall überlassen. Die Käseecke hat einen Boden im Holzlook, das frische SB-Brot wird von traditionell wirkenden schwarzen Metalllampen ins rechte Licht gesetzt. Dazwischen steht zweitplatziert Rotwein auf einem Holzfass: Käse, Brot, Wein – alles kann der Kunde in zwei Minuten in den Einkaufswagen laden.

Überhaupt sind die Zweitplatzierungen beachtenswert. Neben den Prepack-Käsespezialitäten stehen Käsefondue-Töpfe und eine Etagere, um die Besonderheiten zu Hause stilvoll zu präsentieren. Auf wertvoll wirkendem Holztisch sind Pasta und Olivenöle mit verschiedenen Pestos angeordnet.

Die Höhe optisch verborgen

Besonderen Augenmerk hat Pascal Gerdes auf die Ausstattung gelegt. Alle Versorgungs- und Technikinstallationen unter der Markt-decke wurden wie auch die Decken selbst schwarz gespritzt und verschwinden so optisch. „Bei einer zwölf Meter hohenDecke ist das nicht anders möglich, obwohl die Kosten hoch waren“, so der Kaufmann. Eine Dekorateurin hat die belichteten Regale zwischen den normalen Regalen gestaltet, sie geben den langen Wänden nun eine gelungene Gliederung. 

Vorbilder und ein Lastenheft 

Pascal Gerdes (35) entspringt dem Dualen Studium der Hieber-Akademie und erwähnt neben dem Lehr- beziehungsweise Ausbildungsherrn aus dem Südwesten gerne viele weitere Vorbilder. Immer wieder spricht er davon, dass er sich Anregungen von erfolgreichen Kollegen geholt hat. Zielstrebig habe er in einem Lastenheft über Jahre all die Ideen notiert, die er in einem eigenen Markt verwirklichen wollte, berichtet er von seiner Strategie. Nun gibt es Holztische („Hab ich vor acht Jahren bei den Sutterlütys gesehen, da standen Grillsaucen drauf“) oder den erwähnten Schinkenschrank aus Mailand. Die selbstöffnenden Türen zur Küche hinter der Frischetheke hat sich Gerdes von der Gastronomie abgeguckt, die Raumtrennung bei Felix Kels und dessen spektakulärem Industriedesign-Markt in Ratingen. 

Anregungen gab auch Familie Hundrieser mit ihrem Store-Design in Bergbautradition in Essen. Selbstkritisch erwähnt der Kaufmann auch, wo er Verbesserungsbedarf sieht: Die Grillplatte im Bistrobereich mit dem wonnigen Namen Cucina alla Mamma sei zu klein gekauft worden und die Platzierung des Infostands noch nicht optimal.

Umsatzziel weit getoppt

Dass wenige Monate nach der Eröffnung in einem solchen Großprojekt nachgesteuert werden muss, versteht sich von selbst. Die Nachsteuerung bezieht sich allerdings nicht auf die Zahlen: „Wir sind umsatztechnisch im ersten Jahr bereits im fünften Jahr des Planes angekommen“, sagt Gerdes und wirkt, als müsse er sich selbst manchmal sozusagen kneifen, um dies zu realisieren. Bis aus dem Umkreis  von 50 Kilometern kämen die Kunden, und das nicht nur vor Feiertagen, freut er sich. Auch Familienwissen zahlt sich aus: Pascal Gerdes und seine Mutter Brigitte führten in verschiedenen Konstellationen zwei Märkte in Moers und Oberhausen. Als die Edeka Rhein-Ruhr in Moers die neue Zentrale baute, der Platz vor dem gesamten Geschäftsneubaukomplex Edekaplatz genannt wurde und dort auch ein Markt einziehen sollte, bekam die Familie den Zuschlag. 

So wandelt man nun durch die Regalreihen, entdeckt immer wieder Interessantes und begegnet Highlights. Ob der echte Olivenbaum mitten im Markt in seiner Dimension wirklich gut gedeihen wird? Natürlich wird er spezialbeleuchtet, bewässert und gepflegt. Dass ein staksiger Baum mit wenig Blattwerk im Markt nicht gut ankäme, ist Pascal Gerdes natürlich bewusst. Aber bislang ist die Optik spektakulär, zumal man sich auf den Sitzmöglichkeiten unterm Baum niederlassen und die vielfältigen Marktperspektiven auf sich wirken lassen kann. Auch auf den Regalen neben den Sitzplätzen fordern mediterrane Spezialitäten stilecht dazu auf, Mittelmeer-Lebensart zum Genießen mit nach Hause zu nehmen.

An der Fleischtheke:
Männer vor

Mediterranes Flair nach Moers zu bringen ist Pascal Gerdes‘ ausdrückliches Anliegen, nicht nur bei Optik und Sortiment, auch beim Personaleinsatz. „An der Fleischtheke bedienen nur Männer – wie in Italien üblich“, berichtet er. Wow! Da stellt man sich als Frau sofort die Frage, ob es einen Unterschied macht, wenn Frau oder Mann den Cut überreicht? Auf jeden Fall ist die 33 Meter lange Frischetheke eindrucksvoll, edelstes Fleisch und besonderer Fisch werden mit der gleichen Sorgfalt präsentiert wie das Alltägliche. Auffallend ist das freundlich-hygienische Design der Drogerieabteilung mit optisch leichter wirkenden Regalen. Dass man sich in den Weiten des Markts gut zurechtfindet, liegt an dem deutlichen und differenzierten Beschriftungssystem, das an den Wänden beispielsweise nicht nur auf das Sortiment wie Konserven, sondern auch auf Untergruppen wie Tomaten-, Gurken- und fermentierte Gemüsekonserven hinweist.

Kassen mit Überblick

Am Schluss stehen neun Kassen inklusive zweier SB-Kassen bereit. Und wer von hier aus einen Blick nach oben wirft, erkennt in einer Wand breite, aber niedrige Fensterzonen. Hier liegen die Büroräume mit Aussicht für den perfekten Überblick.       


INTERVIEW

Was macht Ihnen in der Position als Marktleiter besonders viel Freude?

Ich habe mich beworben, als der Markt gebaut wurde, und war schwer beeindruckt von dem Projekt. Wenn ich Revue passieren lasse, welchen extremen Sprung wir als Team seitdem gemacht haben, ist das sensationell.

Wie wächst das Team zusammen?

Damit ein Team von 120 Mitarbeitern zusammenwächst, ist viel Arbeit notwendig, und das ist das jenige, was mir extrem viel Spaß macht. Bei meiner LEH-Ausbildung 2012 beim Kaufhof habe ich dort im Abiturientenprogramm viel zu den Themen Führung und Kommunikation lernen dürfen. Immer nahe am Menschen zu sein, das versuchen wir jetzt im Markt umzusetzen und zu leben.

Was sind Ihre Ziele?

Ziel ist, dass hier im Team ein Familiengefühl herrschen soll und jeder für den anderen da ist. Und natürlich, dass sich die Umsätze weiter so entwickeln. Dass die Kunden 40 bis 50 Kilometer fahren, um bei uns einzukaufen, finde ich eine große Anerkennung für unsere Arbeit. Meine Familie und ich kamen nach dem Zerfall der Sowjetunion nach Deutschland und haben selber einen Gastronomiebetrieb aufgebaut. Ich weiß, was Selbstständigkeit bedeutet und arbeite bei der Familie Gerdes, als wenn es mein Geschäft wäre. 


MARKTDATEN

Edeka Frische Center Gerdes, Moers

  • Adresse: Edekaplatz 12, 47445 Moers
  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 8 bis 21 Uhr
  • Eröffnung: 01.09.2021
  • Verkaufsfläche: 6.000 qm (inkl. 1.000 qm Getränkemarkt)
  • Anzahl Mitarbeiter: 120
  • Anzahl der Produkte: rund 40.000
  • Sitzplätze im Gastrobereich: innen 84, außen 66
  • Zahl der Parkplätz: 500, mit  Elektroladestation
  • Besonderheiten: Bistrobereich mit Pizza, Pasta, Eis und Waffeln, eigene Bäckerei, Sushi-Bar

 

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