Artikel

Store-Check: Edeka Rentschler - Zwei unter grünem Dach

Nicht nur ein eigener Drogeriemarkt macht den zwölften Rentschler-Markt besonders. Die ausgezeichnete Architektur legt Wert auf Nachhaltigkeit.

zur Bilderstrecke, 14 Bilder
Von Martina Kausch | Fotos: Markus Mamoser

Der erste Eindruck - großartig

Der erste Eindruck ist ein Knaller. Am Ortseingang von Nebringen erwartet man bei einem Supermarkteingang keine solche Schauseite, die den Kunden mit einer massiven eckigen Dachkonstruktion empfängt. Fast überwältigend ist diese Optik auch deswegen, weil der Markt etwas oberhalb der Erschließungsstraße liegt und die Anfahrt von unten erfolgt. Aber an diesem Standort ist einiges besonders. Edeka-Kaufmann Rainer Rentschler berichtet von rund zehn Jahren Vorbereitungsund Planungszeit – und durchaus Gegenwind bei dem Vorhaben, den 900-QuadratmeterMarkt vom Nebringer Ortsrand zu einem 1.300-Quadratmeter-Neubau in einem Neubaugebiet zu erweitern und zu verlegen. Von viel Flächenbedarf und -versiegelung war die Rede, in dem Ort Nebringen, 43 Kilometer südwestlich von Stuttgart. Rentschler ließ sich nicht beirren und verwandelte sogar die Auflage der Gemeinde, nach der neben dem Lebensmittelmarkt ein Drogeriemarkt entstehen müsse, in eine Chance. Nachdem die einschlägigen Drogeriemarktketten kein Interesse an dem Standort zeigten, übernahm Familie Rentschler die Aufgabe kurzerhand selbst. „Rentschler Drogeriemarkt – seit 2021“ prangt auf dem neuen Logo, und Ulrike Rentschler, Prokuristin im Unternehmen und Chefin der Sortimente, arbeitete sich in das neue Aufgabengebiet ein.

Von den Spätfolgen der Gemeindeplanung

So liegen nun zwei Rentschler-Reiche unter einem Dach nebeneinander, allerdings ohne interne Verbindung. Was die Gemeinde mit zwei Eingängen geplant und genehmigt hat, muss nun so bespielt werden. Für jeden (noch so kleinen) Drogerieeinkauf müssen die Kunden den Supermarkt verlassen und von außen den Drogeriemarkt betreten, weiß Rentschler und hat nun die Möglichkeit eingerichtet, innen über das Lager durchzugehen. Allerdings eine wenig attraktive Alternative.

Heckenriegel und Dachbegrünung

Aber was stören solche Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was die Kunden in den beiden Märkten erwartet! Das Architekturbüro Krummlauf-Teske-Happold aus Heilbronn hat den Wettbewerb um den Neubau für sich entschieden. „Das Bauwerk stellt sich von Nordosten als begrünter Hügel dar und belässt dem Wohnquartier seinen Vorortcharakter. Nach Westen klappt das Gelände auf und ‚zeigt Kante’. Das Marktgebäude öffnet sich hier mit raumhohen Glasfassaden und freundlichen Holzfassaden“, so die Baubeschreibung. Die Verwendung von heimischem Holz als nachhaltigem Baustoff setze sich im Inneren vor allem im Bereich des Tragwerks fort. Eine Holzrippendecke schaffe eine angenehme Atmosphäre im Markt. Wichtig für den Nachhaltigkeitsgedanken in puncto Grünplanung: Das Marktgebäude und die angrenzende Wohnbebauung werden durch breite Heckenriegel verbunden, es gibt Böschungen mit breiten Strauchbepflanzungen aus heimischen Wildgehölzen und eine extensive Dachbegrünung als dauerhafte Insektenwiese mit artenreichen Blumenansaaten. Interessant auch die energetischen Details: CO2-Kälteanlage mit Wärmerückgewinnung, LED-Beleuchtung und Kühlregale mit Glastüren zahlen auf den Nachhaltigkeitsgedanken ein. Nebenbei zum Thema Technik bemerkt: Im Markt gibt es kostenloses Kunden-WLAN.

Die unglaublichen Obst-Farben

Man betritt den zwölften Rentschler Markt vom Vorbau geschützt durch die Glastür und steht sofort vor dem Backshop mit geschmackvollem Café, das auch im Außenbereich attraktive Sitzplätze bietet. Der Marktrundgang startet neben einer kleinen Blumenbar mit einer sehr ansprechend marktplatzähnlich gestalteten Obst- und Gemüseabteilung, in die sinnvollerweise der Bedarf des „schnellen To-go“, also der Convenience-Bereich, integriert ist. Ebenfalls im Eingangsbereich ist Eat Happy platziert. Der Obst- und Gemüsebereich wirkt nicht nur durch den Steinmauer-Look fast wie ein Fachhandelsgeschäft mit dementsprechendem Angebot. Lichtführung und Qualität der Beleuchtung heben die Farben der Ware in geradezu unglaublicher Weise, aber attraktiv hervor – angesichts der steigenden Preise für Tomate, Paprika und Co. sicherlich eine zielführende Strategie. Hier möchte man am liebsten gleich kiloweise Buntes, Knackig Frisches in den Einkaufswagen packen. Bioware ist – nicht nur unverpackt – zentral auf einer Insel mitten in der Abteilung platziert, geschmackvoll umbaut von Körben, Holzkisten und Kräutern. Es gibt ein breites Angebot an Obst und Gemüse regionaler und lokale Produzenten sowie drei Zwiebelboxen für lose Ware. Eine mittelgroße Unverpackt-Abteilung schließt sich auf dem Weg durch den Markt zur Frischetheke an.

Über Rentschlers Eisenbahn

Bei einem funkelnagelneuen Markt ist man immer gespannt auf neue Ideen und Techniken. Welche Goodies werden zwischen den Möglichkeiten des Fischräucherns, Kaffeeröstens und Ananasschneidens im Markt geboten? Im Rentschler-Markt ist es – eine Eisenbahn.  Vor der Frischtheke über den Tiefkühltruhen dreht ein Zug seine Runden, in regelmäßigen Abständen automatisch, aber auch manuell über einen Schalter zu steuern. Dank der Flächenvergrößerung um rund 50 Prozent ist auch das Sortiment im neuen Markt deutlich umfangreicher geworden. Man findet Spezialitäten aus industrieller Produktion, aber eben auch von regionalen Produzenten. Die fördern die Rentschlers durch Aktivitäten wie den „Regionalen Schlemmertag“, bei dem die heimischen Anbauer sich und ihre Waren im Markt präsentieren. Zur Eröffnung hat Rainer Rentschler Überblickspläne zum Mitnehmen erstellen lassen, auf denen deutlich wird: Rund ein Drittel des Marktes nimmt das Getränkesortiment ein, wobei Weine, Schaumweine und Spirituosen in ähnlichem Look präsentiert werden wie Bier, Wasser und Limonaden. Den Überblick zu behalten ist im gesamten Markt auch dank großformatiger Wand- und Regalbeschriftung einfach.

Drogerie gleich nebenan

„Drogerie und mehr“ heißt es auf dem neuen Logo, das für den ersten Drogeriemarkt des Unternehmens steht. Das Kernsortiment von Reinigungsmitteln, Hygiene, Baby- und Tiernahrung sowie Kosmetik wird ergänzt von Geschenkartikeln, die aktuell die Trends bestimmen, und von einem umfangreichen Naturkosmetikangebot. Eine Shampoo-Nachfüllstation gibt es ebenso wie TK-Hundenahrung und Unverpackt-Leckerlis für vierbeinige Begleiter. Großzügig, hell und freundlich ist die Optik, es ist Platz für eine Foto- und sogar eine Heliumfüllstation. Was im Lebensmittelmarkt der Hingucker für Eisenbahnfans ist, erfreut hier die Partyballon-Fraktion.

MARKTDATEN: Edeka Rentschler, Nebringen

> Adresse: Buchweizenstraße 2, 71126 Gäufelden-Nebringen

> Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 8 bis 20 Uhr > Eröffnung: 18. November 2021

> Verkaufsfläche: 1.300 m2 plus 600 m2 Drogeriemarkt

> Länge der Frischetheke: 15 m

> Anzahl der Produkte: Rund 25.000 plus 10.000 im Drogeriemarkt

> Zahl der Mitarbeiter: 64

> Zahl der Parkplätze: 130

> Besonderheiten: Gastrobereich der Genuss-Bäckerei Rentschler, 52 Sitzplätzen innen und außen.

Interview mit Marktleiter Björn Lieske

Sie sind nicht nur Marktleiter des Lebensmittelmarktes, sondern auch des Drogeriemarktes – wie läuft’s?

Ja, das stimmt. Ich komme ja aus dem Lebensmittelbereich, da war das Thema Drogerie für mich völliges Neuland. Ich muss da hineinwachsen, aber das ist sehr interessant und läuft gut.

Sie haben vor der Neueröffnung hier den früheren Markt geleitet?

Ja, seit fast fünf Jahren. Es ist toll, was wir jetzt hier für Möglichkeiten haben. Das Sortiment ist hier um rund ein Drittel erweitert worden, wir konnten viel Neues platzieren und haben deutlich mehr Fläche für Sonderplatzierungen, das ist klasse.

Mir ist die Eisenbahn im Markt aufgefallen, wessen Hobby ist sie?

In jedem Rentschler-Markt gibt es eine Eisenbahn, das ist Tradition im Unternehmen. Die Idee stammt von unserem Inhaber Rainer Rentschler, der sich als Kind immer solch eine Eisenbahn gewünscht hatte, aber früher im Elternhaus hatte der Platz gefehlt. Vor allem für Eltern und Kinder ist das ein Riesenspaß.

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise