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Store-Check: Konsum Leipzig – märchenhaft erfolgreich

Der neue Markt des Konsum Leipzig punktet bis ins Detail durch Technik, Sortiment – und optisch als Tummelplatz peppiger Sagengestalten.

Im Paradiesgarten des Markts sind mehr als 200 Obst- und Gemüsesorten zu haben, rund 75 davon in Bio-Qualität. Foto: RUNDSCHAU/Martina Kausch
Von Martina Kausch | Fotos: RUNDSCHAU/Martina Kausch

Für Ladenbauer ist es eine gelungene Vorlage: In einem Stadtviertel, in dem viele Straßen nach Grimms Märchenfiguren benannt sind, fällt die Ausstattung auch eines Lebensmittelsupermarkts leicht – wenn man auf lokales Flair setzt.

Doch der Konsum Leipzig hat sich in der Filiale An der Märchenwiese nicht nur Froschkönig und Rübezahl auf die Wände malen lassen. Das Gebäude steht für eine Neuausrichtung der Geschäftsstrategie, außerdem machen sowohl Sortiment als auch Präsentation den Standort zu einem Flaggschiff der Genossenschaft.

Vermietung neuer Geschäftsbereich

Der Standort Märchenwiese im Leipziger Stadtteil Marienbrunn ist einer der ältesten in der sächsischen Kulturstadt und im Viertel stark verwurzelt. Seit 50 Jahren kann man hier Lebensmittel kaufen, zu DDR-Zeiten in einer Kaufhalle. „Es war selbstverständlich, dass wir bei einem neuen Immobilienprojekt sofort an die Märchenwiese gedacht haben“, kommentiert Konsum-Leipzig-Vorstand Michael Faupel das Projekt.

Also wurde der alte Flachbau abgerissen und ein viergeschossiges Mischnutzungsgebäude erstellt – mit Markt im Erdgeschoss, Parkplatz sowie Obergeschossen zum Vermieten für seniorengerechtes Wohnen. Konsum Leipzig will sich durch die Vermietung einen neuen Geschäftsbereich erschließen. „Die Eröffnung dieser Filiale ist für uns etwas Besonderes“, erklärt deswegen Konsum-Vorstand Dirk Thärichen.

Für dieses erste Bauprojekt, das Wohnen und Handel vereint, investierte die Genossenschaft rund zehn Millionen Euro. Dieser Weg soll fortgeführt werden, weitere Standorte mit gleichem Konzept sind in der Planungsphase. 2021 hatte Konsum Leipzig einen Umsatz-
rekord von 170,5 Millionen Euro eingefahren (macht ein Plus von 7,6 % gegenüber 2020).
 


Von der Eingangsschwenktür fällt der Blick sofort auf die Märchenwiese-Gestaltung über der Kühlstrecke.


Durchblick auf die Märchenwelt

An der Märchenwiese kann man den neuen Markt dank überdachtem Vorbau mit Fahrradstellplätzen und Einkaufswagenpool von geschütztem Terrain aus betreten. Eindrucksvoll modern präsentiert sich der Eingangsbereich nach dem Vorkassenbäcker, einer Lukas-Filiale, mit bunten LED-Beleuchtungsobjekten an der Decke.

Von der Eingangsschwenktür fällt der Blick sofort bis zur hinteren Wand – und damit auf den Hingucker im Markt überhaupt: Auf einer rund 20 Meter breiten und zweieinhalb Meter hohen Mauerzone über der Kühlstrecke hat der Leipziger Künstler Peter Freund seine Version der Märchenwiese entworfen – Lebensraum von Aschenputtel und Froschkönig, Rapunzel und Rübezahl samt einer knuffigen Zwergenschar.

„Tischlein deck dich“ steht in Neonschrift über den Schränken. Auch an anderen Orten im Markt wird das Märchenthema gespielt. Die Obst- und Gemüseabteilung zu Beginn des Kundenlaufs heißt Paradiesgarten, über den TK-Wandschränken prangt in Kristallblau der Schriftzug „Eispalast“, und selbst das Rolltor zum Lager wird zum Wichtel-Partyplatz. 

Rundgang mit Strategie

Der freundliche erste Eindruck beim Betreten des Markts wird von dem hellen Boden und dem Angebot an Schnitt- und Topfblumen unterstrichen. Den schnellen Griff zu gekühlten Getränken und Convenience kann der Kunde ebenfalls sofort vollführen und hinter der Obst- und Gemüseabteilung zur Kasse abbiegen – besonders für den eiligen Shopper ist das eine durchdachte Planung.

Als praktische Lösung erweist sich auch die Frischetheke in der Vorkassenzone. Einerseits verzichtet man so zwar darauf, den Fleisch-, Wurst- und Käsetheken-Kunden in den Markt hineinzuführen. Andererseits wird der Theke die Kompetenz eines handwerklichen Fachgeschäftsmetzgers zugeschrieben. 


"Die Eröffnung dieser Filiale ist für uns etwas Besonderes. Mit diesem Bauprojekt geht unsere Genossenschaft völlig neue Wege."

Dirk Thärichen (Vorstand, Konsum Leipzig)


Transparenz bis zum Käseschild

Apropos Theke: Hier reicht das Angebot vom täglich wechselnden Bistro-Mittagstisch über Fleisch und Wurst bis zur umfangreichen Käseauswahl, und hier wiederum von Müritzer und Tisiter bis zu Pecorino und Gudbrandsdalen. Transparenz ist im neuen Markt und speziell an der Theke nicht nur ein Wort, denn durch die offene Tür kann der Kunde in die Vorbereitungsräume schauen, und die Beschriftungsschilder geben neben Sorte, Herkunft und Fettgehalt auch an, ob tierisches oder mikrobielles Lab zur Käseherstellung verwendet wurde.

Das Obst- und Gemüsesortiment wird auf vier Etagen präsentiert und umfasst über 200 Sorten, davon kommen je nach Jahreszeit bis zu 75 aus der Region. Dass der regionale Bezug den Kunden wichtig ist, muss nicht betont werden, wenn gegenüber vom Markt auf der anderen Straßenseite fast täglich ein heimischer Gemüseverkäufer mit seinem Kleintransporter steht.

Viel Platz und ein Angebot für jeden

Grundsätzlich zeigt der Konsum Leipzig im Markt ein angenehmes Ambiente und großzügige Planung. Breite Gänge und viel Platz auch vor den Kühlschränken sind nicht nur für die in den oberen Geschossen lebenden Senioren bequem. Die Beleuchtung im hinteren Bereich ist weniger spektakulär, allerdings so angemessen, dass man die hohe Decke und die Leitungstechnik im Dunkeln völlig übersieht.

Bei der Sortimentsgestaltung achtet man darauf, von Preiseinstiegs- bis zu Markenprodukten und regionalen Alternativen ein breites Spektrum zu bieten. Dem Vernehmen nach arbeitet die Genossenschaft Konsum Leipzig immer noch gegen das Teuer-Image aus vergangenen Zeiten. 

Besonders viel Platz hat der Shopper vor den Kassen – hier ist Sonderflächenraum für Aktionsware, Saisonaufbauten und thematische Zweitplatzierungen. Das Konzept geht auf, die ersten Monate stimmen betriebswirtschaftlich optimistisch. Der Durchnschnittsbon liegt bei 12,10 Euro, der Frischeanteil am Umsatz beträgt rund 15 Prozent beziehungsweise 25 Prozent, wird Obst und Gemüse mit eingerechnet. Das bedeutet eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den Zahlen des alten Markts am Standort.


"Sechs Neueröffnungen in einem Jahr - das ist absoluter Rekord in unserer jüngeren Firmengeschichte."

Michael Faupel (Vorstand, Konsum Leipzig)


Neue Wege – auch nach Halle

Eine Achillesferse des Konsumgenossenschaftsgedankens in Sachsen und Sachsen-Anhalt ist das Thema „Konsum in der Stadt Halle“. Warum? Die Genossenschaft Konsum Halle ging nach der Wende Pleite – ein Vorgang, der bei vielen Menschen immer noch sehr präsent ist, sagt Michael Faupel im RUNDSCHAU-Gespräch. 

Dennoch ging man das Trauma an und eröffnete 2019 die erste Filiale in der Saalestadt, 2020 die zweite. Man halte Halle für einen Standort mit Zukunft, so Faupel. Aktuell läuft es sowieso besonders: Bis Ende 2022 werden nach der Filiale An der Märchenwiese fünf weitere Neueröffnungen folgen – drei in Halle und zwei in Leipzig. „Sechs Neueröffnungen in einem Jahr, das ist absoluter Rekord in unserer jüngeren Firmengeschichte“, freut sich der Genossenschaftler.

Ein Blick in den Markt


INTERVIEW

 

Anja Weigert,
Filialleiterin Konsum Leipzig

Wie fühlt es sich an, nun eine funkelnagelneue Filiale zu leiten?
Toll! Das ist für mich wirklich etwas Besonderes. Ich habe ja als Azubi beim Konsum angefangen – genau gesagt am 1. September 1997 in Paunsdorf. Hier nun Filialleiterin zu sein ist noch einmal eine besondere Motivation. 

Was ist für Sie das Besondere an speziell diesem Markt? 
Die Marktausstattung mit den neuen Kühlmöbeln und der modernen Beleuchtung. Aber auch hinter dem Sortiment stehe ich. Wir bieten hier wirklich jedem viel. Und ich freue mich über das neue Warenwirtschaftssystem.

Also keine Angst vor neuer Technik?
Naja, anfangs ein bisschen ... aber hier wird das ganze Team bei den Schulungen mitgenommen. Das ist klasse – und außerdem erleichtert die neue Technik die Arbeit. Was will man mehr?


MARKTDATEN

Konsum Leipzig, Märchenwiese

Adresse: An der Märchenwiese 16a, 04277 Leipzig
Öffnungszeiten: Montag bis Samstags 7 bis 21 Uhr
Eröffnung: 31. März 2022
Verkaufsfläche: 890 m2
Anzahl der Produkte: 13.000
Sitzplätze im Gastrobereich: 16 (im Innenbereich)
Zahl der Mitarbeiter: 17
Anzahl der Parkplätze: 15, mit E-Ladestation für Pkw
Besonderheiten: Wandgestaltung durch Maler Peter Freund
 


 

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