Die produktiven Babyboomer bereiten sich auf ihre Rente vor. Doch was kommt dann? Viele Prognosen befürchten Schlimmes: Die Z-ies rücken nach – die sind nicht nur wenige, sondern legen auch noch größten Wert auf ihre Freizeit. 40-Stunden-Wochen? Nicht mit ihnen. Die Folge: ein Rückgang der täglichen Arbeitszeit und damit ein erheblich abnehmendes Wachstumspotenzial in Deutschland.
Viele Experten befürchten den War of Talents. Zudem findet ein wahres Bashing dieser Generation statt. Zu faul. Zu vorlaut. So die Vorwürfe – und die stören Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt. Sie setzt sich für einen Dialog zwischen den Generationen ein.
Ist die Work-Life-Balance bei der Gen Z völlig aus dem Gleichgewicht geraten?
Das ist kein spezielles Thema der Generation Z. Schon in meiner Generation gab es null Bock. Ich habe keine Lust, ich studiere irgendwas, breche das Studium ab, das gab es schon immer. Die Generation X wollte als Erste Work-Life-Balance. Ihre Erkenntnis: Ich will leben und nicht nur arbeiten.
Es hat ein genereller Wechsel in der Gesellschaft stattgefunden, dass man eben nicht mehr so viel arbeiten möchte. Der Babyboomer, der war noch der Workaholic, der gesagt hat: „Ich arbeite, weil mein Chef mich braucht, ich bin immer da. Urlaub brauche ich sowieso nicht …“ Das macht man heute nicht mehr.
Warum wird das der Gen Z zugeschrieben?
Weil die es deutlich machen. Wir haben sie auf Augenhöhe erzogen, entsprechend laut äußern sie ihren Unmut. Zudem sind sie so wenige. Plötzlich haben wir den Fachkräftemangel und schauen genau hin und kommen zu dem Schluss, dass diese Generation nicht arbeiten will. Dabei gibt es unter ihnen genau so viele ehrgeizige oder faule Menschen wie in jeder anderen Generation.
Wie geht man als Arbeitgeber damit um?
Der Arbeitgeber sollte erst einmal damit anfangen zu begründen, warum jemand länger arbeiten soll. Also nicht fragen, kannst du heute länger arbeiten, sondern sagen, ich brauche dich heute länger, weil … Und: Wenn alle immer länger arbeiten müssen, dann haben wir ein strukturelles Problem. Warum soll das ein Z lösen?
Wir haben das früher so gemacht. Wenn mein Chef mich gefragt hat, kannst du länger bleiben, habe ich gesagt, natürlich. Für mich kam das gar nicht infrage, nein zu sagen. Wir sind anders erzogen worden. Der jetzigen Generation Z wurde eingebläut: „Lasst euch nichts gefallen. Wir haben Fachkräftemangel, ihr könnt heutzutage arbeiten, wo ihr wollt.“ Und tatsächlich ist es so, wenn ich etwa in der Pflege arbeite, dann muss ich mir nichts gefallen lassen.