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Bitte einmal zum Mitnehmen

Die „wichtigste Mahlzeit des Tages“ bekommt Beine. Kaffeebecher aus Pappe, Papiertüten vom Bäcker und eingeschweißte Sandwiches prägen das morgendliche Bild in vielen Großstädten. Das Ende der deutschen Frühstückskultur? Keine Angst. Das Frühstückserlebnis verlagert sich lediglich aufs Wochenende.

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Von A. Stojic

Seit Jahren frühstücken die Deutschen immer seltener zu Hause. Das wird am riesigen Angebot an „Kaffee to go“ sichtbar, den es mittlerweile nicht nur in den gängigen Coffeeshops gibt. Das Frühstück bekommt Beine. Becher, Papiertüten, Plastikverpackungen sind der einstigen „wichtigsten Mahlzeit des Tages“ neue Kleider. Snacking und „zum Mitnehmen“ sind die übergreifenden Trends.

Das Frühstück zu Hause ist rückläufig

Aus einer Studie des Meinungsforschungsinstituts GfK geht hervor, dass nur 72 Prozent der Deutschen unter der Woche zu Hause frühstücken. Das ist ein Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zu 2005. Die häufigsten Gründe für das Weglassen des Frühstücks sind Zeitmangel oder Appetitlosigkeit am frühen Morgen. Interessant: In den vergangenen Jahren haben die Deutschen drei Milliarden Mahlzeiten weniger zu Hause gegessen, wie die GfK weiter herausgefunden hat.

Starbucks und Co. profitieren

Diese Entwicklung kommt besonders McDonald‘s, Starbucks und Co. zugute. Allein in Deutschland gibt es derzeit rund 160 Filialen des Coffeeshop-Riesen. Und Starbucks hat weiterhin ehrgeizige Ziele. In 26 der vergangenen 28 Geschäftsjahre konnte die Kaffeekette immer ein Umsatzwachstum von mindestens fünf Prozent erzielen, so das Nachrichtenportal Finanzen.net. Aber nicht nur die Coffee-Shops und Fast-Food-Läden versuchen, aus der aktuellen Entwicklung Profit zu schlagen. Der Markt hat Potenzial. Das hat auch die Lebensmittelindustrie längst erkannt und ebenfalls Antworten auf den Trend in Form von Müsliriegeln, kleinen Verpackungseinheiten oder Frühstückskeksen auf den Markt gebracht. Die Hersteller reagieren damit nicht nur auf schrumpfende Haushalte, sondern auch auf den Anspruch der Verbraucher, eine schnelle, gesunde Frühstücksalternative zu finden.

Müsli als Wachstumsträger

Fakt ist: Das Geschäft lohnt sich. Mehr als zwei Milliarden Euro haben die Hersteller im Jahr 2015 mit Frühstücksprodukten umgesetzt. Dazu zählen Honig, Marmelade, Müsli oder auch Getreideflocken. Vor allem Müsliprodukte wie Riegel oder kleine Portionsbecher sind bei den Verbrauchern derzeit gefragt. Das ehemalige Müsli-Start-up Mymuesli verzeichnet seit einigen Jahren laut eigenen Angaben einen Umsatz von „mehreren Millionen Euro“. Tendenz steigend. Besonders mit dem Abverkauf der Single-Becher sei man sehr zufrieden. Aber auch verzehrfertige Sandwiches und Smoothies finden immer häufiger den Weg in den Frühstückskorb der Verbraucher. Insbesondere für Händler ohne angegliederte Bäckerei im Markt ergeben sich dadurch neue Umsatzpotenziale. Der Vorteil der verschiedenen Produktgruppen liegt vor allem darin, dass sie häufig nicht gekühlt werden müssen und so ohne größere Umstände in einer Verbundplatzierung am PoS aufgebaut werden können. Category-Management-Experten raten zu einer Platzierung in der Nähe der Frische- und Mopro-Abteilung, um weitere Impulskäufe zu fördern. Vor allem von Montag bis Freitag in den Stunden von 7.30 Uhr bis 11.00 Uhr ist das Abverkaufspotenzial hoch.

Immer wieder sonntags

Doch im Gegensatz zur Schnelllebigkeit unter der Woche setzen die Deutschen am Wochenende verstärkt auf die Frühstücksidylle, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen. Frische Brötchen, Käse, Marmelade, Wurst und Fruchtsäfte gehören deswegen bei über 80 Prozent der Deutschen zum Wochenendeinkauf dazu. Vor allem Marmelade und Konfitüre werden von vielen Verbrauchern auf Vorrat gekauft. Auch wenn seit Jahren eine Verschiebung der Essgewohnheiten in Deutschland stattfindet, zeigen sich die klassischen Hersteller von Frühstücksprodukten wie Darbo, Nestlé, Kellogg´s oder Schwartau entspannt. Den reich gedeckten Frühstückstisch am Wochenende wird es mit Sicherheit noch länger geben.

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Foto: Fotolia (pkanchana)

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