Artikel

Da haben wir den Salat

Verzehrfertige Salate liegen voll im Trend. Alleine 2016 ist die Kategorie um fünf Prozent gewachsen. Doch jetzt gefährdet der überraschende Winter in Südeuropa die Rohwarenversorgung.

Do it yourself | … denken sich die Kaufleute Dornseifer und lassen in Eigenproduktion täglich frisch Salatbowls „schnibbeln“. >< Foto: Unternehmen
zur Bilderstrecke, 7 Bilder
Von Alexandra Stojic

In Deutschlands Küchen wird seltener gekocht – das geht aus dem Ernährungsreport 2017 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hervor. Danach ist die Zahl derer, die täglich am Herd stehen, von 41 Prozent (2015) auf 39 Prozent (2016) gesunken. Gleichzeitig ist das Bewusstsein für gesunde Lebensmittel gestiegen.

Keimbelastung in Fresh-Cut-Salaten

Gute Aussichten also besonders für frische Convenience-Produkte aus Gemüse. Zugegeben: Diese hatten hierzulande einen holprigen Start hingelegt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sei die Warengruppe in den vergangenen 20 Jahren aber rasant gewachsen, berichtet das niederländische Ministerium für Wirtschaft in einer im vergangenen Jahr erschienenen Studie. Demnach konnten auch die im Jahr 2013 durch die Stiftung Warentest veröffentlichten Testergebnisse die Salatlust der Deutschen nicht trüben. Das Verbrauchermagazin hatte in einer Untersuchungsreihe bei fast jedem der 19 getesteten Produkte eine hohe Keimbelastung festgestellt.

Langsames, aber stetiges Wachstum

Schaden hat die Kategorie dadurch jedenfalls nicht genommen. Alleine 2015 ist sie laut IRI-Angaben um 5,1 Prozent gewachsen. Interessant: Das Segment Salatschalen hat mit 6,4 Prozent stärker zugelegt als Fresh-Cut-Beutel (+ 4,2 %), die etwa 48 Prozent des Gesamtmarktes in Menge ausmachen. Fresh-Cut-Salate stecken in Deutschland zwar im Vergleich zu Frankreich und Holland noch in den Kinderschuhen, laut Expertenschätzungen sprechen wir aber immerhin von einem Umsatzvolumen von mehr als 300 Millionen Euro. Auch mengenmäßig ist der Verbrauch von Blattsalaten in Deutschland mit satten 550.000 Tonnen im Jahr beachtlich. Sortenreine Salate wie Feldsalat und Rucola seien am beliebtesten, sagt Jens Vogler, Geschäftsführer Frische bei Bonduelle. Der Reutlinger Konservenspezialist bringt bereits seit einigen Jahren frischen Salat im Beutel auf den Markt, seit 2015 auch in Salatschalen. Für die Salatkompositionen kooperiert Bonduelle unter anderem mit Unternehmen wie Rügenwalder Mühle oder Patros, deren Produkte als Topping und verfeinernde Zugabe dienen.

Drohende Versorgungsengpässe

Das Geschäft mit den verzehrfertigen Salaten boomt. Vom Aufwärtstrend der Kategorie profitiert nicht nur Bonduelle. Die Liste der Wettbewerber ist mit weiteren Unternehmen wie Florette und Gartenfrisch Jung allerdings recht überschaubar. Dennoch findet auch in der Fresh-Cut-Theke ein Verdrängungswettbewerb statt. So hat das Unternehmen Gartenfrisch Jung im vergangenen Juli angekündigt, es wolle rund 1,5 Millionen Euro in den Ausbau seiner Produktion stecken. 2015 ist die Gruppe laut Unternehmensmeldung zweistellig gewachsen und hat ihren Umsatz um elf Prozent auf 130 Millionen Euro nach oben geschraubt. Rund 65 Prozent der Produktion von Gartenfrisch Jung gehen an den LEH.
Die Entwicklung des Fresh-Cut- Segments bleibt weiterhin spannend. Aufgrund des anhaltenden Winters in Südeuropa rechnen die Hersteller mit Lieferschwierigkeiten. Bonduelle kämpft nach eigenen Angaben mit Beschaffungsproblemen für die Produktion. Bei fast allen Rohwaren seien die verfügbaren Mengen um 20 bis 30 Prozent gesunken. Das Unternehmen geht davon aus, dass es zunächst bei der reduzierten Salaternte bleiben wird. Eine leichte Entspannung sei erst ab Mitte Februar zu erwarten. „Von den Lieferengpässen sind besonders Sorten wie Eisberg, Lollo Rosso, Lollo Bionda, Endivie, Frisee, Romana, Batavia und Junge Blätter wie Spinat oder Tatsoi betroffen“, teilt der Verband der Hersteller kulinarischer Lebensmittel mit. Welche Auswirkungen der Versorgungsengpass auf die Rohwarenpreise haben wird, ist aktuell noch nicht abzusehen.

Fotos: Fotolia (mypuy), Unternehmen

Die richtige Beschilderung | Aufmerksamkeitsstark werden Fresh-Cut-Salate in Kühltruhen mit auffälligen Beschilderungen in Szene gesetzt. Foto: Unternehmen
Frisch geschnitten | Bei Giant (USA) wird Fresh-Cut-Gemüse wie Zwiebeln oder Karotten in Plastikboxen zum Sofortverzehr angeboten. Foto: Unternehmen
Frisch geschnitten | Bei Giant (USA) wird Fresh-Cut-Gemüse wie Zwiebeln oder Karotten in Plastikboxen zum Sofortverzehr angeboten. Foto: Unternehmen
Foto: Fotolia (mypuy)
Foto: Fotolia (mypuy)

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise