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„Der Wandel ist einfach brutal“ – Interview mit San Lucar-Gründer Stephan Rötzer

„Kunden werden anspruchsvoller, Händler müssen sich unterscheiden“, sagt San Lucar-Gründer Stephan Rötzer. Das Hauptthema für ihn: sein Unternehmen auf die Anbaubedingungen während der Klimaveränderung einzustellen. Und das unter dem extremen Preisdruck, der in der Branche herrscht.

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Von Martina Kausch | Fotos: Pepe Saorin

Herr Rötzer, zu Corona-Zeiten ist der Obst-und Gemüsekonsum gestiegen. Was bleibt von dieser Freude an Frischem nach der Pandemie?

Das Wissen bleibt. Die Leute beschäftigen sich aktuell viel intensiver mit Lebensmitteln, nehmen sich mehr Zeit, um zu erkunden, was schmeckt und gefällt. Das tut uns extrem gut, und wir denken, dass die Wertschätzung für gesunde und leckere Produkte bleiben wird. Das ist die Strategie, die wir verfolgen.

Die Strategie ist – Wissen?

Ja – Produktwissen und Geschmack! Wir wachsen weltweit und das Prinzip bleibt überall gleich: Wenn es geschmeckt hat, kommt der Kunde wieder. Und der Handel kann sich über überzeugende, zuverlässige Qualität der Ware unterscheiden und profilieren. Der Konsument will Sicherheit, eine Guideline, Orientierung. Er will nicht in eine No-Name-Kiste greifen und dann zu Hause Überraschungen erleben, weil er erst dann schmeckt, was er gekauft hat. Wichtig ist, dass man dem Konsumenten geben kann, was er verlangt, weil er es zu schätzen gelernt hat. Dies geht nur über eine Marke. Händler müssen sich darauf einstellen, dass ihre Kunden anspruchsvoller sein werden.

Ist die Klimaveränderung für San Lucar ein Thema?

Es ist ein Hauptthema. Eine harte Sache.

Inwiefern?

Wir haben beispielsweise vor sieben Jahren in Murcia ein Aprikosenfeld gekauft. Das war das teuerste Feld in ganz Spanien, weil es das früheste Feld in ganz Spanien war und geeignet, um mit bestimmten Sorten früher in die Saison zu starten. Jetzt können wir dort keine Aprikosen mehr anpflanzen, weil es nicht mehr genug Kältestunden gibt. Ein Aprikosenbaum braucht im Winter Zeiten mit Temperaturen unter sieben Grad. Es gibt Sorten, die brauchen 300 bis 400 Kältestunden, andere Sorten benötigen sogar 500 bis 600. Aber unter 300 Kältestunden ist der Aprikosenanbau sehr, sehr schwierig.

Wenn der Baum im Winter nicht genug ruht, hat er im Frühjahr keine Kraft, um zu blühen und Früchte zu produzieren. Das ist teilweise der Fall, wenn der Sommer mittlerweile bis November dauert. Nun müssen wir überlegen, wie es mit diesem Feld weitergehen soll. Das Klima verschiebt sich im Moment unglaublich. In einigen Gegenden in Spanien, in denen es früher viel zu kalt war, beginnt man jetzt mit dem Weinanbau. Zum Beispiel aktuell auch am Fuß der Pyrenäen. Diese Veränderung ist brutal.

 

Das komplette Interview lesen Sie im E-Paper der aktuellen RUNDSCHAU-Ausgabe.

 

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