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Der Winter kommt bestimmt!

Sommerzeit ist Grillzeit. Doch auch im Winter bleiben die Roste nicht kalt. Grund genug für die Redaktion der RUNDSCHAU, einen vorgezogenen Selbsttest zu wagen und für das frostige Angrillen zu üben – mit Produkten, die der Handel auf jeden Fall im Blick haben sollte. Feuer frei für einen hoch subjektiven Test!

Von Alexander Thürer | Fotos: Julia Babilon

Eigentlich sollte es eine Aktion mit Augenzwinkern werden. Die RUNDSCHAU-Redaktion packt sich fürs richtige Feeling mitten im Hochsommer bei 30 Grad plus in dicke Klamotten, versammelt sich um einen Grill und läutet die Wintergrillsaison ein. Denn auch hier gilt: Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Also ab auf den Rost mit all den Produkten, die auch bei frostigen Temperaturen zuverlässig den Grillspaß in die kalte Jahreszeit tragen. Immerhin wird das Thema bei vielen Deutschen nicht erst seit der Corona-Pandemie immer beliebter. Zwar wächst die Zahl der Wintergriller nur langsam, aber jene Hartgesottenen, die rund ums Jahr am Feuer stehen, werden immer aktiver. Über 20 Prozent der Wintergriller tun das fünfmal oder öfter pro Saison.

Vor diesem Hintergrund haben wir uns die Frage gestellt, was der Handel dieser Zielgruppe optimalerweise bieten und welche Produkte man als Redaktion empfehlen könnte. Ein Selbstversuch vor der Saison sollte es werden, der potenziellen Hitze zum Trotz und mit einem Warenkorb, der von Grillkohle, Alufolie und Küchenrolle über Grillsoßen, Knoblauchbaguette und Toastbrötchen, diverse Kraut- und Kartoffelsalate bis hin zu mannigfaltigem Grillgut reicht. Der Plan war gestrickt, die Einkaufstaschen gefüllt, der Grill geheizt … und auch das Wetter meinte es so gut mit uns, dass wir die Wintersituation nicht einmal nachstellen mussten. Bei erfrischenden 15 Grad, Regen und böigem Wind war der Rahmen für das erste Redaktions-Grill-Tasting nahezu perfekt. 

Erfahren Sie nun, was es auf unseren Grill geschafft hat und welche Produkte es zu den Favoriten der Redaktion gebracht haben. 

Wo und was wird gekauft?

Als Fachmagazin für den LEH war es zwar klar, wo wir das Grillgut beschaffen, aber dennoch lohnt ein Blick auf das allgemeine Einkaufsverhalten der Kunden und wo sie vorrangig einkaufen. Laut einer aktuellen epap-Studie wählt wenig überraschend jeder Zweite für den Einkauf von Grillgut einen Supermarkt wie Rewe oder Edeka (50 %). Und: Das Grillgut wird am häufigsten aus dem Kühlregal gegriffen (41 %). 38 Prozent der Shopper bevorzugen zudem Discounter wie Lidl oder Aldi. Jeder Dritte kauft für den Grillabend in Hypermärkten wie Marktkauf (29 %) oder der Metzgerei (34 %) ein. Biomärkte sind bei 14 Prozent beliebt. Unsere Wahl der Einkaufsstätte fiel also auf den LEH und die dortigen Kühlregale. 

Bei der Frage, was am Ende auf unseren Wintergill kommt, bestätigte ebenfalls eine Studie unser Bauchgefühl. Laut der Wiesenhof Grillstudie von 2022 gaben fast neun von zehn Befragten (86 %) an, dass sie immer, häufig oder zumindest selten Würstchen grillen. Bei sieben von zehn Personen (70 %) gehören Bratwürste hingegen fest dazu und liegen sogar meistens auf dem Rost. Besonderer Beliebtheit erfreut sich die Bratwurst bei Familien, von denen stolze 94 Prozent darauf zurückgreifen. 


Für 33 Prozent der Befragten ist Grillkäse das beliebteste Grillgut. Damit rangiert er noch vor Fisch und Fleischalternativen.

Quelle: epap Grill-Report 2023


Hinzu kommt der wachsende Anteil an Vegetariern und Veganern und deren zunehmende Relevanz für die Grillwelt. Laut des epap Grill-Reports 2023 bleibt Fleisch zwar unangefochten die Nummer eins des beliebtesten Grillguts (56 %). Doch Grillgemüse liegt mit 38 Prozent bereits auf Platz zwei. Es folgen Grillkäse (33 %) und Fisch (31 %), jeder Vierte grillt gern Brot (24 %) oder Veggie-Fleischalternativen (23 %). 
Damit war die Entscheidung gefallen: Das erste RUNDSCHAU-Grill-Tasting wird sich über Grillwürste, Fleischalternativen und vegetarische Grillspezialitäten erstrecken. 

Der Grill: eine Standortfrage

Eine für den Handel ebenfalls nicht unwichtige Frage ist die nach dem richtigen Grill, denn oftmals bietet es sich an, in Sonderaufbauten oder Zweitplatzierungen auch gleich das nötige Equipment mit zu präsentieren. Aber was soll es sein? Komplette Grillstation, Einwegkohle- oder Gasgrill oder doch der oftmals belächelte Elektrogrill? Traditionell und noch immer am beliebtesten ist der klassische Kohlegrill. Laut Grillstudie ist er bei rund 58 Prozent der Nutzer noch immer die erste Wahl. Vor zehn Jahren griffen allerdings noch 71 Prozent zur Kohle, der Trend ist also insgesamt rückläufig.

An Beliebtheit deutlich zugelegt haben dagegen im Vergleich die auch im Handling deutlich convenienteren Gasgrills, gefolgt von den Elektrogrills (20 %). Aber Vorsicht: Je nach Einzugsgebiet kann sich dieses Nutzerbild verschieben. So empfiehlt es sich bei Märkten in urbanen Großstadtlagen beispielsweise, vermehrt auch Elektrogrills ins Portfolio aufzunehmen, denn in diesem Umfeld wird wesentlich häufiger auf Balkonen gegrillt, für die meist besondere Auflagen gelten. Auch bei der älteren Generation ist die elektrische Variante überdurchschnittlich beliebt (Befragte 60 plus: 27 %). Wir haben uns bei unserem Angrillen für den goldenen Mittelweg, den Gasgrill entschieden. 

Runde 1: Kein Fleisch

Laut einer aktuellen Mintel-Studie bleibt die Verbraucherbasis für Fleischersatzprodukte gegenüber 2021 unverändert, und praktische, zeitsparende Varianten sind am beliebtesten. Geschmack und Konsistenz sind für Konsumenten dabei besonders wichtig, und je fleischähnlicher der Geschmack, umso attraktiver ist das Produkt für Neukunden. Wir haben daher vier Alternativprodukte auf diese Faktoren hin verkostet: die vegane Mühlenbratwurst von Rügenwalder, die vegane Like Schinken Bratwurst von Like Meat, den Veggie Best Burger von Endori sowie das Plant-based Pfeffer Medaillon von Green Mountain.

Wie steht es hier um die Nähe zum Original? Besonders Rügenwalder kann hier punkten. Geschmack und Konsistenz erinnern stark an echte Bratwürstchen, Like Meat kommt in Sachen Textur nicht ganz an das Original heran, ist aber dank einer schönen Rauchnote und des ansprechenden Looks eine gute Alternative. Endori und besonders Green Mountain suchen jedoch noch offensichtlicher die Nähe zu Fleisch. Green Mountain gelingt das dank einer bissfesten Textur und einer ausgewogenen Würze ganz ordentlich, Endori hat mit seinem Veggie Best Burger bei der Redaktion jedoch knapp die Nase vorn. Geschmack und Textur sind fast wie bei einer echten Frikadelle, geschmacklich intensiv und gut abgestimmt – ein echter Ersatz.

Die RUNDSCHAU-Redaktion beim Tasting

Runde 2: Alles Käse

Grillkäse gilt insbesondere unter Vegetariern als mögliche Fleischalternative beim Grillen. Doch auch der ein oder andere Carnivore lässt sich gerne für ihn begeistern. Dementsprechend hoch ist auch der Absatz. Allein in der Sommersaison 2022 (KW 14 bis 39) lag die Absatzmenge von Grillkäse in Deutschland laut Statista bei 30,6 Millionen Packungen. Bei Wintergrillern dürfte die Beliebtheit kaum geringer ausfallen. In unserem Test konnte diese Kategorie daher auch überdurchschnittlich punkten.

Auf dem Grill landeten der Grill- & Pfannenkäse Kräuter von Rücker, der Cremige Grillkäse Kräuter von Rougette, der Grill- und Pfannenkäse Chili von Gazi sowie die vegane Alternative Grill- und Pfannengenuss Mediterrane Kräuter von Simply V. Während sich Letzterer sehr mild und mit recht weicher Textur präsentierte, die an sehr frischen Käse erinnert, zeigten die Produkte von Rücker, Gazi und Rougette, warum Grillkäse hierzulande so beliebt ist. Von quietschig bis cremig, von würzig bis kräutrig, von käsig bis scharf: Hier hatte die Redaktion viel Lob zu vergeben. Zusätzliches Plus bei Rougette: Die Käsetaler haften nicht am Rost.

Runde 3: Jetzt geht’s um die Wurst

Die Grillstudie von Wiesenhof hat es gezeigt: Mit rund 69 Prozent landen Grillwürstchen auf Platz zwei der Grillgut-Beliebtheitsskala. Zwar haben Fleischstücke wie Steaks, Spieße, oder Filets mit 78 Prozent noch die Nase vorn, aber dank einer stetig wachsenden Auswahl an Wurstvarianten ist hier kein Rückgang zu befürchten. Neben klassischen Bratwürsten aus diversen Fleischsorten bereichern mittlerweile viele Spezialitäten die Grills des Landes: Käsegriller, Chorizo, Merguez, Berner Würstchen, Krakauer … aufgrund der schieren Fülle mussten wir uns auf die gängigeren Sorten beschränken.


70 Prozent der Shopper sehen Bratwürste als festen Bestandteil eines Grillevents.

Quelle: WIESENHOF Grillstudie 2022


Auf dem RUNDSCHAU-Rost landeten daher die Geflügelbratwurst von Hein, Bratmaxxe von Meica, Hähnchenbratwurst von Gutfried, Rostbratwürstchen von Böklunder, Chili Käse Griller von Wiesbauer, Krakauer mit Emmentaler von Steinhaus, Bruzzler Berner Style von Wiesenhof, Berner Würstchen von Wolf Wurst und Milde Chorizo von Campofrio.

Während bei den „klassischen“ Bratwürsten vor allem die Rostbratwürste von Böklunder dank ihres typischen Nürnberger-Aromas und feiner Würzung überzeugen konnten, waren es bei den „Würsten mit Mehrwert“ die Bruzzler Berner Style, deren würzig-rauchiger Speck in Kombination mit der saftig-cremigen Käsefüllung der Redaktion am besten schmeckte. Und als „internationale Wurstspezialität“ punktete die fein gewolfte Chorizo Mild von Campofrio. Authentisch im Geschmack, würzig aber nicht zu scharf – perfekt für eine Genussreise auf dem Grill. So kann der Winter kommen!

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