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"Essthetik" Paschmann in Duisburg-Homberg: Eleganz und Ruhrpott-Charme

Es braucht Mut, an einem strukturschwachen Standort einen so eleganten Markt zu eröffnen. Edeka-Kaufmann Falk Paschmann hat sich in Duisburg dieser Herausforderung gestellt – und das mit ehrgeizigen Zielen.

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Von Alexandra Stojic | Fotos: Reinhard Rosendahl

Die Stadt Duisburg, am äußersten Rand des Ruhrgebiets, ist alles andere als ein Traumstandort für eine Neueröffnung: dunkle Klinkerhäuschen, verlassene Industriegelände, eine Arbeitslosenquote von fast zwölf Prozent.

Ein Standort mit Perspektive

Dass er mit dem, was er tut, durchaus Erfolg haben könnte, ist mehr als nur denkbar, denn Falk Paschmann hat das Kaufmanns-Gen bereits in die Wiege gelegt bekommen. Seine Familie gehört zu den Top-Edekanern der Republik. Rund 110 Millionen Euro im Jahr erwirtschaften Firmengründer Heinz-Wilhelm Paschmann, sein Sohn Falk und die mehr als 700 Mitarbeiter in den nun neun Märkten. Wenn es nach dem ambitionierten Jungunternehmer geht, soll die neue Fläche in Duisburg mindestens genauso viele PS auf die Straße bringen wie die anderen Märkte. „Eine Flächenproduktivität von circa 6.000 Euro pro Quadratmeter möchten wir mindesten erreichen“, fügt er hinzu. Anders als die anderen acht Märkte, die noch unter der Schirmherrschaft seines Vaters entstanden sind, ist der Essthetik-Markt in Duisburg der erste Standort, der von Beginn an von Falk Paschmann und dem Prokuristen Markus Trenkner geplant und umgesetzt wurde. Fast vier Millionen Euro hat der Edekaner in den 2.000 Quadratmeter großen Markt investiert, erzählt er.

Das Augenmerk liegt auf dem Design

Wenn Falk Paschmann über sein neues Projekt erzählt, wird schnell deutlich: Der Kaufmann brennt für das, was er täglich tut. Jeden Millimeter des Marktes kennt er in- und auswendig, jedes Detail ist genau geplant und durchdacht. Auch was die Optik der Fläche betrifft , hat Falk Paschmann eine klare Vorstellung. In Duisburg hat er das Augenmerk, in Weiterentwicklung der bisherigen Essthetik-Konzeption, auf das Gesamtdesign gelegt. Das Ergebnis: Der Vollsortimenter ist klar strukturiert – mit einem Touch von Eleganz. Die Farben Weiß, Schwarz und Lila dominieren. Verantwortlich für die Ausstattung war erstmalig das Düsseldorfer Innenarchitekturbüro Shop Zwo.
 
Die moderne Obst- und Gemüseabteilung ist das Herzstück des Marktes und wird vom O&G-Verantwortlichen Aiman Hamami mit viel Enthusiasmus betreut. Rund 320 Artikel auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern finden hier Platz. Die zweistufige Auslage sorgt für einen besseren Überblick, die Spiegel am äußeren Rand der Theke geben der Fläche Tiefe und verstärken den Eindruck von Produktmasse. Bunte Fotos von den Sortimenten komplettieren die Wohlfühlatmosphäre. Vom Standardsortiment bis hin zu Exoten wie Jackfruit ist alles dabei. Der Umsatzanteil bei Obst und Gemüse beträgt aktuell zwölf Prozent, als Ziel haben sich Paschmann und Hamami aber die 14-Prozent-Benchmark gesetzt.

In Kundenlaufrichtung nach links kommt der Shopper direkt an der langen Regalwand mit SB-Mopro, -Wurst- und -Käseartikeln entlang in Richtung Fleisch- und Käsetheke. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen findet man bei Paschmann in diesem Markt keinen schicken Glasschrank für Dry Aged Beef und kein großzügiges Gastro-Angebot. Auch Produkte unter dem eigenen Markennamen überlässt Paschmann lieber den anderen Kaufleuten. „Da bin ich traditionell eingestellt. Wir sind Händler, keine Produzenten. Unser Business ist das Sortiment, die Frische und wenn der Kunde am Ende seines Einkaufs mehr im Wagen hat als geplant, haben wir unseren Job richtig gemacht“, erklärt er.

Auf den eigenen Kompass verlassen

Dass er diesen „Job“ irgendwann überhaupt einmal machen will, wusste Falk Paschmann bereits mit 16 Jahren. Nach Ausbildung und BWL-Studium ist er ins elterliche Unternehmen eingestiegen und hat sukzessive immer mehr Verantwortung von Vater Heinz-Wilhelm übertragen bekommen. In der Selbstständigkeit sehe er große Chancen, sagt er. Gleichzeitig nennt er sie aber auch „die Hochform der Verantwortung“. „Viele Menschen verbinden mit Selbstständigkeit auch unabhängig sein“, fährt er fort. „Aber wir haben niemanden, der uns erklärt, was richtig oder falsch ist, oder der uns am Ende des Tages motiviert. Selbstständige müssen sich immer auf ihren eigenen Kompass verlassen und permanent intrinsisch motiviert bleiben – sonst können wir es vergessen.“

Expansion in Planung

Um die Zukunft seines Unternehmens macht sich Falk Paschmann indes keine Sorgen. „Wir haben jährlich 50 bis 60 Auszubildende und können uns über den Fachkräftemangel bisher nicht beschweren. Wenn man ein Unternehmen formt, muss man gleichzeitig auch Visionen schaffen und diese mit seinen Mitarbeitern teilen.“

Die Vision für den neuen Markt in Duisburg-Homberg ist ein Jahresumsatz von 14 Millionen Euro. „Wir geben uns große Mühe, dieses Ziel zu erreichen.“ Außerdem: Paschmann ist risikofreudig und die Expansionsplanung noch lange nicht abgeschlossen.

 

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