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Produkte mit EU-Gütesiegel: Die meisten kommen aus dem Süden

Regionale Lebensmittel rücken immer mehr in den Fokus der Verbraucher. Wo die meisten Produkte mit EU-Gütesiegel herstammen, analysiert eine Studie der BSBI Berlin.

Aufbau mit internationalen Spezialitäten im Wasgau-Markt, Pirmasens.
Von Martina Kausch | Fotos: RUNDSCHAU/ Kausch

Oktoberfestbier, Gouda oder Nürnberger Lebkuchen: Sie alle genießen europaweit einen besonderen markenrechtlichen Schutz. Aus Ländersicht kulinarisch ganz weit vorn ist Italien. Mehr als jede vierte Eintragung im EU-Verzeichnis für traditionelle und regionale Lebensmittelerzeugnisse kommt aus der Heimat von Parmaschinken, Gorgonzola und Dolce Vita. Das ergab eine Analyse der Berlin School of Business and Innovation (BSBI).

Demnach finden sich mit Italien, Spanien, Griechenland und Portugal unter den TOP 5 europäischen Ländern mit den meisten kulinarischen und Getränkespezialitäten vier südeuropäische Nationen. An der Spitze des Rankings steht mit 888 Eintragungen Italien. Das beliebte Urlaubsland schützt am häufigsten seine heimischen Weine. Mehr als jede zweite italienische Eintragung bezieht sich auf Valpolicella, Chianti oder Barolo. Besondere Pasta wurde hingegen nur vier Mal angemeldet. Beim Nachbarn Frankreich –  zweitplatziert mit 766 Eintragungen – steht ebenfalls Hochprozentiges im Vordergrund. Neben Chablis und Champagner sind hier auch sieben verschiedene Cidre-Sorten geschützt. In Spanien und Portugal dominieren hingegen Lebensmittel die Liste der eingetragenen Gaumenfreuden. Die iberische Halbinsel schützt am häufigsten Obst und Gemüse wie Pimientos oder heimische Clementinen, während sich für Portugal zum überwiegenden Teil Schinken- und Wurstvariationen im EU-Register finden. 

Die europaweit am häufigsten geschützten Lebensmittel sind Obst, Gemüse und Getreideprodukte (29 Prozent aller Eintragungen in der Kategorie Lebensmittel und Agrarprodukte), gefolgt von Fleisch- und Wurstwaren (24 Prozent) sowie Käsespezialitäten (17 Prozent) auf Platz 3. Rose-Butter aus Luxemburg oder Lausitzer Leinöl finden sich auf Platz 4 wieder (Öle, Fette und Butter). Lübecker Marzipan, Dresdner Christstollen, aber auch das weniger bekannte Feingebäck „Meißner Fummel” werden zusammen mit dem schwedischen Weihnachtsbrot „Upplandskubb” und französischer Brioche den Backwaren zugeordnet – der fünfthäufigsten europäischen Lebensmittelkategorie.

Deutschland liegt auf Platz 6 der europäischen Staaten mit den meisten kulinarischen Spezialitäten und schützt am häufigsten seine Lebensmittel. Hierzu zählt die Kategorisierung der EU auch Bier. Ob Kulmbacher, Kölsch oder Münchener, Hofer und Bremer Bier: Die Hälfte des geschützten europäischen Gerstensaftes kommt aus Deutschland. Auch der Ruf als Fleisch- und Wurstnation findet sich mit eingetragenen Produkten wie Berliner Currywurst, Thüringer Leberwurst oder dem Fleisch der Diepholzer Moorschnucke bestätigt. Daneben ließen sich deutsche Unternehmen aber auch Obst vom Bodensee, bayrischen Meerrettich und diverse Spargelsorten schützen. Interessant: Mit schwäbischen Maultaschen und schwäbischen Spätzle finden sich sogar zwei deutsche Produkte in der Kategorie „Pasta”; im Land des Abendbrots sind mit „Bayrischer Brezn” und „Westfälischem Pumpernickel” aber nur zwei regionale Brotsorten geschützt.    

Prof. Dr. Kyriakos Kouveliotis, Provost & Chief Academic Officer der  Berlin School of Business and Innovation (BSBI) kommentiert die Analyse: „Der Wert regionaler Produkte rückt EU-weit bei Verbrauchenden immer mehr in den Fokus. Einige Lebensmittel und Getränkespezialitäten werden von Unternehmen bewusst auf eine traditionelle Weise hergestellt und sind an ein bestimmtes Herstellungsverfahren oder eine Region geknüpft. Die EU fördert den Fortbestand und die Innovationskraft dieser Erzeugnisse mithilfe ihrer Gütezeichen, die es den herstellenden Firmen ermöglicht, Produkte wie Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch oder Käse zu kennzeichnen. Nicht nur die Menge der von uns untersuchten Eintragungen zeigt ihre Wichtigkeit für die lokale Identität und Wirtschaftskraft im landwirtschaftlichen Bereich. Auch die aktuellen Überlegungen der EU, die Siegel auf handwerkliche Erzeugnisse auszuweiten, machen deutlich, dass sogar noch mehr Wirtschaftsbereiche von diesem Schutzversprechen der EU profitieren wollen.”

 

 

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