Herr Overath, wer hat dabei versagt: Lidl, das Fairtrade-System oder der Verbraucher, der nicht gekauft hat?
Es hat keiner versagt. Lidl hat den Versuch unternommen, in einer der umkämpftesten Produktkategorien, nämlich Obst und Gemüse, das mit Abstand meistverkaufte Einzelprodukt im LEH, die Banane, zu 100 Prozent auf Fairtrade umzustellen. Es war letztlich eine Operation am offenen Herzen und damit mit einigen Ungewissheiten behaftet.
Trotzdem wurden große Ankündigungen seitens von Lidl und Fairtrade gemacht, es gab sogar Ministerlob dafür. Ist das Experiment gescheitert?
Das Engagement von Lidl hat nochmal gezeigt, wie schwierig das Terrain ist. In anderen Ländern, etwa in der Schweiz oder in den Niederlanden, hatten solche Umstellungen bereits Erfolg. Wir mussten jedoch feststellen, dass der Bananen-Preiseinstieg bei rund 1 Euro pro Kilo beim deutschen Konsumenten einfach tief verankert ist. Zudem haben andere Händler den Preiswettbewerb zusätzlich angeheizt und das Kilo für 88 oder gar 77 Cent verkauft. Fairtrade ist kein Biotop, wir sind nun mal mitten im Markt. Die Zeit war noch nicht reif. Allerdings bleibt auch festzustellen: Mit 99 Cent pro Kilo Banane kann man die Welt nicht retten.
Wie meinen Sie das?
Wir müssen uns ernsthaft fragen, wie lange das Ausquetschen des globalen Südens noch gehen kann. Wir haben uns daran gewöhnt, dass dort billige Waren unter unwürdigen Bedingungen für uns produziert werden. Diese globale Arbeitsteilung hat zwar bisher funktioniert. Doch wenn kein Bauer mehr Lust hat, Bananen oder Kakao anzupflanzen, weil sich die Arbeit einfach nicht mehr lohnt, werden wir merken: Wir haben ein mächtiges Problem.
Das komplette Interview lesen Sie in der Juli-Ausgabe der RUNDSCHAU für den Lebensmittelhandel oder <link https: www.rundschau.de fileadmin user_upload epaper ru-2019-07 fairtrade dieter>hier im E-Paper.