Artikel

HDE kritisiert EU-Richtlinie zur Regulierung der Lebensmittellieferkette

Laut Handelsverband Deutschland (HDE) sind die Vorschläge des Parlaments bezüglich der EU-Richtlinie zur Regulierung der Lebensmittellieferkette unausgewogen und praxisfern. Verbandspräsident Josef Sanktjohanser warnt zudem vor steigenden Verbraucherpreisen bei Lebensmitteln.

HDE EU-Richtlinie Regulierung Lebensmittellieferkette
zur Bilderstrecke, 3 Bilder
Von Mirko Jeschke | Fotos: HDE

Im Zusammenhang mit der EU-Richtlinie zur Regulierung der Lebensmittellieferkette erachtet der HDE die Vorschläge des Parlaments für unausgewogen und praxisfern. Der Verband begrüßt daher, dass heute im EU-Parlament viele deutsche Abgeordnete den Vorschlägen für eine Richtlinie zur Einschränkung der Verhandlungsfreiheit der Lebensmittelhändler nicht zugestimmt haben. In den kommenden Wochen beginnt die Abstimmung der Richtlinie zwischen Parlament, EU-Kommission und Europäischem Rat.

Laut HDE laufen die heute vom Parlament geforderten Maßnahmen im Ergebnis auf die Stärkung internationaler, großer Lebensmittelhersteller hinaus. In der Konsequenz würden außerdem Verbote genossenschaftlich organisierter Einzelhändler wie beispielsweise der selbständigen Kaufleute bei Rewe und Edeka drohen. „Es ist wichtig, dass heute viele deutsche Abgeordnete ein Zeichen gegen die unnötige und fehlgesteuerte Einschränkung der Verhandlungsmöglichkeiten für den Lebensmittelhandel gesetzt haben. Jetzt geht es darum, im Trilog mit den anderen EU-Institutionen die Vorschläge gründlich zu überarbeiten, um eine ausgewogene und praxisnahe Lösung zu finden“, so HDE-Präsident Josef Sanktjohanser.

Sollte es keine wesentlichen Änderungen geben, sieht Sanktjohanser die Gefahr steigender Verbraucherpreise bei Lebensmitteln: „Wenn der Handel nicht mehr effektiv mit seinen Zulieferern verhandeln kann, dann werden Lebensmittel letztlich zu höheren Preisen als bisher eingekauft und teurer an den Endverbraucher verkauft werden müssen. Am Ende profitieren dann nur die ohnehin schon marktmächtigen internationalen Lebensmittelproduzenten, die in den Verhandlungen mit den Händlern dann eine Art gesetzlichen Welpenschutz genießen sollen.“ Die Lage der Landwirte, denen die EU-Parlamentarier ursprünglich mit der Richtlinie helfen wollten, verbessert sich nach Auffassung des HDE damit nicht. Denn der Handel beziehe EU-weit nur etwa fünf Prozent seiner Ware direkt von den Erzeugern.

Nach Meinung des Verbands sollte zudem die Zusammenarbeit zwischen der Groß- und Einzelhandelsstufe nicht pauschal verboten werden. Denn im Ergebnis drohe damit ein Verbot genossenschaftlich organisierter Handelsunternehmen, die in Deutschland für hunderttausende Arbeitsplätze stehen. „Es gibt keinen vernünftigen Grund, dieses erfolgreiche und seit Jahrzehnten gewachsene Unternehmensmodell zu verbieten“, so Sanktjohanser. Außerdem sollten bei freiwilligen Selbstverpflichtungen des Handels wie beispielsweise zum Tierwohl keine Einschränkungen gemacht werden. „Die Vorschläge des Parlaments dürfen keinen Eingang in die Richtlinie finden. Die Folgen für den Handel wären fatal“, so der HDE-Präsident.

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise