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Hermann Bühlbecker: Zwischen Glamour und Geschäft

Lambertz-Chef Hermann Bühlbecker hat aus regionalen Spezialitäten ein wahres Süßwarenimperium geschaffen. Als Netzwerker und Veranstalter glamouröser Partys bekannt, ist er im Kern Unternehmer durch und durch.

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Von Marcelo Crescenti | Fotos: Georg Lukas

Neulich traf er Wladimir Putin: Man sieht auf einem Foto, wie Hermann Bühlbecker dem russischen Präsidenten einen Christstollen überreicht. Der Machtmensch Putin lächelt dabei in die Kamera, und man fragt sich: Wie hat der Lambertz-Chef das wieder geschafft? Clinton, Bush, Weizsäcker, Genscher – in einer Fotogalerie in der Aachener Firmenzentrale sind viele Politgrößen mit dem Firmenchef samt Produkten der Lambertz-Gruppe abgebildet. Bedürfe es eines Beweises, dass Bühlbecker ein guter Netzwerker ist, wäre er hier erbracht. US-Präsident Donald Trump wird es allerdings wohl nicht in die Galerie schaffen: Seitdem er im Rahmen des Handelskrieges zwischen den USA und der EU deutsches und britisches Gebäck mit einer Sonderabgabe belegt hat, ist der Unternehmer nicht gut auf ihn zu sprechen.

International und ganzjährig

Die unerwartete Bestrafung eines deutschen Mittelständlers bescherte Bühlbecker Ende 2019 viel Öffentlichkeit. Auch jetzt noch kann er darüber nur den Kopf schütteln: „Es ist schwer nachvollziehbar, warum man für etwas bestraft wird, für das man gar nichts kann. Beim Zollstreit geht es schließlich um Subventionen für den Flugzeugbau!“ Der Vorfall zeigt aber, wie international Bühlbeckers Firma geworden ist. Die Gruppe wächst, der Umsatz lag zuletzt bei 666 Millionen Euro. Mittlerweile besteht sogar mehr als die Hälfte der Produktion des Spezialisten für Weihnachtssaisonware aus ganzjährigen Produkten: Gebäckmischungen und Keksen, verkauft unter der Marke Lambertz oder als Eigenmarken des Handels. Darunter jene „European Cookies“, die in Trumps Visier geraten sind.

Nicht nur Lebkuchen

Die Basis von Bühlbeckers Süßwarenimperium bilden freilich nach wie vor Printen, Lebkuchen, Zimtsterne, Dominosteine und Co. Der Träger des ISM Award 2018 ist ein Sammler von Traditionsmarken, die er entstaubt und zum Glänzen bringt. Als er das Familienunternehmen von seinem Onkel übernahm, gab es nur die Aachener Printen, später kamen etwa Nürnberger Lebkuchen und Dresdner Stollen hinzu. „Traditionsgebäcke bedeuten mehr als konventionelle Süßwaren: Sie wecken Erinnerungen an die Kindheit, haben einen hohen nostalgischen, emotionalen Mehrwert und auch einen starken familiären Bezug“, sagt der Firmenchef. Zu Berühmtheit gelangte er in der Süßwarenbranche vor allem als Veranstalter der Lambertz Monday Night Party während der ISM, die zum Ereignis mit hoher Promi-Dichte avancierte. Außerdem sponsert Lambertz etwa das renommierte Reitturnier CHIO in Aachen. „Die Faktoren Glamour und Celebrity helfen uns dabei, unsere Traditionsmarken für junge Konsumenten noch weiter zu öffnen“, sagt Bühlbecker. Die große Resonanz der Party in den sozialen Medien gibt ihm recht.

Doch wer Bühlbecker aus der Nähe erlebt, erkennt, dass er nicht nur die Rolle des Partylöwen ausfüllt, sondern durch und durch Unternehmer ist – ganz nah am Geschäft. Was ihn antreibt? „Wir sind ein Familienunternehmen, das ist ein sehr persönliches Geschäft, ganz anders als bei Konzernen.“ Zudem arbeite er in seinem Metier mit tollen Naturprodukten, wie er sagt: Kakao, Mandeln, Zimt. Ein wenig Zeit bleibt ihm trotz der vielen Termine für die Familie und für das Tennisspiel, sein Lieblingshobby nach dem Sammeln traditionsreicher Marken.

Info

Dr. Hermann Bühlbecker ist der Inhaber und das Gesicht des Aachener Süßwarenherstellers Lambertz mit weiteren Marken wie Kinkartz, Haeberlein-Metzger und Dr. Quendt

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