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IRI-Studie: Deutschland hamstert gemeinschaftlich

Die Hamsterkäufe als Folge der Coronavirus-Pandemie bescheren dem Lebensmitteleinzelhandel derzeit zweistellige Umsatzsteigerungen über alle Bundesländer und Vertriebsschienen hinweg. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung von IRI. Dabei bestellen die Deutschen jetzt verstärkt auch Lebensmittel online, so IRI Deutschland-Geschäftsführer Christoph Knoke.

IRI Hamsterkäufe LEH
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Von Mirko Jeschke | Fotos: Unternehmen

Nach einer Erhebung des Marktforschungsunternehmens IRI hamsterten die Berliner in der ersten März-Woche (Kalenderwoche zehn) deutschlandweit am meisten, dicht gefolgt von den Bayern. Im Schnitt lag das Umsatzplus im Lebensmitteleinzelhandel bei 15 Prozent in dieser Woche. Alle Bundesländer verzeichneten ein zweistelliges Wachstum. Laut dem „IRI Corona Tracker“ lagen die Umsätze in Berlin 22 Prozent und in Bayern 20 Prozent über den Umsätzen der vergleichbaren Vorjahreswoche.

Bei der Betrachtung der einzelnen Bundesländer fällt auf, dass die Hamsterkäufe gemeinschaftlich Ende Februar, also in der neunten Kalenderwoche begonnen haben. Die Hamsterkäufe sorgten Ende Februar im Schnitt für einen Umsatzanstieg im Lebensmitteleinzelhandel von 16 Prozent im Vergleich zu der entsprechenden Vorjahreswoche. „Der Beginn der Corona-Welle in Deutschland schlägt sich also deutlich in den Abverkaufszahlen des Lebensmitteleinzelhandels nieder. Die Deutschen begannen Ende Februar zu hamstern aus Angst vor dem neuen Virus und seinen Folgen – und das über alle Bundesländer hinweg“, so Christoph Knoke, Geschäftsführer von IRI Deutschland. „Für die Kalenderwochen elf, zwölf und so weiter rechnen wir weiterhin mit noch deutlich höheren Umsätzen als im Vorjahr“, so Knoke weiter.

Am stärksten fielen die Veränderungsraten Ende Februar in Baden-Württemberg mit plus 21 Prozent sowie mit plus 19 Prozent in dem von IRI zusammengefassten Gebiet „Mitte“ (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) aus. In NRW bewegen sich die Umsätze mit plus zehn Prozent in dieser Kalenderwoche und elf Prozent in der Folgewoche immer noch im überdurchschnittlichen Bereich, liegen im Ländervergleich aber am Ende des Rankings. Christoph Knoke erklärt diese Tatsache unter anderem mit der unterschiedlichen Lage von Karneval, denn die IRI-Zahlen zeigen in der letzten Februarwoche 2019 deutlich höhere Verkaufszahlen bei alkoholischen Getränken als 2020. Zum einen lag Karneval in 2019 eine Woche später als in 2020, zum anderen wurden viele Karnevalsveranstaltungen in diesem Jahr wegen des Wetters abgesagt. Außerdem ist in 2020 in der letzten Februarwoche der ein oder andere wegen der Ansteckungsgefahr vielleicht schon zu Hause geblieben und hat daher auch keine Getränke für den Umzug oder die Feier gekauft, vermutet Knoke.

Überall in Deutschland waren es die Desinfektionsmittel- und -tücher, die am stärksten gehamstert wurden. Die Umsätze der Warengruppe „feuchte Reinigungstücher“ lag in der letzten Februar-Woche 400 Prozent über denen der vergleichbaren Vorjahreswoche. Die Warengruppe „Hygiene- bzw. Sanitärreiniger“, zu der auch die Desinfektionsmittel gehören, legte um 317 Prozent zu. Die Kategorie „Seife“ steigerte ihren Umsatz um 171 Prozent. Klopapier erfuhr ein Plus von 52 Prozent, in der Kalenderwoche zehn stiegen die Umsätze sogar um 72 Prozent. Bei den Lebensmitteln waren folgende Warengruppen besonders beliebt: Reis (+160 %), Mehl (+146 %), getrocknete Hülsenfrüchte (+141 %), Suppen (+126 %), Fertiggerichte (+122 %) und natürlich auch Nudeln (+99 %).

Im stationären Handel zeigt sich ein recht einheitliches Bild über alle Vertriebsschienen hinweg. Spitzenreiter sind in Kalenderwoche zehn die Drogeriemärkte mit einem Plus von rund 17 Prozent, in Kalenderwoche neun waren es die Verbrauchermärkte mit einem Umsatzplus von ebenfalls 17 Prozent.

Auch online beobachtet IRI einen Anstieg der Verkäufe: plus 17 Prozent in der neunten Kalenderwoche, plus 18 Prozent in der zehnten. Da im IRI-Bericht zum Online-Handel aber vornehmlich Non-Food-Händler betrachtet wurden, ist davon auszugehen, dass das tatsächliche Plus deutlich höher ausfallen dürfte für den Schwerpunkt Lebensmittel. „Die Deutschen bestellen jetzt verstärkt auch Lebensmittel online, bisher hatten Lebensmittel am E-Commerce nur einen Anteil von rund ein bis zwei Prozent“, erklärt Christoph Knoke. Das Corona-Virus gibt dem Online-Geschäft mit Lebensmitteln deutlich Schwung und der Lebensmittel-Kauf über das Internet wird von dieser Dynamik sicherlich auch über die Zeit von Pandemie und Kontaktsperre hinaus profitieren“, so Knoke.

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