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Irland: Schon immer Premium

Die gewachsene Nachfrage nach nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln hat Irlands Erzeugern 2021 ein Rekordjahr beschert. Es soll nicht das letzte sein.

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Von Anke Pedersen | Fotos: AdobeStock/ a4stockphotos

Wer dieser Tage beim Verbraucher punkten will, legt ein firmeneigenes Nachhaltigkeitsprogramm auf und bereichert seine Produktpalette um ökozertifizierte Waren. Geht es nach Gabriele Weiss Brummer, Deutschlandchefin von Bord Bia, der halbstaatlichen irischen Außenhandelsagentur, sollten diese idealerweise aus der Republik Irland stammen. Denn gerade in der Pandemiezeit habe sich herausgestellt, „dass Verbraucher verstärkt auf nachhaltige Produkte und Qualität achten“. 

Rekordmarke 2021

Als Beleg dient Weiss Brummer die weltweit gewachsene Nachfrage nach irischen Lebensmitteln: So ist der Wert irischer Ausfuhren von Lebensmitteln und Getränken ausgerechnet im so schwierigen Jahr 2021 um vier Prozent gestiegen – auf eine Rekordmarke von 13,5 Milliarden Euro. Rund ein Drittel davon, 4,5 Milliarden Euro, gingen in die EU. Für die deutsche Bord-Bia-Managerin ist das ein „eindrücklicher Beweis für Irlands hohe Reputation in Bezug auf nachhaltige und qualitativ hochwertige Lebensmittelprodukte“.

Wettbewerbsvorteil: Grüne Insel

Zu dieser beigetragen hat sicherlich, dass 85 Prozent des wegen seiner üppigen Landschaft als „Grüne Insel“ bezeichneten Landes landwirtschaftlich genutzt werden. „Bei uns wird Tierwohl großgeschrieben; unsere Rinder stehen an mindestens 220 Tagen im Jahr grasend und frei auf der offenen Weide“, sagt Gabriele Weiss Brummer. Die damit einhergehende Qualität komme bei den Konsumenten gut an: „Das spielt uns in die Hände, wir waren schon immer Premium.“ 

Den guten Ruf manifestiert hat das nationale Nachhaltigkeitsprogramm „Origin Green“, das eine ständige Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsziele sowie ein unabhängig verifiziertes und messbares Instrument für Irlands Lebensmittelhersteller darstellt. Laut Tara McCarthy, Vorstandsvorsitzende von Board Bia, werten 71 Prozent der Origin-Green-zertifizierten Unternehmen das Programm als „eindeutigen Wettbewerbsvorteil für ihr Business“. Auf diese Karte will der irische Agrar- und Ernährungssektor auch künftig setzen. Dazu hat er die „Food Vision 2030“ aufgesetzt, einen Zehnjahresplan zur Stärkung der Nachhaltigkeit in Bezug auf Klima, Ernährung und Menschen. Ziel ist es, Irland bis 2030 als weltweit führend im Bereich der nachhaltigen Lebensmittelsysteme (Sustainable Food Systems) zu positionieren. Das soll auch in Zukunft, so das Kalkül, die Grundlage für den Wettbewerbsvorteil des Sektors bilden.

Interview mit Gabriele Weiss Brummer von Bord Bia

Trotz Corona-Pandemie hat der Export irischer Lebensmittel und Getränke nach Deutschland 2021 zugelegt. Welches sind dabei die wichtigsten Warenkategorien?
Mit einem Wachstum von zwei Prozent blieb Deutschland 2021 eines der bedeutendsten Länder für Irlands Lebensmittelexporte. Der Schwerpunkt liegt auf dem LEH, und der entwickelt sich durchweg positiv. Dabei sind Molkereiprodukte und Rindfleisch die wichtigsten Kategorien. Trotz Covid-19-Pandemie sind diese nahezu stabil geblieben – ein sehr gutes Ergebnis in diesen Zeiten. 

Und die Wachstumstreiber?
Im Bereich Getränke konnte ein Plus von 22 Prozent erzielt werden, allem voran bei Whiskey, Gin und Likör; und der Bereich Lammfleisch ist sogar um 40 Prozent gewachsen. Da haben wir zum einen klar vom Brexit profitiert und andererseits vom gestiegenen Qualitätsbewusstsein der deutschen Verbraucher. 

Was überzeugt die Einkäufer?
Nachhaltigkeit, und das spielt uns in die Hände: Lieferanten sind zunehmend aufgefordert, ihre Qualität und Nachhaltigkeit zu belegen. Irland braucht sich da nicht zu verstecken. Mit unserem Origin-Green-Programm haben wir das weltweit erste nationale Nachhaltigkeitsprogramm überhaupt. Jährlich werden neue Ziele gesteckt, etwa beim CO2- und Wasserverbrauch. Wir haben rund 71.000 Mitglieder, von denen rund 77 Prozent Farmer sind. Das ist unsere eindeutige Botschaft an die Retailer!

Ein echtes irisches Pfund

Seit 2008 ziert die Old Bushmills Distillery die Rückseite nordirischer 10-, 20- und 50-Pfund-Noten: ein Geschenk zum 400. Geburtstag. 2022 feiert die Branche Bushmills als „Whiskey des Jahres“.

Hat ausgerechnet die Corona-Pandemie den Trend zur „Premiumisierung“ irischer Whiskeys befördert? Klar ist, dass diese zwei Jahre nicht nur dem Onlinehandel in die Hände gespielt haben, sondern auch dem stationären (Fach)Handel.

Davon profitiert auch Bushmills, die älteste lizenzierte Whiskey-Marke der Welt. Zwar wächst der Whisk(e)ymarkt schon seit Jahren, und die Sparte „Irish Whiskey“ ist hier einer der Hauptwachstumstreiber, was Bushmills kontinuierlich ein hohes einstelliges Prozent-Wachstum beschert. Doch mit der höherwertigen und auch höherpreisigen Single-Malt-Range – dazu gehören die Bushmills Single Malt Irish Whiskeys 10, 16 und 
21 Years Old – ist noch ein neuer „klarer Wachstumstreiber“ hinzugekommen, wie Bushmills Konzernmutter Diageo erklärt. Ende 2021 hat der Internationale Spirituosen Wettbewerb (ISW) Bushmills Single Malt 21 sogar zum „Irish Whiskey des Jahres“ gekürt.

Gute Qualität, guter Preis

Für den deutschen Handel liegt der Fokus dagegen auf Bushmills Single Malt Irish Whiskey 10 Years Old, „einem Premiumwhiskey mit einer längeren und im Mittelpunkt stehenden Reifezeit zum attraktiven Preis von 29,99 Euro (UVP)“. Neben klassischer Werbung soll es 2022 auch Glas-In-Packs-Aktionen (Bushmills + Gläser im Paket) sowie Highlight-Platzierungen und -Displays im Einzeil- und Fachhandel geben.

www.bushmills.com

Frischer Wind

Der Irish-Whiskey-Trend brachte viele neue Marken hervor. Lambay geht dabei einen besonderen Weg.

Kaum ein Spirituosensegment zeigte in den letzten Jahren so eine Dynamik wie die des Irish Whiskey. Zu den Treibern zählt auch Lambay, ein 2018 gegründeter unabhängiger Abfüller, der nicht selbst brennt, sondern seine Spirituosen von anderen irischen Destillerien bezieht. Mit Erfolg, denn seit ihrer Markteinführung konnten die Lambay-Whiskeys bereits über 30 Medaillen erringen.

Drei feine Qualitäten

Gereift werden sie auf Lambay Island an der irischen Westküste. Das von Vranken-Pommery vertriebene Portfolio umfasst den Lambay Small Batch Blend, den Malt Irish sowie den Single Malt Single Cask Strength.

www.lambaywhiskey.com

Was Kunden wollen

Einkäufer und Verbraucher legen zunehmend Wert auf nachhaltige Lieferanten und Produkte.

Mit der Ausrichtung auf Nachhaltigkeit sichern irische Erzeuger von Lebensmitteln ihren kommerziellen Erfolg ab. Das ergibt eine Umfrage von Bord Bia unter Einkäufern und Verbrauchern in Irlands wichtigsten Exportmärkten. Zwei Drittel der Facheinkäufer geben an, dass sich Nachhaltigkeit neben Qualität, Preis und Zulieferung zu einem Schlüssel-Einkaufskriterium entwickelt hat. Irland selbst bewerten 60 Prozent als „Quelle nachhaltig hergestellter Lebensmittel und Getränke“. Auf Seiten der Konsumenten erklären mittlerweile ebenfalls 60 Prozent, „dass es für sie in den nächsten drei Jahren wichtiger werden wird, nachhaltig hergestellte Produkte zu kaufen“. Gut zu wissen.

Schwerpunkte variieren je nach Markt

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich die Nachhaltigkeitsagenda weltweit beschleunige, jedoch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Schwerpunkten in den verschiedenen Zielmärkten: Westeuropäische Märkte fokussieren stärker auf lokale Lebensmittel; Tierwohl wird hier eng mit Nachhaltigkeit verbunden.

www.bordbia.ie

 

Kein Irland ohne Kerrygold

Wer bei Kerrygold lediglich an Butter denkt, der kennt nur einen Bruchteil der Produktpalette. Inzwischen umfasst diese sogar Irish-Cream-Likör; 2022 soll nun auch Frischkäse dazukommen. 

In Deutschland ist Kerrygold nichts weniger als der Inbegriff für gute irische Butter. Ja mehr noch: „Mit über 15 Prozent wertmäßigem Marktanteil im deutschen Buttermarkt sind wir Marktführer“, sagt Verena Schley, Marketingdirektorin bei Ornua Deutschland, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der „Ornua Co-operative Limited“, einer Genossenschaft der irischen Farmer und Molkereien.

Und nicht allein in Sachen Butter ist Kerrygold die Nummer eins. „Auch im Segment der Mischfette, also bei Butter mit Rapsöl, und beim Cheddar-Käse behauptet Kerrygold die Marktführerschaft“, erklärt Schley. Allein im Jahr 2020 lag der Vertrieb der Ornua Deutschland bei rund 79.000 Tonnen Butter und Käse der Marke Kerrygold. 

Innovation im Sortiment 

Im Jahr 2022 soll eine Innovation das Segment Frischkäse erobern: Mit fünf verschiedenen Varianten in wiederverschließbaren 150-Gramm-Bechern soll Kerrygold Frischkäse an den Start gehen: Natur, Kirschpaprika, Rote Bete & Meerrettich, Räucherlachs und Kräuter.

www.kerrygold.de

 

Whiskey? Gern auch mal gemixt

Bis heute ist Jameson die meistverkaufte Irish-Whiskey-Marke weltweit. Ihr jüngstes Rezept: die gezielte Ansprache der Generation 25 plus, der sogenannten „New Joiner“. 

Jägermeister hat vorgemacht, wie man mit gekonntem Marketing gerade bei jungen Zielgruppen als hippes Mix-Getränk punktet. Auf einen ähnlichen Weg hat sich jüngst auch Jameson Irish Whiskey gemacht, um „den Markt und die Marke dynamisch weiterzuentwickeln und mit der Marke zu wachsen“. Das erzählt Birte Wald, Deutschlandvertreterin des französischen Mutterkonzerns Pernod-Ricard, zu dem der Luxusbrand seit 1988 gehört.

Drink statt Whiskey 

Nicht dass die anno 1780 von John Jameson in Dublin gegründete Destillerie das nötig gehabt hätte. Bis heute zählt Jameson international zur meistverkauften Whiskeymarke, allem voran in der Altersklasse 55 plus, die für einen höherpreisigen Jameson gern auch mal tiefer in die Tasche greift. Doch Jameson kann auch anders. Um jetzt die Zielgruppe „urbaner Frauen, Männer und Trendsetter zwischen 25 und 34 Jahren“ für sich zu gewinnen, positioniert sich Jameson seit Kurzem als perfekter Begleiter auch für Longdrinks oder Cocktails. Das Motto: „Drink statt Whiskey“. Unterstützt durch entsprechende TV-Spots und Promotions gelte Irish Whiskey in der Gastronomie inzwischen als hippe Lifestyle-marke, sagt Jameson-Sprecherin Birte Wald. Besonders Jameson Ginger Ale & Lime erfreue sich auch über die Trendmetropolen hinaus einer wachsenden Begeisterung. 

Jameson Drinks & Sounds

Um diese Begeisterung auch in den Einzelhandel zu tragen, fährt Jameson regelmäßig entsprechende Promotionaktionen wie etwa Bundle-Packs mit Ginger Ale. Schon bald jedoch, so Birte Wald, sollen auch wieder Life-Events steigen: mit lokalen Barkeepern, „Jameson Drinks & Sounds“ und jungen Trendsettern.

www.jamesonwhiskey.com

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