Für Ralf Köth hätte es damals wohl kaum besser laufen können. Sein Kirschblüten-Secco „Ladies Night“ ist auf Kundennachfrage hin entstanden. Die Floristikbranche kam gezielt auf ihn zu, weil sie noch etwas Passendes für ihre Veranstaltungen unter diesem Motto gesucht hatte: Verkaufsevents für Frauen mit Partycharakter bis in den späten Abend hinein, bei denen auch ein Schluck Alkohol mit Bezug zur Blüte nicht fehlten sollte. Heute kann jeder, der den Winzermeister von Wein & Secco Köth auf seinem Weingut in Flörsheim-Dalsheim besucht oder von ihm beliefert wird, das Produkt mit dem „Ladies Night“-Etikett bei ihm kaufen. In rund 25 Jahren hat Köth neben seinem Programm an Weinen schon weit über 60 Frucht-Seccos kreiert und weiß deshalb auch, wer was zu welchem Anlass mag. „Ladies Night“ wird beim Event im Blumengeschäft zur Begrüßung entweder in Form eines Piccolos gereicht oder klassisch im Glas ausgeschenkt. „Und wenn es etwas zu probieren gibt, dann verkauft sich das hinterher natürlich vielfach leichter“, lacht Köth.
Beziehungen aufbauen und stärken
Das ist auch mit einer der Gründe, warum Sandra Weidauer in ihrem E-Center in Halle/Saale schon seit zehn Jahren „Ladies Nights“ veranstaltet. Dabei bietet sie auch rund zehn anderen Anbietern frauenrelevanter Sortimente, etwa von Parfüms, Vorratsdosen, Schmuck oder Haushaltsgeräten, eine Bühne: „Ich habe das aus meinem alten Markt übernommen. Da ist das aus einer Schnapsidee heraus entstanden und damals gleicht gut angenommen worden.“ Die rund 100 Karten, die die Besucher vorab kaufen müssen, gehen jedes Jahr komplett weg. Da Weidauer in ihrem Markt den Fokus auf frische Waren/Food richtet, präsentiert sie selbst vorrangig dieses Port-folio. Dabei unterstützt sie ein Koch, der bei ihr auch Kunde ist und für das Event ausschließlich Ware aus dem Markt zubereitet: Es gibt ein kaltes Buffet und einige warme Speisen, dazu Getränke, Cocktails und entsprechende Rezepttipps.
30 bis 40 Marktmitarbeiter sind ebenfalls im Einsatz, die etwa Verkostungen im Spirituosenbereich durchführen, Kosmetikprodukte präsentieren oder Leckereien wie Pizzen oder andere kleine Snacks reichen. Organisationsaufwand, der sich aber lohnt: durch die positive Außenwahrnehmung des Marktes und den anschließenden gesteigerten Abverkauf. „Zudem findet man einen neuen, einen anderen Kontakt zu seinen Kunden“, berichtet Weidauer. Während man sonst eher unter Zeitdruck stehe, könne man an diesem Abend eine gute Plattform dafür schaffen, sich einmal ruhiger zu unterhalten und auszutauschen. Das fördert die Kundenbindung.
Dass gemeinsame (Shopping-) Erlebnisse unter Frauen hoch im Kurs stehen, belegt allein schon die Fülle entsprechender Veranstaltungen, die wohl für fast jeden Geldbeutel und jede Vorliebe etwas bereithalten. So bieten nicht nur einzelne Sportbekleidungsgeschäfte, Outdoor-Läden, Gartencenter, Möbeleinrichter, Sanitätshäuser oder Freizeitparks spezielle Ladies Nights mit vielfältigem Rahmenprogramm wie Heimwerker- oder Backkursen, Pole-Dance-Workshops oder Seminaren mit angesagten Influencerinnen an.
In Freiberg und Wertheim etwa konnten Interessentinnen bei Ladies Shopping Nights durch eine Fülle an beteiligten Geschäften in der jeweiligen Innenstadt bummeln; auch die örtliche Gastronomie war eingebunden. Ein Kino in Kamp-Lintfort bietet Frauen einmal monatlich die Gelegenheit, bei einem gemeinsamen Film und einem Gläschen Secco völlig unter sich zu lachen oder zu weinen. Das renommierte Posthotel im fränkischen Wirsberg offeriert Genussfreundinnen ein „4-Hands-Dinner of female superheroes“, bei dem zwei Spitzenköchinnen das Sechs-Gang Gourmetmenü „Ladypower“ zubereiten – Weine von Winzerinnen aus der Region inklusive. Und es darf auch ladylike gezockt werden: In der Spielbank in Bad Kötzting erwarten Besucherinnen bei der „Ladies Night Plus“ einmal im Monat Piano-Unterhaltung und ein Glas Prosecco. Später am Abend werden mehrfach 100 Euro sowie Gutscheine von lokalen Geschäften verlost.
Abwechslung vom Alltag
„Das aktuelle Weltgeschehen trägt dazu bei, dass sich unsere Gesellschaft verstärkt nach positiven gemeinsamen Erlebnissen sehnt. Veranstaltungen wie eine Ladies Night können dazu beitragen, diese Sehnsucht zu bedienen und eine willkommene Abwechslung vom Alltag darstellen“, erläutert Florian Roos, Leiter Marketing Verpoorten. Klar, dass das auch für die eigenen vier Wände gilt. Und wer es sich hier in gemütlicher Runde mit Gästen gutgehen lassen möchte, braucht auch das entsprechende Zubehör an Speisen und Getränken. „Besonders Markenprodukte werden aktuell vorwiegend dann nachgefragt, wenn man sich etwas gönnen oder eine gute Zeit mit besonderen Menschen wie Familie oder Freunden verbringen möchte“, so Roos. Diese Anlässe im LEH auf der Fläche konsequent aufzugreifen, sorge nicht nur für eine emotionale Kommunikation, sondern auch für einen langfristigen Bezug. Am PoS profitiere, wer nicht nur die funktionalen Vorteile der Produkte benenne, sondern diese auch emotional auflade: „Spontan verständliche Bilder helfen hierbei oftmals besser als aufwendige, langatmige Texte.“
Das deckt sich mit den Erkenntnissen, die der aktuelle „POS-Marketing-Report 2025“ von UGW, POSpulse und der RUNDSCHAU für den Lebensmittelhandel gewonnen hat. Demnach sollen Händler und Markenverantwortliche ihre PoS-Flächen durchaus strategisch als Bühne nutzen, um Markenbotschaften erlebbar zu machen. Auch wenn die Relevanz von Markeninszenierungen am Point of Sale immer wieder gerne hitzig diskutiert wird. „Professionell gestaltete Inszenierungen mit zusätzlichen, inhaltlich passenden Anreizen beeinflussen nicht nur die Kaufentscheidung positiv, sondern fördern auch die emotionale Bindung zur Marke“, ist zu lesen. Insbesondere jüngere Zielgruppen ließen sich durch Produktinszenierungen und eine Wohlfühlatmosphäre am PoS für Marken und Märkte als Kundinnen gewinnen.
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