Artikel

Wird Schokolade Luxus? Kakao dramatisch teurer

Bedingt durch schlechte Ernteerträge und strukturelle Anbauprobleme hat sich der Durchschnittspreis für den Rohstoff Kakao in den vergangenen Monaten mehr als verdoppelt.

Kakaofrüchte am Baum. Foto: AdobeStock_257058459_ Silvia Truessel
Von Martina Kausch | Fotos: AdobeStock/Silvia Truessel

Schokolade könnte schon bald deutlich teurer werden, denn die wichtigste Zutat, der Kakao, erreichte auf dem Weltmarkt kürzlich einen zwischenzeitlichen Rekordpreis von rund 10.000 US-Dollar pro Tonne. Dass die Produzenten vor Ort von den gestiegenen Preisen nicht profitieren, betont Fairtrade Deutschland.

Die Infografik auf Basis der monatlichen Preisdaten der  International Cocoa Organization (ICCO)  zeigt, dass sich der Durchschnittspreis für eine Tonne Kakao innerhalb der vergangenen 12 Monate mehr als verdoppelt hat. Im Februar 2024 wurden für eine Tonne Kakaofrüchte im Schnitt rund 5.640 US-Dollar beziehungsweise 5.226 Euro bezahlt.

Grund für den rasanten Preisanstieg sind laut ICCO/Statista schlechte Ernteerträge in Westafrika, der Schlüsselregion des Kakaoanbaus und das daraus entstandene Angebotsdefizit. Wetterphänomene aber auch strukturelle Anbauprobleme haben beispielsweise die Ernte in der Elfenbeinküste massiv beeinträchtigt. Die Elfenbeinküste ist der weltweite Hauptproduzent von Kakao und größter Exporteur – etwa 44 Prozent des globalen Kakaos stammt aus dem westafrikanischen Land. Dementsprechend ist der Kakaomarkt auch sehr volatil. 

Zusätzlich zur Sorge über knappe physische Vorräte verschärft sich nach Angaben von Statista auch die Lage am Finanzmarkt. Einige Händler, die Futures verkauft haben, benötigen nun Barmittel, um ihre Margin Calls für Derivate zu decken, was bei steigenden Märkten die Schließung vieler Short-Positionen bedeuten kann – ein Faktor, der die Preistrends weiter befeuert.

Laut Fairtrade Deutschland sind in Ghana auch die Auswirkungen und die Ausbreitung von illegalem Bergbau auf Kakaofarmen zu spüren. „Trotz der hohen Preise geht es den Kakaobäuerinnen und -bauern keineswegs besser. Sie leiden derzeit unter Ernteausfälle durch die Klimakrise und erhalten geringere Preise als die aktuellen Weltmarktpreise, da sie ihren Kakao für eine festgelegte Summe verkauft haben“ fasst Fairtrade Deutschland-Sprecher Marcelo Crescenti zusammen. Aktuell höhere Preise haben also keinen Einfluss auf die Zahlungen an die Kakaobauern. 

Fairtrade Deutschland betont, dass Preisschwankungen die oft als Familie arbeitenden Kakaoproduzenten vor gewaltige Herausforderungen stellen. "Kleinbäuerinnen und -bauern benötigen einen stabilen Lebensunterhalt, um in ihre Betriebe zu investieren und ihre Produktion an den Klimawandel anzupassen" heißt es in einem Post des Vereins auf LinkedIn. "Solange höhere Preise durch eine geringere Produktivität wettgemacht werden, führen sie lediglich zu einem unsicheren Einkommen, das das Armutsrisiko für Bäuerinnen und Bauern erhöht und die Zukunft des Kakaos bedroht."
Der Schlüssel für nachhaltige und zukunftsfähige Kakao-Lieferketten seien stabile Mindestpreise und Partnerschaften mit langfristigen Verträgen, die den Kakao-Kooperativen Planungssicherheit ermöglichen. Nur wenn die Kakaobäuerinnen und -bauern in der Lage sind, in nachhaltige Anbaumethoden zu investieren, könne der Ertrag wieder gesteigert werden, so Fairtrade Deutschland.

 

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise