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Mit Lächeln und Tempo: "Gesicht des Handels"

Warum kann man sich für einen Job im LEH begeistern? Für Renate Lüdke sind es die Menschen, der positive Stress, das gute Gefühl des Erfolgs, wenn die Logistik funktioniert und Kunden dankbar sind. Die Aldi-Kassiererin ist für den Handelsverband Deutschland das „Gesicht des Handels“ – und motiviert.

Auf der Bühne angekommen: Renate Lüdke mit Handelskongress-Moderatorin Judith Rakers. Foto: Jörg Sarbach/Handelskongress
Von Martina Kausch | Fotos: Jörg Sarbach/Handelskongress

Der Job des Lebens? Für Renate Lüdke steht seit 38 Jahren fest, dass sie ihn gefunden hat. „Nach dem ersten Arbeitstag habe ich zu meiner Mutter gesagt: Das ist es, das macht mir Spaß!“, erinnert sie sich an ihre erste Schicht als Verkäuferin im LEH. Immer noch – und mittlerweile mit körperlicher Einschränkung – ist sie mit Begeisterung bei der Sache. Für den Handelsverband Deutschland ist sie deswegen das „Gesicht des Handels 2023“.

Auf großer Bühne geehrt zu werden, einen überzeugenden Auftritt hinzulegen – für Renate Lüdke war das bei der Handelskongress-Gala im Estrel Congress Center in Berlin eher Freude als Stress. Dieses Talent hatte auch die Freundin erkannt, der sie eigentlich den Job bei Aldi Süd verdankt, erzählt die LEH-Begeisterte im RUNDSCHAU-Interview. Die arbeitete bei Aldi, musste aus privaten Gründen aber kündigen und wusste: Renate hatte ihre Stelle als Sekretärin an den Nagel gehängt, weil sie ihr schlicht zu ruhig war. „Du willst doch Publikum“, hatte sie festgestellt und ihr nahegelegt, sich doch einfach auf die frei werdende Stelle zu bewerben.

Gesagt,getan, Erfolg gehabt: 1985 stieg Renate Lüdke beim Discounter ein – und blieb. Beim Wettbewerb „Gesicht des Handels“ setzte sie sich gegen rund 350 Bewerbern durch.

Im netten Team voran

Endlich täglich mit Menschen zu tun haben, Kunden helfen und sie bei Fragen unterstützen, in einem netten Team arbeiten, mit Kollegen auch privat mal was unternehmen und gut bezahlt werden: Alle diese Vorteile zählt Renate Lüdke auf, wenn man sie fragt, was denn an einer Teilzeitstelle bei einem Discounter so toll sei. Dabei hatte sie sich ihre Stelle im Büro davor mühsam erarbeitet. Nach dem Hauptschulabschluss erwarb sie die Mittlere Reife, dann folgte die Bürokauffrau-Ausbildung.

Eine Streberin sei sie gewesen, erinnert sie sich. Dank Stenografieren im Sprachtempo und einer super Anschlagsbilanz auf der Kugelkopf-Schreibmaschine wurde sie mit knapp 21 Jahren Sekretärin des örtlichen Bankvorstands – und unglücklich. „Mit Wänden kann man sich nicht unterhalten“, wurde ihr bald klar – 18 Monate später begann für die junge Mutter die Teilzeit-Aldi-Laufbahn.

Am liebsten an der Kasse

Was Renate Lüdke bei ihrer Arbeit in der Aldi-Süd-Filiale Rauenberg bei Heidelberg begeistert? Die Menschen, die sie täglich um sich hat; die Geschwindigkeit, mit der die Abläufe ineinandergreifen; das Erfolgserlebnis, bei vielen Aufgaben die richtigen Prioritäten zu setzen und dann zu erleben, dass alles gut funktioniert, das geforderte Tempo erreicht wird und die Kunden zufrieden den Laden verlassen.

Besonders gern sitzt Renate Lüdke an der Kasse, dort, wo richtig etwas los ist, es keinen Leerlauf gibt und man Kunden mit einem Lächeln begrüßen und verabschieden kann. Kundenarbeit steht für sie an erster Stelle. „Freundlichkeit ist auf der Fläche das Wichtigste“, weiß sie. „Bitte“ und „Danke“ sagen sei ein Muss, vor allem nach dem Bezahlen, denn: „Der Kunde zahlt unser Gehalt.“

Humor und Verantwortung

Neben Engagement, Freundlichkeit, Bodenständigkeit und Humor ist Renate Lüdke auf der LEH-Fläche Sauberkeit wichtig – und Verantwortung. Dass ein Salatblatt auf dem Boden liegt, das gibt es bei ihr nicht – oder will man, dass ein Kunde ausrutscht und sich sonstwas bricht? Auf gar keinen Fall.


INFO

Was Renate Lüdke sich im Job wünscht

Bereits neun Monate nach ihrem Einstig bei Aldi Süd wurde Renate Lüdke Stellvertretende Filialleiterin – mit einem Arbeitsvertrag über 19,5 Stunden pro Woche. Dann aber verlor sie infolge einer schweren Grippeerkrankung einseitig auf einem Ohr ihre Hörkraft. Dankbar erinnert sie sich daran, dass sie trotz gesundheitlicher Einschränkung und Schwerbehindertenausweis in ihrer Position weiterarbeiten konnte. Die Entscheidung, die Stellvertretende Filialleitung abzugeben, traf sie selbst.

„Ich wünsche mir, dass mehr Schwerbehinderte eingestellt werden“, sagt Renate Lüdke. „Es sind ganz besondere Menschen, die viele Tätigkeiten toll machen und den Teams viel geben können.“ Im Arbeitsleben zu stehen sei für viele unglaublich wichtig und eine echte Motivation – auch für die Kollegen.

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