Artikel

Nutri-Score Neuberechnung: Erste Firmen verzichten

Seit dem 31. Dezember 2023 wird der Nutri-Score anders berechnet. Erste Unternehmen nehmen nun die Kennzeichnung von der Verpackung.

Von Martina Kausch | Fotos: BMEL

Seit der Nutri-Score neu berechnet wird, ändert sich die Bewertung zahlreicher Lebensmittel. Laut Verbraucherzentrale Hamburg erhalten einige Produkte "zu Recht eine schlechtere Bewertung". Neuerdings wird der Gehalt an Zucker, Salz und Ballaststoffen anders beurteilt. Salz und Zucker sorgen für negativere, Ballaststoffe hingegen positivere "Noten". Die erste Nutri-Score-Berechnung stammt von 2017, neue Ergebnisse der Ernährungsforschung sind in die Neuberechnung eingeflossen. Erste Unternehmen wie beispielsweise Berief Food nehmen nun die "Ampel" von der Verpackung.

Immer wieder habe es berechtigte Kritik an manchen Bewertungen des Nutri-Score gegeben, so die Verbraucherzentrale Hamburg. So bekam ein süßes Kakaopulver beispielsweise einen guten Nutri-Score B, den viele Menschen nicht nachvollziehen konnten. „Mit den neuen Regelungen will man die Kennzeichnung verbessern und den aktuellen Forschungsergebnissen Rechnung tragen. Das finden wir gut. In den letzten Jahren hatten die Verbraucherzentralen auf die Schwächen der an sich verbraucherfreundlichen Farbskala hingewiesen und Anpassungen gefordert“, erklärt Armin Valet von der Verbraucherzentrale. 

Ballaststoffe sind im neuen Nutri-Score wichtiger für die Bewertung. Deshalb schneiden Vollkornbrote mit vielen Ballaststoffen beispielsweise besser ab als das weniger gesunde Weißbrot. Außerdem wirken sich hohe Salz- und Zucker-Gehalte schlechter auf den Nutri-Score aus. „Kritisch sehen wir jedoch, dass beim Zucker weiterhin der Referenzwert von 90 Gramm pro Tag zugrunde gelegt wird. Aus unserer Sicht ist dieser Wert zu hoch. Höchstens 50 Gramm täglich toleriert die Weltgesundheitsorganisation“, kritisiert Valet. Der Wert der WHO sollte auch der Referenzwert für Zucker bei der Nutri-Score-Berechnung sein, damit die Kennzeichnung noch aussagekräftiger bei gesüßten Produkten wird.

Berief Food: Kein Nutri-Score mehr auf der Packung

Infolge der Änderung nehmen nun die ersten Firmen die "Lebensmittelampel" von der Verpackung. Berief Food beispielsweise verzichtet ab März 2024 "auf die Kategorisierung von vermeintlich gesunden Nahrungsmitteln", wie es in einer Meldung heißt. Man habe "diese Entscheidung gut durchdacht und ganz bewusst getroffen. Berief Food Geschäftsführer Bernd Eßer kritisiert folgende Änderungen in der Bewertung der pflanzlichen Drinks: Bisher waren diese der Kategorie „Lebensmittel“ zugeordnet. Nach dem neuen Algorithmus werden pflanzliche Drinks nach den Kriterien der Kategorie „Getränke“ bewertet. Alle Lebensmittel, die getrunken werden, werden somit einheitlich bewertet. Eine Unterscheidung, woraus die Getränke hergestellt werden (natürliche Zutaten oder Getränke mit Konzentraten oder Aromen), wird dabei nicht vorgenommen. Ein maßgebliches Kriterium in der Bewertung von Getränken ist der Zuckergehalt. Als einziges Getränk wird demnach reines Wasser eine A-Bewertung erhalten. Berief Produkte werden somit aufgrund des Zuckergehaltes, der zum Beispiel im Herstellungsprozess von Haferdrink aus dem Hafer entsteht, deutlich herabgestuft. Natürliche Zutaten wie ein Anteil an Obst, Gemüse oder Nüssen fließt bei Getränken erst ab einem relativ hohen Anteil positiv in die Bewertung ein – das ist jedoch
bei Flüssigkeiten kaum möglich, stellt das Unternehmen fest.

Mehr Infos bei der Verbraucherzentrale Hamburg

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise