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Oliver Hell, Diageo: Erfolgsfaktor „Konsumanlass“

Mit Oliver Hell hat sich Diageo bereits 2021 einen Vertriebsprofi ins Boot geholt, der als Commercial Director die Marktposition des Konzerns in Deutschland strategisch weiterentwickelt.

Oliver Hell ist seit April 2021 Commercial Director von Diageo Germany. Zuvor durchlief der Vertriebsprofi Stationen bei Kellogg’s, Schwartau, Colgate-Palmolive und Orkla. Foto: Jörg Brockstedt
Von Alexander Thürer | Fotos: Jörg Brockstedt

Fokussiert, entspannt, offen, redegewandt und direkt per Du – so lernt man Oliver Hell, seit April 2021 Commercial Director bei Diageo Germany, kennen, wenn man ihn in Hamburg zum Interview trifft. Dass er so entspannt auftreten kann, liegt sicherlich auch an der Firmenpolitik von Diageo. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist hier ein zentrales Anliegen – und diese lebt der 48-jährige Vater von zwei Kindern seinem Team tagtäglich vor. „Nur wenn der Chef das macht, trauen sich die anderen das auch. Bei uns gilt immer Family first“, so Oliver Hell.

Daher stand kurz vor dem Interview auch ein Arzttermin mit der Tochter an, den Hell ganz selbstverständlich in seinen ansonsten prallvollen Kalender integrieren konnte. „Übrigens bekommt jedes Elternteil bei Diageo nach der Geburt des Kindes sechs Monate voll bezahlten Elternurlaub.“

Konsumgüter im Blut

Seine Karriere begann Oliver Hell im Rahmen eines dualen Studiums bei Kellogg’s in Bremen. „Damals gab es da noch ein großes Werk, wo auch etwas produziert wurde, das heißt, ich konnte die gesamte Kette vom Einkauf über die Produktion bis hin zum Vertrieb kennenlernen. Das hat mir viel geholfen.“ Nach seiner Ausbildung wechselte er intern ins Category Management und in den Vertrieb. „Das hat mich damals schon fasziniert, denn der Verbraucher stimmt mit den Füßen ab, entweder es gefällt ihm oder nicht.“


"Wir müssen weg von der klassischen Warengruppendenke und den Konsumanlass verstehen. Da muss man dann etwas anbieten!"

Oliver Hell, Diageo


Nach acht Jahren zog es ihn in das damals noch sehr traditionelle Familienunternehmen Schwartau, bevor er zu Colgate-Palmolive wechselte. „Wieder große Marken, wieder FMCG, wieder internationaler Konzern, aber ein interessanter Perspektivwechsel“, erinnert sich Hell vor allem gerne an seine Zeit in der Genfer Konzernzentrale.

Als Sales Director kehrte er daraufhin zu Kellogg’s zurück – „damals hatten sie gerade Pringles gekauft, was es sehr spannend machte“ –, bevor er für den norwegischen Konsumgüterriesen Orkla das Deutschlandgeschäft aufbaute. „Das war quasi ein Start-up im Großkonzern, sehr unternehmerisch.“ Doch seit April 2021 ist die Spirituose nun Oliver Hells Heimat. 

Diageos Zukunftsstrategie

Und in dieser dürfte es ihm ebenfalls kaum langweilig werden, denn Trinkanlässe haben sich in der Post-Pandemie-Zeit stark verändert. Wie reagiert man bei Diageo auf diese neuen Realitäten? „Alkoholkonsum geht Stück für Stück zurück, der Trend geht zu hochwertigeren Spirituosen. Leute trinken Spirituosen mit weniger Alkohol oder alkoholfrei. Das bedienen wir zum Beispiel mit unseren Gin-Giganten, etwa dem Gordons 0,0 % oder auch dem Tanqueray 0,0 %. Als Nächstes kommt dann unser Captain Morgan 0,0 % als erste große braune Spirituosenmarke, die da einsteigt. Zudem denke man darüber nach, diese Produkte (wo noch nicht geschehen) auch als Ready-to-Drink zu forcieren. „Convenientes Trinken ist der zweite wichtige Trend.“

Herausforderungen begegnen

Also alles entspannt bei Diageo? Nicht ganz, denn neben der Inflation beschäftigt Oliver Hell vor allem die neue Volatilität des Marktes. „Warengruppen, vor allem die Spirituose, waren früher einfach besser vorherseh- und vorhersagbar. Das ist deutlich schwieriger geworden.“ Auch müsse man weg von der Denke in klassischen Warengruppen. „Konsumanlässe sind viel wichtiger, da muss man den Kunden erreichen!“

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