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Picnic im Interview: Nachhaltiges Wachstum, befeuert durch Corona

Der Online-Supermarkt Picnic boomt. Nicht nur die Kunden-, sondern auch die Mitarbeiterzahlen vervielfachen sich. Dabei betont Frederic Knaudt, Deutschland-Chef von Picnic, dass dieses Wachstum durchaus von nachhaltiger Natur sein soll.

"Picnic" "Frederic Knaudt"
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Von Nilofar Eschborn | Fotos: RUNDSCHAU

Herr Knaudt, wie entwickelt sich die Nachfrage bei Picnic?

Seitdem vor rund sechs Wochen der erste Corona-Fall in Heinsberg bekannt wurde, ist die Nachfrage natürlich enorm angestiegen. Insgesamt hat sie sich mehr als verdoppelt. Dennoch spüren wir, dass die extreme Phase vorbei ist.

Wie wächst in diesen Tagen die Anzahl der Kunden?

Inzwischen zählen wir 2000 neue Kundenanmeldungen pro Tag. Da ist es in meinen Augen erstaunlich, wie schnell ein solcher Ausnahmezustand als normal angesehen wird. Auch bei bestehenden Kunden ist der Warenkorb größer geworden. Das Verhalten der Kunden hat sich einfach verändert. Das beste Beispiel: Gemüsekonserven. Während wir gewöhnlich 0,5 Tonnen pro Tag davon verkauft haben, sind es in diesen Tagen 2,5 Tonnen. Da ist es ein Segen, dass wir nun im Schnelldurchgang unser zweites Fulfillment-Center in Nordrhein-Westfalen eröffnen konnten. Während unser erstes Lager in Viersen 10.000 Quadratmeter groß ist, sind es in Herne nun 15.000 Quadratmeter. Das ist für uns ein wichtiger Sprung nach vorn.

Wie viel Personal hat Picnic in Deutschland neu eingestellt?

Aktuell haben wir pro Woche rund 50 neue Shopper eingestellt. Sie werden im laufenden Betrieb angelernt und auf beide Standorte aufgeteilt. Auch jetzt bewerben sich noch jeden Tag neue Kandidaten bei uns. Zudem melden sich einige Unternehmen aus Gastronomie, Catering und Co. und bitten um Personalpartnerschaften. Aber tatsächlich sind unsere neuen Mitarbeiter querbeet aus allen Bereichen zu uns gekommen. Denn wir versuchen, unser Team möglichst nachhaltig aufzubauen und nicht mit Leuten, die in zwei Monaten gegebenenfalls wieder weg sind.

Gehen Sie also davon aus, dass Picnic sein Wachstum auch nach der Corona-Pandemie fortsetzt?

Zum einen glaube ich daran, dass ein gewisser Gewohnheitseffekt eintritt. Die generelle Akzeptanz, Lebensmittel online zu kaufen, wird in unserem Liefergebiet durchaus wachsen. Zum anderen sind wir ein junges Unternehmen und verzeichnen ohnehin ein schnelles Wachstum. Da ist es normal, dass wir anfangs um ein X-faches wachsen, wenn auch der Wert x durch Corona befeuert wird. Expansionspläne haben wir so oder so. Durch Corona werden diese nur beschleunigt. Mit Blick auf unseren Expansionsplan denken wir deshalb auch durchaus darüber nach, in diesem Jahr schon ein drittes Fulfillment-Center zu eröffnen. Aktuell befinden wir uns auf Standort-Suche in Nordrhein-Westfalen.

Kürzlich haben Sie den Sonntag als zusätzlichen Liefertag eingeführt. Wie wird dieses Angebot angenommen?

Der Sonntag wird sehr gut angenommen. Intern macht es für uns kaum einen Unterschied, ob wir unsere Mitarbeiter auf sechs oder sieben Tage aufteilen. Durch die Priorisierung der Pflegekräfte und Ärzte an diesem Tag sind die Mitarbeiter sogar durchaus motiviert, die Lebensmittel auszuliefern. Kurz- und mittelfristig werden wir den Sonntag deshalb beibehalten. Langfristig müssen wir abwarten, ob die Regierung es weiterhin bewilligt. Wir würden es jedenfalls begrüßen.

Blicken wir mal auf den kommenden Sonntag: Spüren Sie einen Ansturm wegen der Osterfeiertage?

Durchaus. Im Vergleich zur Vorwoche ist der Umsatz diese Woche um 30 Prozent gewachsen – das ist schon massiv. Wir haben wirklich Glück, dass wir die Nachfrage mit unserem neuen Fulfillment-Center in Herne auch abfedern können.

Andere Online-Supermärkte können aktuell über Wochen keine Liefertermine mehr anbieten. Wie schaffen Sie es, dass Sie nur auf die nächsten drei Tage ausgebucht sind?

Während es in der Kommissionierung noch nicht ganz so große Unterschiede zu anderen Lieferservices wie beispielsweise von Rewe gibt, unterscheiden wir uns umso mehr in den Kapazitäten der Auslieferung. Während wir durch unser Milchmann-Prinzip zehn Kunden in einer Stunde beliefern können, sind es bei anderen mit dem Taxi-Prinzip gerade mal zwei bis drei Kunden. Es ist für uns einfach kein Problem, wenn in einer Straße beispielsweise noch eine zweite Lieferung hinzukommt.

Und wie stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter gesund bleiben?

Zum einen beliefern wir unsere Kunden kontaktlos. Zum anderen haben wir natürlich strenge Hygienevorschriften und Abstandsregelungen, an die sich jeder hält. Morgens wird auch von jedem Mitarbeiter die Körpertemperatur gemessen, um Symptome gegebenenfalls frühzeitig zu erkennen.

"Picnic" "Frederic Knaudt"
Frederic Knaudt, Deutschland-Chef von Picnic

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