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PwC-Studie: Das zählt bei Konsum in Krisenzeiten

Kunden achten auf Nachhaltigkeit und wechseln bei guter Beratung in den stationären Handel. Umsatzwachstum gelingt aktuell durch Datennutzung. Das ist das Ergebnis einer PwC-Studie.

Auf Produktionsbedingungen der Lebensmittel achten Kunden auch während der aktuellen Inflation. Für Fairtrade-Ware sind sie bereit, mehr auszugeben, sagt eine PwC-Studie.
Von Martina Kausch | Fotos: Fairtrade Deutschland

Die Kauflaune hat in den vergangenen Monaten gelitten. Angesichts der aktuellen Krisen sind  46 Prozent der Deutschen  um die eigene finanzielle Situation besorgt, 54 Prozent schränken nicht-essenzielle Ausgaben ein. Der stationäre Handel erlebt hingegen einen kleinen Aufschwung in der Gunst der Kunden und auch das weiterhin steigende Bedürfnis nach Nachhaltigkeit bietet Anlass zur Hoffnung. Zu diesen Ergebnissen kommt der Global Consumer Insights Survey von PwC, für den die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ende 2022 Verbraucher in 25 Ländern befragt hat, darunter 504 Menschen in Deutschland.

Veränderte Bedürfnisse bei Kunden

„Mit einer Inflationsrate von derzeit 8,7 Prozent und Lebensmitteln, die in einem Jahr teils 20 Prozent teurer geworden sind, müssen viele Menschen ihren privaten Konsum umstellen. Das merkt auch der Handel“, sagt Dr. Christian Wulff, Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland und EMEA. Sonderangebote (53 Prozent) und Eigenmarken (44 Prozent) sind laut PwC-Umfrage besonders gefragt – ein Trend, der sich schon seit dem Vorjahr abzeichnet: „Der verstärkte Griff zu Sonderangeboten und Eigenmarken hat sich bereits im Jahr 2022 in den Umsätzen der deutschen Händler bemerkbar gemacht. Gemäß unserer Prognose könnte der Marktanteil der Eigenmarken 2023 um rund ein Prozent wachsen, was einer Verschiebung von circa 1,8 Milliarden Euro Marktvolumen entspricht“, erklärt Christian Wulff.

Rückkehr in den stationären Einzelhandel

Etwas Mut macht das HDE Konsumbarometer: Mit abnehmender Teuerungsrate zum Jahresende 2022 steigt die Kauflust nach dem Durchschreiten des Allzeittiefs im Oktober 2022 wieder kontinuierlich an.  Und auch wenn der Onlinehandel weiterhin stark ist – jeder Dritte (33 Prozent) möchte in den nächsten Monaten vermehrt im Internet einkaufen – sehen viele Konsumenten Vorteile im physischen Einkauf. Die häufigsten Gründe, wieder vor Ort zu shoppen: fachkundiges und hilfsbereites Verkaufspersonal (57 Prozent), das Prüfen auf Fehler vor dem Kauf (50 Prozent) und hohe Lieferkosten beim Onlinehandel (24 Prozent). Rund ein Drittel nutzt zudem jeweils digitale Serviceangebote wie Händlerapps, Selbstbedienungskassen oder „Click & Collect“. Ein Viertel (24 Prozent) gab an, in den kommenden sechs Monaten vermehrt im stationären Handel einkaufen zu wollen.

Höhere Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte

Die Mehrheit der Befragten achtet beim Einkaufen zunehmend auf Kriterien der Nachhaltigkeit. Dies beinhaltet verschiedene Aspekte in den Bereichen Umwelt, Soziales und nachhaltige Unternehmensführung (auf Englisch: Environment, Social, Governance, kurz: ESG). Rund drei Viertel der Befragten geben eine erhöhte Zahlungsbereitschaft für Produkte aus nachhaltigen Materialien an (73 Prozent). Auch bei transparenter und nachverfolgbarer Herkunft (73 Prozent), lokaler Produktion (74 Prozent) oder dem Verzicht auf Tierversuche und Tierquälerei (78 Prozent) sind Konsumenten zu einem Aufpreis bereit. „Der Bedarf nach Nachhaltigkeit und Qualität bleibt hoch. Die Verbraucher reduzieren ihren Konsum an vielen Stellen, richten ihn dadurch jedoch auch bewusster aus“, sagt Dr. Stephanie Rumpff, Head of Industry Business Development bei PwC Deutschland und Mitautorin der Studie.

Der richtige Umgang mit Daten bietet Wachstumschancen

Zum bewussteren Konsum gehört auch die wachsende Sorge um die Sicherheit der persönlichen Daten. Ein Viertel der Kunden reduziert Ausgaben bei aus ihrer Sicht nicht vertrauenswürdigen Unternehmen (26 Prozent) oder entscheidet sich gegen Newsletter, E-Mails oder andere  werbliche Kommunikation durch die Händler oder Marken (25 Prozent). „Onlinehändler und Konsumgüterhersteller sollten den Schutz persönlicher Daten priorisieren und in Cybersicherheit investieren, um das Vertrauen ihrer Kunden zu gewinnen und aufrecht zu erhalten“, sagt Christian Wulff. Er rät Händlern zudem, die Datennutzung entlang der Wertschöpfungskette weiter zu verbessern: „Wer Informationen aus Vertriebskanälen sowie Konsumenten- und Lieferantendaten zusammenführt und zusätzlich in neueste Analysemethoden und -tools investiert, schafft eine verbesserte Entscheidungsbasis und kann auch in Krisenzeiten Umsatzwachstum generieren.“

 

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