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Ran an die Kohlen!

Wintergrillen – das ist im Grunde nicht mehr, als der Name sagt: grillen im Winter. Doch mit dem richtigen Know-how zu Technik und Zutaten wird es zum aufregenden Outdoor-Event. Wir haben Grill-Profi Oliver Quaas gefragt, worauf es ankommt und helfen Ihnen, Ihr Sortiment winterfest aufzustellen!

Von Emmelie Öden | Fotos: stock.adobe.com/andrei310

Wenn die Temperaturen unter null sinken, die frische Luft den Kopf wachhält und die Sonne schon seit dem Nachmittag untergegangen ist, heißt es: Grill anschmeißen! Wer glaubt, dass die Grillsaison mit den letzten warmen Tagen geendet hat, liegt falsch. Denn kuschelig eingepackt und mit einem wärmenden Glühwein, Grog oder Aquavit in der Hand macht das Brutzeln am Feuer erst richtig Spaß. Doch worauf muss man in der kalten Jahreszeit achten und was landet diesen Winter auf dem Rost? Das weiß der mehrfache Grill-Meister und Blogger Oliver Quaas. „Für die meisten Leute ist Grillen eine Saisonsache. Doch mittlerweile ist es nichts Ungewöhnliches mehr, dass viele übers ganze Jahr grillen, auch im Winter.“

Feuer an und Deckel drauf

Auf welches Gerät man dabei zurückgreift, ist erst einmal nebensächlich. Sowohl Gas- als auch Holzkohlegrills eignen sich für kalte Temperaturen. Auch die Geschmacksdebatte braucht laut Quaas übrigens niemand mehr zu führen: „Den Unterschied kann man gar nicht bis minimal schmecken.“ Zu bedenken ist allerdings, dass, egal bei welchem Gerät, der Brennstoffverbrauch durch die kalten Außentemperaturen grundsätzlich steigt.

Beim Holzkohlegrill rät Oliver Quaas zu Briketts statt Holzkohle: „Wenn ich etwas zubereite, was nur kurz Hitze braucht, etwa Steaks oder Würstchen, kann ich gut Holzkohle nehmen. Wenn ich aber lange Hitze brauche oder auch ganze Menüs am Grill zubereite, würde ich immer zu Briketts greifen, weil die eine längere Brenndauer haben.“ Briketts mit hoher Qualität würden schon einmal drei bis vier Stunden brennen, versichert Quaas. Um die Briketts zum Glühen zu bringen, empfiehlt der Profi einen Anzündkamin. Das ist nicht nur sicherer, sondern spart auch Energie dank Windschutz. Von flüssigem Grillanzünder rät Quaas dagegen ab: „Wenn ich mir flüssigen Grillanzünder auf die Kohlen oder Briketts kippe, dünstet es aus. Das ist einfach ungesund und riecht unangenehm.“ Stattdessen lieber auf Holzwolle setzen.

Das richtige Zubehör

Außer dem Grill selbst gibt es einiges, was die Zubereitung gerade im Winter erleichtert. Für unabdingbar hält Oliver Quaas ein digitales Grillthermometer mit drahtloser Datenübertragung. „Bei Fleisch, das länger als eine Stunde im Grill gart, nehme ich ein Thermometer und stecke es so ins Fleisch, dass es im Kern ist. Dann kann ich die Temperatur genau überwachen und weiß, wann es fertig ist.“ Mithilfe von Bluetooth oder WLAN lässt sich die Temperatur dann außerhalb vom Grill, zum Beispiel auf dem Handy, ablesen und man spart sich das ständige Aufklappen des Deckels. Das ist vor allem bei kalten Temperaturen ein großer Vorteil.

Daneben gibt es weitere Hilfsmittel, die das winterliche Barbecue noch besser machen. Für echte Grill-Enthusiasten schon fast ein alter Hut, aber gerade im Winter eintolles Zubehör ist der Dutch Oven. Der dickwandige, gusseiserne Grillkochtopf ist sozusagen das Outdoor-Pendant zum Bräter und lässt sich für unzählige Gerichte verwenden. Dank kleiner Füße lassen sich die meisten Modelle oberhalb der Kohlen platzieren, auf den hochrandigen Deckel kann man zusätzlich Kohlen oder Briketts ablegen. So garen im Dutch Oven deftige Schmorgerichte, aber auch Brot oder Kuchen.

Zu den neueren Grill-Gadgets zählen gusseiserne Feuerplatten, erklärt Oliver Quaas. Sie werden meist mithilfe einer Halterung auf dem Kugelgrill befestigt. Unterhalb der Platte wird Feuer gemacht, wodurch diese sich aufheizt und als Grill genutzt werden kann. Es gibt sie sowohl als Add-On für den Kugelgrill als auch als komplettes Gerät, also direkt an einer Feuerschale befestigt. Das Besondere: „Man kann mit allen um den Grill herumstehen und jeder kann mitgrillen, wenn er will. Das ist ein echtes Gemeinschaftserlebnis.“ Und gerade im Winter ein großes Plus: Die Nähe zum Feuer hält angenehm warm.

Von der Vorspeise bis zum Dessert

Aber kommen wir zur wichtigsten Frage überhaupt: Was landet im Winter eigentlich auf dem Grill? „Auch beim Grillen mag man es im Winter natürlich deftiger als im Sommer. Jetzt können die schwereren Gerichte, echtes Soulfood, aufgefahren werden.“ Winter-Evergreens wie Gänsebrust oder Wild kommen jetzt vom Grill, gerne kreativ serviert, zum Beispiel im Sandwich mit karamellisierten Zwiebeln. Aber spielt Fleisch immer noch die Hauptrolle am Grill? „Die Grillszene ist natürlich von jeher sehr fleischlastig. Vor allem bei den klassischen BBQ-Rezepten aus den USA steht Fleisch nun mal im Fokus.“ Trotzdem sieht Quaas hier eine Entwicklung und plädiert dafür „kein Billigfleisch zu kaufen und regional zu unterstützen, falls es geht.“ Vor allem aber beobachtet er, dass auch die Fleischgourmets gegenüber vegetarischen Alternativen nicht abgeneigt sind, und zwar nicht nur als Beilage.

Deshalb kommt diese Wintersaison auch vermehrt saisonales Gemüse wie Kürbis oder Rosenkohl auf den Grill, prognostiziert der Grill-Meister. Ob glasiert oder gefüllt, klassisch oder international. Halt machen müsse man auch nicht beim Dessert: Ein winterlicher Kaiserschmarrn mit Rosinen und Vanillesoße kann ebenso gut wie ein klassischer Gugelhupf mit dem Grill zubereitet werden. Für Oliver Quaas sind auch ganze Menüs vom Grill keine Seltenheit.Bei der Zubereitung – egal ob Fleisch, Gemüse oder Kuchen – gilt im Winter die einfache Grundregel: Den Deckel möglichst geschlossen halten, denn das spart Energie. Sobald das Grillgut vom Rost beziehungsweise aus den Kohlen kommt, sollte es zudem sofort serviert werden. Denn bei winterlichen Temperaturen kühlt es natürlich schnell aus. Grundsätzlich empfiehlt der Grill-Experte, immer einen Zwei-Zonen-Grill einzurichten: Also eine Zone zum starken Erhitzen und eine zum sanften Garen. Dazu sollte man bei einem Gasgrill lediglich die Hälfte der verfügbaren Brenner anzünden, oder alternativ Kugelgrills nur zur Hälfte mit Brennmaterial befüllen. So können Steak, Gemüse und Co. erst heiß angegrillt und anschließend schonend nachgegart werden. Und für eine gleichmäßige Hitzeverteilung im Grill kann man mit einem geschlossenen Deckel sorgen.

Wenn man ein paar Kleinigkeiten beachtet, kann Grillen im Winter genauso viel Spaß machen wie im Sommer. Entsprechend vorbereitet und warm angezogen, bringt die Kälte sogar den Extra-Kick. Für Oliver Quaas ist es vor allem der Reiz, an der frischen Luft und in der Gemeinschaft zu kochen: „Ich mache das nicht nur, um zu essen, sondern verstehe Wintergrillen als Gemeinschafts-Event.“ Und darin unterscheidet es sich in keinster Weise von seinem sommerlichen Pendant.

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