Wenn Stefan Lenk mit seinem schneeweißen Kittel den Raum betritt, könne man meinen, auf einen gestandenen Apotheker zu treffen. Der 62-Jährige wirkt dabei souverän, unaufgeregt und stets gut gelaunt. Dass der frisch gebackene MLF-Präsident und erfolgreiche Rewe-Kaufmann mit seinen aktuell neun Märkten in diesem Jahr die Umsatz-Schallmauer von 100 Millionen Euro knacken könnte, macht ihn dabei selbstverständlich stolz, denn damit erfüllt er einen Traum, den bereits sein mittlerweile verstorbener Vater hatte, als dieser seine ersten Märkte eröffnete. Wir haben Stefan Lenk in Bochum getroffen, um zu erfahren, was ihn als Kaufmann antreibt und wie er seine neue Rolle als MLF-Vorsitzender interpretiert.
"Unsere Kunden sind sehr bodenständig. Deshalb versuchen wir nicht, Preise für den besten Ladenbau zu gewinnen. Bei uns soll die Ware sprechen."
Stefan Lenk, Inhaber Rewe Lenk, Bochum
Herr Lenk, Sie kommen aus einer Kaufmannsfamilie mit langer Tradition. Können Sie sich erinnern, wie Ihre Eltern die ersten Schritte im LEH gemacht haben?
Mein Vater hat sein erstes Geschäft in Bochum 1963 eröffnet, mit gerade einmal 40 Quadratmetern. 1968 haben meine Eltern dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein weiteres mit 100 Quadratmetern gebaut. An einem Tag haben sie dann 10.000 DM Umsatz gemacht, daraufhin sagte mein Vater ganz stolz: „Jetzt haben wir’s geschafft.“ Damals gab es ja eine Vielzahl von Kleinst- und Stubenläden, nicht vergleichbar mit den heutigen Großflächen. Aber die Entwicklung, die unsere Familie damals genommen hat, war durchaus fix.
Wir sitzen hier in einem alten Fachwerkhaus neben Ihrem Markt in Bochum Eppendorf, das als Verwaltungsgebäude fungiert. War das schon immer so?
Den Markt haben wir 1995/96 gebaut und ihn 1996, kurz nachdem meine Frau und ich geheiratet hatten, eröffnet. Das Fachwerkhaus sollte ursprünglich vermietet werden, am Ende haben wir aber entschieden, selbst einzuziehen. Mit unseren drei Söhnen haben wir auch lange Zeit hier gewohnt. Irgendwann haben sich die Ladenöffnungszeiten allerdings so weit nach hinten verschoben, dass ich deshalb immer weniger Zeit mit meinen Söhnen verbracht habe. Daraufhin sind wir ein paar Straßen weiter umgezogen und haben die Räumlichkeiten seitdem als Büro genutzt. Den Markt haben wir zwischenzeitlich auch von ursprünglich 1.200 auf 1.750 Quadratmeter ausgebaut. Das hat sich auch in einem deutlichen Umsatzplus von 40 Prozent bemerkbar gemacht.