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Wein & Sekt: Leichter, fruchtiger Genuss

Welche Megatrends prägen den Weinmarkt 2023? Welche Produkte sind im Kommen? Welche Ansprüche haben die verschiedenen Zielgruppen? Pünktlich zur ProWein Mitte März werfen wir mit Weinexpertin Dorit Schmitt einen Blick auf die aktuellsten Entwicklungen.

Foto: Adobe Stock/kubais
Von Mirko Jeschke | Fotos: Adobe Stock/kubais

In knapp zwei Wochen ist es wieder so weit, das Who’s who der Wein- und Spirituosenbranche trifft sich erneut auf der weltweit größten und bedeutendsten Fachmesse für Weine und Spirituosen in Düsseldorf. Dabei werden vom 18. bis 21. März in 13 Messehallen insgesamt über 6.000 Aussteller aus rund 60 Ländern erwartet.


19,9 Liter

Wein hat jeder Deutsche im letzten Weinwirtschaftsjahr 2021/22 im Schnitt konsumiert – ein Minus von 0,8 Litern.

Quelle: Deutsches Weininstitut


Proaktive Maßnahmen

Trotz der großen Herausforderungen, vor denen Weinproduzenten, Exporteure, Importeure, Weinfachhändler sowie Vertreter aus Gastronomie und Hotellerie stehen, reagieren die Branchenführer proaktiv auf die ökonomische Krise. Laut dem ProWein Business Report 2022, den die Hochschule Geisenheim im Auftrag der ProWein erstellt hat, erschließen sie mit ihren Produkten neue Märkte und gehen mit sehr innovativen Lösungen auf die Bedürfnisse des Handels und der Konsumenten ein.

Im vergangenen Jahr verzeichnete die ProWein beachtliche 5.724 Aussteller aus 62 Ländern und über 38.000 Fachbesucher. Damit die Messe – seit 1. Februar unter der Leitung des neuen Direktors Peter Schmitz – erneut zum Besuchermagneten wird, bietet die diesjährige Ausgabe wieder zahlreiche Trendshows, Sonderschauen und Event-Foren.

Dazu zählen die „World of Zero“ (Thema „Alkoholfrei“, Halle 1), die „Trend Hour Tastings“ („Verpackungsalternativen zu Glas“, „#kabilove und die neue Frische im Wein“, „Welt der Bioweine“), die Trendshow „same-but-different“ (Craft Spirits, Craft Beer und Cider, Halle 7.0), die „Urban Gastronomy Lounge by #asktoni & ProWein“, die „Champagne Lounge“ (Halle 9) sowie der Bio-Bereich/„Organic World“ und die Sonderschau „Packaging & Design“ (Halle 5).

Weinexpertin Dorit Schmitt hat für die RUNDSCHAU vier spannende Trends im Wein-/Schaumweinsegment identifiziert.


INFO

Dorit Schmitt, Sommelière

AromenspieleDorit Schmitt hat Kommunikationsdesign an der Fachhochschule in Nürnberg studiert. Sie bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Werbebranche mit und ist seit über zehn Jahren im Food & Wine Business tätig. Die Sommelière, die eine sensorische Ausbildung an der Weinakademie in Krems gemacht hat, betreibt das Online-Magazin Aromenspiele, das saisonal abgestimmte Tipps zu Rezepten mit passender Weinbegleitung vorstellt. Als freiberufliche Journalistin schreibt sie zudem für Fachzeitungen über die Bereiche Food und Wein.


 

1. Alkoholfreie und alkoholarme Weine

Klimawandel, Corona-Pandemie und Krieg haben das Konsumverhalten stark verändert. Die Menschen wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen und wie diese produziert wurden. Und sie wollen regionale Produkte, die möglichst nachhaltig hergestellt werden. Aktionen wie der „Veganuary“, „Dry January“ oder „Sober October“ finden immer mehr Anhänger. Die junge Zielgruppe gibt hier laut Dorit Schmitt den Takt vor. Sie will gesundheitsbewusst und klimafreundlich leben, da passt übermäßiger Alkoholkonsum nicht mehr. Begriffe wie „Mindful Drinking“ trenden und beschreiben das neue Lebensgefühl. Innovative, alkoholfreie Getränke sind gefragt – und das nicht nur bei Erfrischungsgetränken. Alkoholfreie Biere haben sich längst etabliert, jetzt ziehen Spirituosen, Schaumweine und Weine nach. 


"Alkoholfreie Schaumweine aus Obstsäften oder mit Tee verschnitten, am besten von regionalen Produzenten, haben großes Potenzial."

Dorit Schmitt, Sommelière


Alkoholfreie Schaumweine aus Obstsäften oder mit Tee verschnitten, am besten von regionalen Produzenten, haben demnach großes Potenzial. Sie schmecken, erfrischen und bedienen den Wunsch nach Nachhaltigkeit und Biodiversität. Dass die Akzeptanz zunimmt, sieht man auch auf der ProWein im März, die dem Thema mit der „World of Zero“ erstmals eine eigene Bühne bietet.

Noch stecken die alkoholfreien Weine in den Kinderschuhen, aber immer mehr namhafte Winzer arbeiten dran, es muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Zu stark ist die Gewohnheit, wie Wein schmecken muss, in den Köpfen verankert. Denn eines ist klar: Unter dem Fehlen von Alkohol darf der Geschmack nicht leiden. Es gibt also hier noch viel Luft nach oben. Aber: Wieso sollte bei Wein nicht klappen, was bei Bier längst gut funktioniert?

2. Rosé-Weine – anerkannte Begleiter

Die Beliebtheit von Rosé-Weinen wächst immer noch. Sie sind erwachsen geworden: weg vom fruchtig-süßen Frauenwein, hin zum anerkannten Speisenbegleiter. Beim BBQ, zum Aperitif, zur Asia-Küche oder zum österlichen Lammbraten erobern die trockenen Vertreter nach und nach mehr Terrain. Auch wenn Rosé bevorzugt in den Sommermonaten getrunken wird, hat er doch, so Dorit Schmitt, Potenzial fürs ganze Jahr. Schließlich wird er heutzutage mit der gleichen Aufmerksamkeit hergestellt wie Rotwein. Hochwertiges Traubenmaterial und trockener Ausbau werben immer mehr Anhänger für den „neuen“ Rosé-Typ, der oft mit Glamourfaktor daherkommt. Je nach verwendeter Rebsorte reicht die Rosé-Farbpalette von zart Lachsfarben bis kräftig Himbeer- oder Kirschfarben. Grenache, Syrah, Mourvèdre, Cinsault, Tempranillo, Spätburgunder und Sangiovese überzeugen mit Aromen von roten Früchten, Kirschen, Pflaumen, Brombeeren oder Kräutern.

3. Cidre, Obst- und Blütenschaumweine

Aber auch internationale Cider und Cidre passen gut in den Trend zu weniger Alkohol – noch dazu, wenn sie in Bio-Betrieben und mit alten regionalen Obstsorten gemacht werden. Hinzu kommt, dass die Cider-Branche seit Jahren sehr innovativ arbeitet, auch die traditionellen Cidre-Produzenten haben ihre Produkte modernisiert.

In den Fokus rücken Schlagworte wie vegan, bio, aromatisiert, gehopft, craft und alkoholfrei. Die Bandbreite ist enorm gewachsen, Cidre ist laut Dorit Schmitt längst kein reines „Apfel-Produkt“ mehr. Das Zauberwort heißt „Flavoured Ciders“. Sie bedienen den Spaß am Entdecken neuer Geschmacksrichtungen und kommen in einem frischen, modernen Etikettendesign auf den Markt.

Auch in der boomenden Barkultur findet Cidre seinen Platz, weil er eine perfekte Basis von Cocktails oder alkoholarmen Drinks ist. Dass Cidre auch ein spannender Speisenbegleiter ist, muss bei uns im Gegensatz zu Frankreich noch entdeckt werden. Die hochwertig produzierten Schaumweine aus Äpfeln oder Birnen begleiten viele raffinierte Gerichte wie Meeresfrüchte, Geflügel und Käse, aber auch Desserts mit Früchten oder Schokolade.

4. Nachhaltig produzierte/Bio-Weine

Die Wein-Produzenten sind dem Klimawandel immer stärker ausgesetzt. Kein Wunder also, dass mit Hochdruck nach angepassten Produktionsmethoden und geeigneten Rebsorten gesucht wird. Alte, fast vergessene Rebsorten kommen zurück, und der Blick richtet sich verstärkt auf sogenannte pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwi).

Die haben es schwer, weil der Verbraucher meist nach bekannten Sorten wie Grauburgunder, Sauvignon Blanc, Riesling oder Merlot und Cabernet Sauvignon sucht und mit den Piwi-Sorten noch wenig anfangen kann. Dabei schmecken sie heute durchaus überzeugend, findet Dorit Schmitt. Cabernet Blanc anstelle von Bacchus oder Souvignier Gris anstelle von Riesling – immer mehr Winzer 
suchen Rebsorten, die dem Klimawandel trotzen und überzeugende Weine entstehen lassen.

In historischen Sorten wie dem später reifenden Gelben Orleans sehen Forscher eine Antwort für künftige leichte, trockene und säurehaltige Weißweine. Man darf auch gespannt sein, ob sich Wein in Dosen oder das Bag-in-Bag-System hierzulande durchsetzen. Immerhin könnten die Dosen in pfiffigem Design eine moderne, jüngere Zielgruppe ansprechen. Wieso nicht die alkoholfreien Weine darin anbieten? 


INTERVIEW

Steffen Ueltzhöfer, Inhaber Edeka Ueltzhöfer

Auf welche Weine freuen Sie sich in dieser Saison am meisten? 
Interessant finde ich vor allem die weitere Entwicklung bei Rosé, das ist ein toller Trend, besonders Weine im Preissegment acht bis zehn Euro aufsteigend.

Was sind aus Ihrer Sicht derzeit weitere spannende Entwicklungen?
Es gibt eine große Nachfrage nach wertigem Champagner, allerdings bei schwieriger Verfügbarkeit. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie sich die Verbraucher bei steigenden Preisen verhalten werden und ob es möglicherweise ein Down-grading im Massenmarkt geben wird.

Welche Themen spielen Sie 2023 am PoS besonders stark?
Wir konzentrieren uns auf regionale und internationale Sonderposten mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis und sehr guter Qualität. Zudem wollen wir unser Frankreichgeschäft ausbauen.


 


Fitfortrade-Markentrainer Schaumwein

Spannende Infos und Hintergrundwissen zum Thema Schaumwein finden Sie hier.
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