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Wilke-Skandal: Ministerin räumt Unstimmigkeiten bei Betriebskontrolle ein

Eine Betriebskontrolle der Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG am 5. September ist offenbar nicht nach Plan verlaufen. Das räumte die hessische Verbraucherschutzministerin beim Umweltausschuss im Hessischen Landtag ein. Nun stehe die Aufklärungsarbeit im Fokus.

"Priska Hinz"
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Von Nilofar Eschborn | Fotos: Unternehmen

Die hessische Verbraucherschutzministerin Priska Hinz hat eingeräumt, dass es bei einer Betriebskontrolle der Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG zu Unstimmigkeiten gekommen ist. Das verkündete sie im Rahmen des Umweltausschusses im Hessischen Landtag.

Eigentlich sei für den 5. September eine gemeinsame Betriebskontrolle des Landkreises Waldeck-Frankenberg – in diesem Fall die zuständige Überwachungs- und Kontrollbehörde - mit dem Regierungspräsidium Kassel und dem Landeslabor Hessen geplant gewesen. Allerdings wurde die Kontrolle offenbar vor dem Eintreffen der zuständigen Vertreter des Präsidiums und Landeslabors durchgeführt. Stattdessen fand nur eine gemeinsame Besprechung statt.

Ein Bericht der Task-Force Lebensmittelsicherheit zeigte im Nachgang, dass es erhebliche bauliche Mängel im Betrieb gab, die bereits seit längerem bestanden haben müssen. Der Landkreis berichtete über diese Mängel jedoch nur unzureichend, erklärt die Ministerin. „Die Aufklärungsarbeit steht jetzt im Fokus. Wir haben den Landkreis aufgefordert, bis 25. Oktober ausführlich über noch offene Fragen zu berichten.“

Der Fall Wilke im Überblick

Im März 2019 wurde das Hessische Verbraucherschutzministerium über Krankheitsfälle durch Listerien informiert. Ein Zusammenhang mit den Wilke-Wurstwaren war zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Dieser bestätigte sich erst am 16. September durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Verbindung mit den Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts.

Bereits als sich die Hinweise verdichteten, dass von Wilke-Produkten eine Gefahr ausgeht, wurden Kontrollen durchgeführt und der gesamte Betrieb desinfiziert. Zudem wurden alle dort produzierten Lebensmittel auf Listerien untersucht, heißt es aus dem Ministerium. Als die Lage trotz aller Maßnahmen nicht in den Griff zu bekommen war, wurde der Betrieb vor rund zwei Wochen geschlossen. Wilke hatte inzwischen einen Eilantrag gegen die Schließung eingereicht, der jüngst vom Verwaltungsgericht Kassel abgelehnt wurde.

Foodwatch-Forderung nach vollständiger Liste bleibt unerwidert

Diskussionen herrschen zudem weiterhin um die Forderung der Organisation Foodwatch, eine vollständige Liste der betroffenen Handelswege und Einzelhandelsverkaufsstellen von Wilke-Waren zu veröffentlichen. Diese liege den Behörden auch heute noch nicht vor – zurecht, wie Hinz findet. Sie erklärt: „Ein Unternehmen ist gesetzlich dazu verpflichtet, seine direkten Lieferanten und direkten Kunden über mangelhafte Ware aufzuklären. Diese müssen dann wiederum ihre eigenen Kunden informieren usw. Wir können schlicht nicht nachvollziehen, in welchem Supermarkt und in welcher Kantine die Wilke-Wurst verkauft wurde. Ein Rückruf kann daher nur entlang der Lieferkette erfolgen, da nur die Unternehmen und weiteren Händler die Warenströme kennen. Die jeweils örtlich zuständigen Überwachungsbehörden können mit diesen Angaben noch vorhandene Waren sicherstellen und den Rückruf zu den Kunden in der jeweils nächsten Handelsebene beaufsichtigen.“

"Priska Hinz"
Priska Hinz, Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Hessen

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