Ein Weg durch Lebensmittel-Wunderwelten, der jedem Besucher sofort zeigt, dass hier eine Begeisterte wirkt – das ist das E-Center Brehm in der Berliner Clayallee. Im Oktober hat Stefanie Brehm den 3.600-Quadratmeter-Markt eröffnet, in dem man an vielen Details das Engagement erkennt, mit dem die Kauffrau arbeitet. Und in dem viele schöne Bereiche coronabedingt bald nicht mehr genutzt werden konnten: „Nachdem wir so intensiv an unserem Konzept gearbeitet haben, trifft es uns, aber auch unsere Kunden, sehr, dass wir unser Café und unsere Tapasbar auf der Fläche schon nach einer Woche wieder schließen mussten“, sagt sie. Es ist das Pandemie-Schicksal. Als Händlerin Kunden auszusperren – das ist für Stefanie Brehm hart. Das Schöne aber ist, dass sich Brehm hier einen Traum erfüllt hat, der alle Corona-Krisen überstehen wird.
Und das, obwohl der Weg dahin steinig war. Der Berlinerin war kein Markt in die Wiege gelegt worden, und sie hatte nach dem Schulabschluss in der Vor-Wendezeit zudem andere Vorstellungen vom Berufsleben. „In den Einzelhandel zu gehen war tatsächlich nicht meine erste Wahl. Ich habe in einer Zeit angefangen, als die Bedingungen für den Handel wirklich schwierig waren“, blickt sie zurück. Den Handelsfachwirt und den Betriebswirt erwarb Brehm in der Abendschule. Mit 25 Jahren übernahm sie ihren ersten Markt, sammelte Erfahrung als Marktleiterin. Von da an ging der Weg in die Selbstständigkeit.
Fünf Märkte hat Stefanie Brehm heute, was ihre Einstellung zum Handel verändert hat: „Bis heute habe ich es keinen Tag bereut.“ Nun möchte sie Menschen ermutigen: „Mein Ziel ist, den Ruf des Einzelhandels insbesondere für unseren Nachwuchs, aber auch allgemein in der Gesellschaft zu verbessern.“
Etwas Besonderes sollte es werden
Die Clayallee im Berliner Stadtteil Zehlendorf kannte Stefanie Brehm seit Langem, ebenso lange war aber eben dort kein Standort in Sicht. Dann zog im Gebäude Nr. 326 ein Elektrofachmarkt aus, und die Edeka Minden sicherte sich den Standort. Beim Umbau verzögerten sich die Arbeiten um rund eineinhalb Jahre, aber Ende gut, alles gut: Im Oktober 2020 wurde der Markt eröffnet.
Für den Standort Clayallee, so berichtet Stefanie Brehm, habe sie anfangs nur gewusst, dass dieser Markt anders werden sollte. „Ich hatte etwas ganz Bestimmtes im Kopf“, erinnert sie sich, war aber anfangs unschlüssig, was und wie man sich dieses „Bestimmte“ vorzustellen hatte. Sie wollte eine warme Atmosphäre, einen Markt mit Convenience- Fokus im Eingangsbereich, denn in der Nähe gibt es Schulen, Arztpraxen und viel Laufkundschaft, die „schön und praktisch“ einkaufen will. Ideen für ihren neuen Markt hatte Stefanie Brehm an vielen Orten gesammelt, hat sich Märkte in New York oder in London angeschaut – trotzdem: „Meine Ideen zu entwickeln und umzusetzen war ein Prozess, der die gesamte Bauphase der letzten anderthalb Jahre begleitete.“ Ihr Ehemann Jan Kuhse ist vom Ladenbau-Fach und ergänzte das Gestaltungsteam. Etwas Besonderes sollte es für die Hauptstadt und das schicke Zehlendorf werden – andererseits: Wie dunkel darf es in einem Lebensmittelgeschäft sein? Brehm bemerkte anfangs auch, dass Kunden etwas orientierungsschwach im Gang standen – die Laufrichtung war wegen des Marktplatz-Konzepts gerade im vorderen Teil des Marktes nicht ganz klar. Mittlerweile wurden Wege verändert, und auch ein aufwendig gestalteter Übersichtsplan erleichtert dem Kunden das Sich-Zurechtfinden.
Stahlrohr und Vintage-Look
Gleich nach dem Eingangsschwinger spürt man das leicht vintage-angehauchte Markthallen- Flair. Die Konditorei glänzt als Stahlrohr- Kiosk unter weiß-rot-gestreiften Markisen. Die Optik aus hellen Holzfarben schafft freundliche Luftigkeit in eleganter Atmosphäre. Drink-, Snack-, Salat- und Bowl-Bar – alle folgen der ansprechenden Optik.
Tiefer auf der Fläche, im hinteren Teil des Marktes, ändert sich die Atmosphäre. In der Obst- und Gemüseabteilung wirken die Farben der Naturprodukte auf dem dunkelgrauen Regalen und Obstmöbeln besonders eindrucksvoll.
Sogar die Kassenplätze sind schön
Viele Details überzeugen: Die Wände zu den Personal- und Lagerausgängen wurden in Backsteinoptik gestaltet. Das große Unverpackt- Regal ist besonders praktisch beschriftet, sodass man auf den ersten Blick erkennt, wo Reis, Nudeln, Nüsse oder Süßes zum Abfüllen zu finden sind. Helle Lampenschirme, überdimensioniert, aber in traditioneller Form, machen sogar die Kassenplätze schön. Und wo gibt es schon eine Macarons-Bar mit neun Sorten, wo einen Pfann-Cake-Stand, wo ist selbst das Handdesinfektionsgerät gestylt? Wo ist die Dry-Aged-Box 150 Zentimeter breit? Wo wird Kaffee in einer Röststation im Laden geröstet? Bei Stefanie Brehm in der Clayallee.
Lieferservice mit E-Bike
Aber die Kauffrau sorgt natürlich nicht nur für eine überzeugende Atmosphäre. Besonderen Wert legt sie auf die Sortimentsarbeit. Da ist die spektakuläre, 36 Meter lange Frischetheke einschließlich dem Dry-Age-Schrank. Der steht nicht im Arbeitsbereich hinter der Theke, ondern ist unmittelbar in die Theke integriert – nicht nur für Beef-Fans, auch einfach im Vorbeigehen ein spektakulärer Anblick. Fünf Mitarbeiter schnippeln im Markt frische Salate. Und Kuchenfreunde kommen erst recht auf ihre Kosten: „Besonders die Konditorei im Markt bereitet viel Freude. Die Kunden haben unsere Eigenproduktion sofort angenommen. Hier haben wir noch viel vor“, ist sich Stefanie Brehm sicher. Seit Januar gibt es für Kunden außerdem einen Lieferservice per E-Bike. Anfangs sei ihr das Konzept nicht leichtgefallen, sagt die Kauffrau, und: „Bei so vielen tollen Märkten ist es schwer, sich abzusetzen. Zusätzlich zu meinen Erfahrungen und Erkenntnissen der letzten Jahre brauchte es Mut, neue Ideen umzusetzen.“ Heute ist es keine Frage: Der Markt ist ein Schmuckstück.
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