Da läuft man doch gleich neugierig hinterher auf der Suche nach authentischen Originaltönen von Kunden, wenn die beiden Frauen unmittelbar vor dem Eingang zum Berliner Forum Steglitz stehen und man hört, wie sie sich offenbar über die neue Attraktion unterhalten: „Hier oben gibt’s ’nen neuen Edeka, warst du da schon? Nein? Da müssen wir mal hin, ist toll.“ Was wie eine Szene aus einem Werbefilm klingt, hat sich abgespielt, und zwar unmittelbar vor und in dem Aufzug, über den man vom Platz vor dem Einkaufszentrum direkt in den Markt fahren kann. Dann steht man zwar nicht vor dem Haupteingang, sondern sofort vor der Fleischtheke und einer Nebenkasse, aber eindrucksvoll ist der erste Eindruck allemal.
Über vier Jahre hat sich die Umbauzeit hingezogen, bis Edeka Minden-Hannover im Forum Steglitz in Berlin an einem Ort einen Vollsortimenter eröffnen konnte, an dem es davor kein Lebensmittelgeschäft gab. Entstanden ist ein E-Center, das unglaublich vielfältige Themen spielt und aktuell natürlich den Spagat zwischen Schwerpunkt Preiseinstiegssortiment und Schwerpunkt High-End-Produkten stemmen muss. Dieser Spagat gelingt erstaunlich gut, und auch das ist eine Leistung.
Von Austern und Currywurst
Ist man auf der Suche nach Gediegenheit, betritt man den Markt im ersten Stock tatsächlich am besten vom Aufzug aus, denn dann steht man sofort vor der Fleisch- und Wurst-Bedientheke, wo fachkundige und informationsfreudige Mitarbeitende jedes Stück des prächtigen Angebots vor Ort braten, mit Beilagen versehen und es dem Kunden zum Verzehr im unmittelbar anschließenden Bistro No. 1 überreichen. Wertiges Metallbesteck gibt’s in einem „Butler“-Aufsteller, das passende Getränk gleich in der sich ebenfalls anschließenden (Wein-)Bar. So etwas nennt man durchdachte Planung.
No. 1 ist Ansage – mit Insta-Wand
Für ein neues Store-in-Store-Konzept hat sich Edeka Minden-Hannover mit Interstore Schweitzer zusammengesetzt und sich auch für die „Schwester-Center“ Weserpark in Bremen und im Stern-Center Potsdam ähnliche Konzeptgedanken gemacht. Glücklicherweise gibt es trotzdem Unterschiede in der Detail-ausführung. So punkten im Forum Steglitz besondere Ideen, die vom im modernen Wintergarten-Look transparent gestalteten Gastrobereich bis zur Insta-Wand reichen. Hier lockt das Poster-Glück für alle sozialen Kommunikationsschienen 2022 und zukünftig. Die großen Glasflächen lassen im Bistro mit 70 Sitzplätzen das Tageslicht einfallen und bieten einen tollen Blick auf die Schloßstraße. Und wie kommuniziert man diese Lage an einer der Top-Einkaufsmeilen der Hauptstadt, in der Nähe der Berliner Villengegenden im Südwesten? Die Adresse Schloßstraße 1 machte den Edekanern Mut, dieses E-Center „No. 1“ zu nennen. Wenn das keine Ansage ist.
Eat & Meet mal sieben
Aber die Nummer eins macht dem Namen alle Ehre. Sieben Eat & Meet-Stationen bieten von der Auster (in zahlreichen Sorten) und dem Rinder-Entrecôte aus Brandenburg über den Eierkuchen bis zur Currywurst wirklich für jeden Geschmack etwas. Zu den imposanten Abteilungen gehören „Die Fischwerker“, die von der Edeka 1918 übernommene Hamburger Fischmanufaktur, die nun ihre Shops in den Märkten ausrollt. Das funktioniert bei den „normalen“ Frischfischtheken und den super sortierten Fischständen in den E-Centern Berlin-Steglitz und Potsdam Stern-Center mit einem breiten Angebot an Süß- und Salzwassertieren bis zu Meeresfrüchten. Die frische Ware wird hier auf Eis offen ohne Glas präsentiert – für den nötigen Hygieneabstand zu der frischen Ware gibt es stilecht dicke Taue. Die Käseabteilung ist nicht nur umfangreich sortiert, sondern auch schön anzuschauen. Gleich in der Nebentheke ist für ein kleines Angebot an frischer Pasta gesorgt.
Und dann die Wein- und Spirituosenabteilung. Als Ideengeber verkauft man an einem Regal unmittelbar neben den Naturalien Bücher als Fachlektüre zum Thema Cocktails und Co. Die Weinbar hat sich als Treffpunkt dem Vernehmen nach bereits etabliert. Für Vor-Ort-Events gibt es Platz für bis zu 70 Personen. Zum No. 1-Programm gehört außerdem die Bäckerei mit Showbäckerei. Dass man hier bei der Confiserie Reichert an einem ganz normalen Mittwoch eine schwedische Prinsesstårta mit ihrem lindgrünen Marzipanüberzug entdeckt, spricht endgültig für die hier gelebte Konditorenkunst.
Im Stern-Center Potsdam
Trotz Edelprodukten – im Herbst/Winter 2022 mit Inflation und Energiekrise möchte die Edeka Discounterqualitäten betonen. Im Haupteingangsbereich im No. 1 leuchten die roten Preisschilder über nahezu jeder Sorte Obst und Gemüse, immer wieder wird auf das Gut-und-Günstig-Angebot hingewiesen. Allerdings ist im Stern-Center diese Strategie viel deutlicher spürbar. Den ehemaligen Real-Markt hat Edeka auf 6.600 Quadratmetern Fläche über zwei Etagen völlig neu aufgestellt und im September 2022 eröffnet. Das Shop-in-Shop-Konzept schafft auch hier viel Atmosphäre, aber es gibt mehr Gut und Günstig, Aktionsware wird deutlicher beworben, Amore Roma zeigt das Sortiment italienischer Feinkost am Stand im emotionalen Altstadt-Alimentari-Look. Und sehr wertig und verlockend präsentiert Marktleiter Thomas Brendel Presseartikel, Geschenke und Drogeriewaren.