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Anuga-Spezial: In-Style-Drinks, Bier & Wein

Alkoholfreie Getränke entwickeln sich seit Jahren konstant, der Anteil der kalorienreduzierten Varianten nimmt dabei stetig zu. Das Ziel der Hersteller: die Verbindung von Genuss und Wellness/Lifestyle.

Von Mirko Jeschke | Fotos: Adobe Stock/Mediteraneo, Anuga

Wer auf die Kategorie der Alkoholfreien Getränke (AfG) schaut, kommt an der Bezeichnung „light“ nicht vorbei. Doch wie sind entsprechende Produkte eigentlich definiert? Ein Blick in die europäische Health-Claims-Verordnung gibt Aufschluss: Brennwertverminderte (light) Erfrischungsgetränke umfassen demnach kalorienreduzierte, kalorienarme und kalorienfreie Getränke. Dabei müssen kalorienreduzierte Getränke mindestens 30 Prozent weniger Energie enthalten als ein vergleichbares Produkt. Diese Bedingungen müssen auch erfüllt sein, wenn das Produkt als „leicht“ bzw. „light“ gekennzeichnet wird. Kalorienarme Getränke weisen nicht mehr als 20 Kalorien (kcal) bzw. 80 Kilojoule (kJ) pro 100 ml 
auf, während die Angabe „kalorienfrei“ bedeutet, dass das Getränk nicht mehr als vier Kalorien (kcal) bzw. 17 Kilojoule (kJ) pro 100 Milliliter enthält.


"Auch 2022 hat sich der Trend zu Erfrischungsgetränken mit weniger oder ohne Kalorien bzw. Zucker fortgesetzt."

Detlef Groß, wafg-Hauptgeschäftsführer


Wachstum bei Lifestyle-Varianten

Laut den Zahlen der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg), die für 2022 bei den Erfrischungsgetränken einen Pro-Kopf-Verbrauch von 121,6 Litern (2021: 118,4 l) ermittelt hat, steigen in der Verbrauchergunst vor allem Getränke, mit denen ein gewisser Wellness- bzw. Selbstoptimierungsfaktor in Verbindung gebracht wird. So haben im vergangenen Jahr beispielsweise die Kategorien „Wasser mit Aromen“ (+ 9,2 %), „Angereicherte Getränke und Energiegetränke“ (+ 5,0 %) sowie „kohlensäurefreie Fruchtsaftgetränke (light)“ (+ 14,5 %) zulegt, während der Pro-Kopf-Verbrauch von „Cola und Cola-Mischgetränken (light)“ um 4,0 Prozent und der von „Brausen und sonstigen Erfrischungsgetränken“ um 20,3 Prozent gestiegen ist.

Großgebinde & Multipacks gefragt

Wie aus den Trend Evaluation Consumer Insights „Limonaden und Colagetränke 2023“ der Marktforschungsberatung Mafowerk hervorgeht, finden Getränke auf Basis von Tee, Wasser oder Saft mit Wellness-/Functional-Anspruch immer mehr Käufer, insbesondere in der jungen Zielgruppe. Dies geht meist zulasten der klassischen Limonaden und Colagetränke.

Mit 70,9 Prozent haben fast drei Viertel aller Konsumenten stets einen Vorrat an Limonaden/Colagetränken im Haus. Zwei Drittel der Shopper, so ein weiteres Ergebnis der Studie, kaufen entsprechende Produkte immer dann, wenn es ein gutes Angebot gibt. Dabei findet mit 57,2 Prozent mehr als jeder Zweite, dass Limonaden/Colagetränke generell zu teuer sind, nur jeder Vierte ist der Meinung, dass sie zu billig verkauft werden.

Bei der Wahl der Gebindeart/Flaschengröße entscheidet sich jeweils knapp die Hälfte der Befragten für große PET-/Plastikflaschen (1 l) beziehungsweise für sehr große PET-/Plastikflaschen (1,5 l). Rund ein Drittel der Konsumenten bevorzugt kleine PET-/Plastikflaschen (0,1 bis 0,5 l), während 26,6 Prozent große Glasflaschen (1 l) und 23,5 Prozent Getränkedosen (0,3 l) kaufen. Dabei sind für gut 50 Prozent der Verbraucher Flaschen in Mehrfachpacks die Mengeneinheit der Wahl. 42,3 Prozent der Shopper tendieren zu Einzelflaschen, 34,8 Prozent zu Flaschen in Kästen. Bei der Gebindeart Dose entscheiden sich immerhin noch 23,3 Prozent für Einzeldosen und 21,5 Prozent für Dosen in Mehrfachpacks.


 

Was kommt nach Hellbier?

Helles ist der Biertrend der letzten Jahre. Doch wird er anhalten? Nicht ganz, prognostiziert Branchenkenner Dirk Omlor (Getränke News). Das Wachstum sei bereits abgeschwächt und dürfte alsbald in eine Stagnationsphase übergehen. Der Markt sei weitgehend aufgeteilt, die Regale seien längst gefüllt.

Doch wie viel weiß-blaues Image verträgt das Segment? Trachtenjanker, Dirndl, Zwiebeltürme und Blautöne prägen die Etiketten. Wohltuend wirkt laut Omlor der volkstümliche Auftritt von Spaten, der in Retro-Optik den Markt von hinten aufrollt. Auch Veltins setzt beim Hellbier mit Pülleken auf ein eigenständiges Produktmarkenkonzept und hebt sich damit deutlich vom bayerischen Image ab. 


91,8 Liter Bier hat jeder Deutsche 2022 im Schnitt konsumiert (2021: 89,4 l). Es ist der erste Anstieg seit 2018.

Quelle: Deutscher Brauer-Bund


Alkoholfreie Varianten gefragt

Neben dem Spezialitätensegment hat keine andere Variante in den letzten zehn Jahren so stark zugelegt wie Alkoholfreie Biere/Biermischgetränke. Der Marktanteil im LEH: fast sieben Prozent. Andererseits sind Biermixe und RTDs mit höherem Alkoholgehalt sehr gefragt. 

Veltins hat seine Biermix-Range „V+“ von 2,5 auf fünf Volumenprozent Alkohol umgestellt, seitdem ziehen die Verkaufszahlen wieder an. Auch bei Karlsberg Mixery sind die höherprozentigen Sorten erfolgreich, und die Radeberger Gruppe setzt mit „Cyberz“ auf mehr Alkohol. Ganz oder gar nicht, lautet offenbar die Devise. Omlor zufolge werden künftig neben Hellbier wohl alkoholfreie Getränke sowie Getränke mit höherem Alkoholgehalt zulegen. Produkte mit wenig Alkohol dürften eher verlieren


 

Weiss, rosé und trocken

Mit knapp 20 Liter pro Kopf (2022) liegt der Weinkonsum der Deutschen im langjährigen Mittel, während bei Schaumwein (2022: 3,2 Liter) in den vergangenen Jahren durchaus ein leichter Abwärtstrend zu erkennen ist. Um den vorherrschenden Geschmackstrends der Verbraucher Rechnung zu tragen, haben die deutschen Weinerzeuger im vergangenen Jahr exakt die Hälfte aller Qualitäts- und Prädikatsweine in der trockenen Geschmacksrichtung angeboten.

Nach Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI) entspricht dies einem Plus von zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. 20 Jahre zuvor waren nur 35 Prozent der deutschen Qualitätsweine trocken. Der Anteil halbtrockener Weine hingegen blieb gegenüber dem Vorjahr mit 21 Prozent konstant und hat sich auch in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert. Zurückgegangen ist stattdessen die Produktion lieblicher und süßer Weine. Sie machten 2022 nur noch 29 Prozent aller qualitätsgeprüften Weine aus, im Gegensatz zu 45 Prozent im Jahr 2002.


19,9 Liter Wein hat jeder Bundesbürger 2022 im Schnitt konsumiert, ein Minus von 0,8 Litern gegenüber 2021.

Quelle: Deutsches Weininstitut


Weißweinanteil bei 66 Prozent

Bezogen auf die Weinfarben legten im vergangenen Jahr laut DWI die Roséweine nicht nur im Konsum, sondern auch im Angebot der Weinerzeuger zu. Mit einem Anstieg von einem Prozentpunkt auf 13 Prozent aller Qualitäts- und Prädikatsweine haben die Rosés wieder das Niveau und den bisherigen Höchststand von 2020 erreicht. Der qualitätsgeprüfte Weißweinanteil wuchs 2022 um zwei Prozentpunkte auf 66 Prozent. Der Anstieg der Weiß- und Roséweinproduktion ging zulasten der Rotweine, die noch 21 Prozent der qualitätsgeprüften deutschen Weine ausmachten.

Neben Weiß- und Roséweinen liegen aktuell insbesondere auch alkoholfreie und alkoholarme Weine, Cidre, Obst- und Blütenschaumweine sowie nachhaltig produzierte/Bio-Weine in der Gunst der Konsumenten weit vorne, wie Weinexpertin Dorit Schmitt zu berichten weiß (siehe RUNDSCHAU-Märzausgabe).

Nachhaltiger Genuss

Inwieweit hält der Gin-Hype noch an bzw. gibt es bereits einen Nachfolger?
Der Gin-Hype der letzten Jahre flacht deutlich ab, doch werden weiterhin Gins mit (überwiegend) regionalen Zutaten oder unter Nachhaltigkeits-
gesichtspunkten produzierte Sorten den Weg zum Verbraucher finden. Auch exotische Botanicals werden vermehrt zu finden sein, aber unter der Prämisse des erkennbar wacholderbasierten Gingeschmacks. Einen klaren Favoriten als Nachfolger kann man nicht erkennen, doch sind einige Kategorien auf dem Weg. Agavendestillate, Weinbrände und Liköre stehen dabei ganz hoch im Kurs.

Welche Präferenzen haben Verbraucher aktuell in den Kategorien Whiskey, Rum und Liköre?
Whisk(e)y und R(h)um sind langsam, aber dafür beständig wachsende Kategorien. Im Whisk(e)y-Segment wird der Verbraucher in Zukunft mehr mit nachgereiften („Finish“) Sorten konfrontiert, da die Änderungen der Gesetzgebung in Schottland und Großbritannien neue Finishes erlauben. Zudem werden viele neue erbaute Destillerien ihre Produkte in den kommenden Jahren den Märkten offerieren und dadurch die Vielfalt erhöhen.

Dies gilt insbesondere auch für die ständig steigende Zahl der Destillerien und die damit einhergehende Vielfalt an Irish Whiskey, der sicher als Kategorie ein Gewinner der nächsten Monate und Jahre sein kann. Liköre, entweder sehr süße Varianten oder die Bitter-, Starkbitter- oder Halbbitterliköre, erleben bereits seit geraumer Zeit eine Wiederbelebung.

Welche Shifts sind zu beobachten?
Allen voran sind dies Nachhaltigkeit, umweltverträgliche Produktion und regionale Herkunft der Marken. Hier ist Potenzial für „local heroes“ wie Wacholder- und Obstbrände und -geiste sowie die (gelagerten) Kornbrände. Auch Obstspirituosen werden gerade von jungen Konsumenten „neu“ entdeckt.

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