Der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI) zieht für das vergangene Jahr trotz einer Vielzahl an Krisen eine positive Bilanz. BSI-Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick: „Fachkräftemangel, Inflation, Energiepreise, Rohstoffverteuerung sowie Bürokratie fordern die Spirituosenbranche in Deutschland. Premium-Spirituosen liegen weiterhin im Trend, auch wenn der Pro-Kopf-Konsum etwas zurückgeht. Zu beobachten ist, dass das Thema ‚no & low spirits‘ an Fahrt gewinnt. Wir konnten zudem beobachten, dass Spirituosen weiterhin zu den umsatzstarken Warengruppen im LEH gehören, bei einer leicht rückläufigen Außenhandelsbilanz für Spirituosen“.
Das herausfordernde letzte Jahr brachte auch für den Spirituosenmarkt kein einheitliches Bild. Laut BSI gehörten Spirituosen 2023 zwar erneut zu den umsatzstarken Warengruppen im Lebensmitteleinzelhandel (Distribution rund 76 Prozent) – mit leicht positivem Umsatzergebnis (1,4 Prozent), jedoch bei rückläufiger Nachfrage (ca. 4 Prozent 2023/2022 – gemäß Marktforschung NielsenIQ [Germany] GmbH). Stabil blieben auch die weiteren Distributionskanäle wie Gastronomie, Fachhandel etc. (rund 24 Prozent). Der Pro-Kopf-Verbrauch von Spirituosen ging dabei um 0,1 Liter bzw. 1,9 Prozent auf 5,1 Liter zurück. Auf dem deutschen Markt wurden 2023 rund 710 Millionen Flaschen à 0,7 Liter angeboten. Damit ist der deutsche Spirituosenmarkt weiterhin der größte innerhalb der EU (ca. 8 Prozent).
„Das Jahr 2023 hat erneut gezeigt, dass Prognosen in die Zukunft immer schwieriger werden“, so Angelika Wiesgen-Pick. Auch die Daten zur Käuferreichweite und zur uneinheitlichen Verbraucherstimmung zeigen, dass ein Ausblick auf 2024 nur schwer möglich ist. So kauften im vergangenen Jahr rund 69 Prozent aller Haushalte in Deutschland mindestens einmal Spirituosen ein. Die Käuferreichenweitenverluste zum Vorjahr ergeben sich – nach Angaben der Consumer Panel Germany GfK GmbH – über alle Haushalte hinweg mit Schwerpunkt bei jüngeren Haushalten.
„Eine seriöse Konsumprognose für 2024 kann daher erst abgegeben werden, wenn absehbar ist, wie sich die Inflation und die weiteren wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland zeigen. Unter den gegebenen Voraussetzungen appellieren die Hersteller und Importeure der Spirituosenbranche an die Politik, keine weiteren staatliche Eingriffe in den verschiedenen Bereichen wie Werbung, Warnhinweise, Lebensmittelrecht etc. für die Spirituosenbranche zu planen, sondern verlässliche Rahmenbedingungen zu setzen und so die Funktionsfähigkeit der Lieferketten und der entsprechenden Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten“, so BSI-Präsident Thomas Ernst.
Entwicklungen im LEH im Jahr 2023
Nach Analysen der Marktforschung Circana GmbH sank der Absatz an Spirituosen im LEH (inklusive Aldi/Lidl/Norma) im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent auf rund 528 Millionen Flaschen à 0,7 Liter. Rund 76 Prozent des Gesamtabsatzes mit Spirituosen wurden über den LEH abgesetzt. Die größten mengenmäßigen Marktanteile verbuchten weiterhin „Klare Spirituosen“ (rund 37,0 Prozent), „Liköre“ (rund 36,0 Prozent) und „Whisk(e)ys“ (rund 10,1 Prozent). Zu den Gewinnern zählten u. a. Liköre (darunter „restliche“ Liköre, Moccaliköre), Whisk(e)ys, Branntwein-Verschnitt, Aquavit, Raki, Doppelkümmel, Wacholder, Steinhäger, Tresterbrand, Armagnac und Bärwurz. Das Umsatzvolumen im LEH betrug 2023 rund 4,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,9 Milliarden Euro). Das ist gut ein Viertel des Umsatzes aller alkoholhaltigen Getränke (Bier, Wein, Sekt und Spirituosen) im LEH.